Das ist die Begründung von Goldman Sachs für die deutliche Kurszielsenkung. Ist absolut nachvollziehbar. Wir hatten ja in der letzten Woche das Thema schon einmal, dass durch die 2 völlig verkorksten Auktionen (blödsinnige Ausnahmeregelungen für Bürgerwindparks, die von 2 größeren Windparkproktierer z.B. von UWK umgangen wurde) über rd. 1,2 GW an Windleistung in Deutschland der dtsch. Onshore Windmarkt eine größere Delle haben wird in 2018. Von den bis jetzt auktionierten Windparks haben nicht einmal 10% eine Bmischg-Genehmigung wegen der Ausnahmeregelung für Bürgerwindparks (die brauchen nämlich bei Auktionsbeginn noch keine Genehmigung) und das bedeutet, dass von diesen 1,2 GW wohl kaum was realisiert werden wird in den kommenden 12/15 Monaten. Das wird Nordex natürlich treffen ohne Frage.
In diesem Jahr werden rd. 800 MW Nordex-Mühlen in Deutschland errichtet werden. Das sind dann etwa rd. 50% aller Nordexmühlen (= ca. 1.600 MW) in diesem Jahr (2016 waren es 36% bei rd. 1.900 MW). Nordex hat in Q1 angegeben, dass zu Ende 2016 13% aller genehmigten dtsch. Windparks mit Nordex-Mühlen geplant sind. Die könnten ohne Auktionsteilnahme gebaut werden mit Einspeisevergütungen, die aber pro Quartal deutlich gesenkt werden. Insgesamt gab es Ende 2016 also 1.157 MW an genehmigter Windleistung mit Nordex-Turbinen in Deutschland. Liest sich viel, aber nun muss man davon die rd. 800 MW von diesem Jahr abziehen und dann sind es lediglich noch 350 MW und davon werden mit Sicherheit nicht alle realisiert und es gibt z.B. beim 26,4 MW großen und genehmigten Windpark "Länge" im Schwarzwald Einsprüche gegen die Genehmigung. Ich hab bis jetzt in meiner dtsch. Projektliste bis jetzt nur 78 MW fürs kommende Jahr:
- 23,1 MW - "Trendelburg/Sielen" (Hessen) für die WSB Energiepark Mittelberg mit 7 N131/3300. - 13,2 MW - "Pattensen/Scharmbeck" (Niedersachsen) für die EBL Wind Invest 4 N131/3300 - 9,6 MW - "Gussenstadt" (Baden Württemberg) für Uhl Windkraft mit 4 N117/2400 - 9 MW - "Bruchwald" (Saarland) für montanWIND mit 3 N131/3000. - 9 MW - "Spechenwald" (Saarland) für montanWIND mit 3 N131/3000. - 4,8 MW - "Escheberg" (Hessen) für Innovent mit 2 N117/2400
So gut und überraschend wie dieser Argentinienauftrag auch war, da muss noch sehr viel mehr kommen vor allem weil bis jetzt in diesem Jahr kaum was gelaufen ist bezüglich Auftragseingänge und der dtsch. Markt weiter schwach sein wird bis mindestens Sommer 2018.
Wenn ich jetzt mal davon ausgehe, dass der 2018er Umsatz von den Acciona-Mühlen in etwa gleich sein wird wie in diesem Jahr (ca. 1,15 Mrd. €), dazu müssen aber mindestens noch 400 MW aus den USA kommen für 2018, der 183 MW Chileauftrag für "San Gabriel" wie auch die 177 MW aus Indien, die Acciona dort via Auktion gewonnen hat. Alles darüberhinaus würde bei den Acciona-Mühlen wohl zu einem höheren Umsatz führen wie in diesem Jahr. So weit ich weiß hat man bei Nordex noch Hoffnung an einen größeren Brasilienauftrag ran zu kommen.
Dass bei den Nordex-Mühlen in 2018 von einem weiteren Rückgang auszugehen ist dürfte eigentlich fast ganz klar sein. Schon alleine wegen Deutschland und der Türkei. Da müsste schon fast ein Wunder passieren, dass Nordex-Mühlen in 2018 auf 1.600 MW kommen werden wie in diesem Jahr. Aktuell halte ich gerade mal 1 GW für realistisch. Was alles andere als gut wäre. Das wäre ja dann ein Rückgang von satten 60% an Turbinenleistung, nach dem schon in diesem Jahr ca. 25% weniger Nordex-Mühlen installiert wurden. Wie es bei den Margen aussehen wird kann man als Außenstehender eigentlich kaum einschätzen. Aufgrund der doch deutlichen Kostensenkungen durch die Entlassungen und den dazu kommenden Accionaübernahmesynergiefefkten sollte eigentlich eine EBITA-Marge von 7 bis 8% wie in diese Jahr ohne Restrukturierungskosten meiner Schätzung nach gut machbar sein. Zumal ja Nordex eine sehr gute Bruttomarge hat, die z.B. um satte 5% höher liegt wie die von Vestas.
Wenn es so kommt, dann kommt Nordex in 2018 lediglich auf einen Umsatz von 2,4 bis 2,5 Mrd. € inkl. Wartung/Service von 340 Mio. €. Stand jetzt halte ich diesen Umsatz für sehr realistsich. Also ca. 20% weniger wie in diesem Jahr. In dieser Gesamtrechnung sind aber schon neue Auftragseingänge von 1,3 GW inbegriffen (Acciona-Mühlen: rd. 750 MW -- Nordex-Mühlen: rd. 550 MW). Daran sieht man dann schon, dass in den kommenden Monaten noch sehr viel gemeldet werden muss von Nordex um überhaupt an einen Umsatz von 2,5 Mio. € ran zu kommen. Wie gesagt alles Stand heute bzw. so wie ich aktuell Bescheid weiß über bestimmte Projekte. Ich halte aber auch 2,8 Mrd. € an 2018er Umsatz noch für gut möglich, aber das dürfte dann wohl die oberste Fahnenstange sein im kommenden Jahr.
2018 wird für Nordex ein schwieriges, kompliziertes Jahr.
Was aber sehr positiv ist, das zeigt der große Erfolg von Nordex in den zwei argentinischen Windauktion, denn dort liegt Nordex aktuell auf Rang 2 nach Turbinenverkäufe hinter Vestas und vor Siemens. Was man aber derzeit gut sehen kann, die großen 3 (Vestas, Siemens, General Electric) machen mit ihren finanziellen Möglichkeiten Nordex das Leben richtig schwer. Sei es durch Projektvorfinanzierungen wie GE in Spanien oder von Siemens in der Türkei in dem dort gleich ein türkisches Werk gebaut wird. Bei Vestas spielt die staatliche Außenhandelsbank EKF (Denmark's Export Credit Agency) teilweise bei der Mitfinanzierung von Projekten eine ganz bedeutende Rolle. Nordex profitiert zwar von den staatlichen Hermesbürgschaften in Ländern wie Argentinien, aber bezüglich Vorab/mitfinanzierungen von Banken oder aus dem Cash Flow bzw. der Liquidität heraus hat Nordex ganz klare Nachteile gegenüber den Top 3. Das macht sich halt in einem eher stagnierenden Markt deutlich bemerkbarer als einem wachsenden Markt. |