den ich im WO-Forum geschrieben habe. Für den Fall, dass technische Aspekte - bzw. meine Ansicht dazu - von Interesse sind.
...ich glaube nicht, dass die shorter bei der aktuellen Nachrichtenlage noch viel Manövriermasse haben. Sie können hoffen, dass größere longs und in der Folge dann auch Kleinanleger noch ein wenig warten, bis sie Käufe starten. Und in dieser Zeit vielleicht durch Volatilität (immer wieder Pakete werfen, zurückkaufen, wieder werfen...) Kleinanleger verunsichern und den Kurs geringfügig drücken oder zumindest stabil halten zu können. Wobei diese Strategie permanent - wenn auch geringe - Verluste einfährt. Aber die letzten Tage haben gezeigt, dass sie von ihren 3.5M geshorteten Aktien kaum etwas covern können, ohne den Kurs hochzuziehen. Weitere Aktien auszuleihen wird auch immer teurer und es stehen auch nicht viele Aktien zur Leihe zur Verfügung (iborrowdesk geht gerade nicht, daher kein link).
Klar, die Reaktion des Kurses auf die Nachrichten vom Freitag war enttäuschend. Da haben halt ein paar stocksteife Jungs die Fakten vorgetragen. Wenn die gleichen Fakten im Ami-Style von einem vor johlendem Publikum herumtanzenden verlorengegangenen Schauspieler vorgetragen worden wären, wäre die Reaktion vielleicht anders gewesen. Aber die Jungs von Varta sind halt Fachleute, die ihren Job verstehen und keine Schauspieler. Daher musste man die Fakten aus den (für die meisten wohl langweiligen) Vorträgen entnehmen und werten. Und wie viele Kleinanleger machen das schon bzw. können diese technischen Fakten werten und einordnen? Keine 5% würde ich schätzen. Der Rest orientiert sich am beliebig gehaltenen Gewäsch von "Analysten", von denen nach meiner Meinung auch keine 5% auch nur halbwegs Ahnung von der Technik haben.
Daher keine Reaktion von Kleinanlegern (siehe Umsätze am Freitag). Größere longs sagen sich wahrscheinlich: hey, die Kleinanleger springen noch nicht auf, da warten wir doch, bis die shorter sich noch ein bisschen weiter in die Sch..ße geritten haben und steigen dann ein, wenn der Kurs noch ein paar ? billiger ist.
Die vorgetragenen Fakten (nicht nur) zur 21700er waren allerdings wesentlich positiver, als ich sie erwartet hätte. Der geringe Innenwiderstand der 21700 und die dadurch machbare kurze Ladezeit war ja schon klar. Aber dann:
- die 21700 wird bei max. (Ent)Ladestrom nicht wärmer als 35°C. Das ist richtig gut. Gefahr durch Überhitzung also kein Thema. Platz-/Gewichts-/Energieersparnis wegen geringerer Anforderungen an die Kühlung. Die Idee dahinter: Silizium ins Anodengitter eingebaut. Sicher patentiert, mögliche Lizenzeinahmen. Es wird neben der "high power" Version der 21700er noch andere Versionen geben. Ich bin mal gespannt auf deren spezielle Eigenschaften.
- Die 21700er ist ansonsten technisch von den coins abgeleitet. Die wiederum eine derzeit unerreichte Energiedichte haben. Die sie aber demnächst noch mal um 20% steigern werden. Nicht erwähnt und Vermutung von mir: dass die nächsten Generationen der coins sicher auch von der neuen Anode der 21700er profitieren und kürzere Ladezeiten haben werden.
- Die kritischen und wesentlichen Komponenten ihrer Produktionsmaschinen baut Varta selbst. Weil sie so wissen, was/wo/wie optimierbar ist. Und natürlich: weil sie es können. Was bei der Konkurrenz nicht unbedingt gegeben ist. Bei den meisten wahrscheinlich untergegangen ist die Bemerkung, dass sie demnächst einen wichtigen Teil im Produktionsprozess bzw. die betreffende Produktionsmaschine um einen Faktor 3 schneller machen werden.
- Die für mich wesentliche message: sie haben es einfach drauf! Da arbeiten Leute, die von der kreativen Idee über die technische Umsetzung in einen Prototypen bis zur Produktion mit selbst gebauten Maschinen Produkte ermöglichen, die weltweit mit immer noch einigem Abstand führend sind. Das ist derzeit so (mit den coins) und wird wohl in Zukunft mir neuen Produkten nicht anders sein. Und sie haben offensichtlich auch noch Leute, die den Markt und potentielle Kunden kennen und die Produktentwicklung so steuern, dass sich neue Chancen ergeben (Robotik, Landwirtschaft, Drohnen, ...).
Das ist im wesentlichen, was ich aus der Veranstaltung am Freitag entnommen habe. Damit kann ich mich - auf die für mich übliche Art - jetzt anhand der Informationen zu den technischen Fakten positionieren bzw. meine Position überdenken. Mehr brauche ich nicht. Ich fand es auch nicht langweilig. Die Ami-Style Veranstaltungen mit jeder Menge Blabla und Hurra finde ich eher nervig. Kurz und trocken die Fakten vorgetragen, so mag ich das. Vor allem mochte ich die Fakten ;-)
Was immer in den nächsten paar Tagen mit dem Kurs passieren mag, für die shorter waren das am Freitag keine guten Nachrichten. Nach und nach werden diese Nachrichten und ihre Konsequenzen auch einer breiteren Anlegerschaft klar werden und entsprechend den Kurs beeinflussen. Kurzfristige Kursvorhersagen traue ich mir nicht zu, Kaffeesatzlesen ist nicht meine Stärke. Aber was kurzfristig mit dem Kurs passiert, ist mir auch egal.
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Die derzeitige Situation bei Varta erinnert mich ein bisschen an Enph Mitte 2017. Da konnte man auch - wenn man wollte und wenn man sich dafür interessierte - feststellen, dass sie ein Produkt entwickelt hatten, das besser war als alles andere auf dem (rasant wachsenden) Markt. Und vor allem: dass sie Leute haben, die das können. So ähnlich sehe ich Varta derzeit. Auch wenn der Faktor 100 (wie bei Enph) wohl nicht drin ist (auf absehbare Zeit ;-): Wie man sich angesichts der technischen Sachlage bei einem ebenfalls rasant wachsenden Markt die Chance entgehen lassen kann ist mir schleierhaft.
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