http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/78189.html BiotechnologieZwerge im Weltmarktvon Ingmar HöhmannBiotech boomt in Deutschland. Entscheidender Erfolgsfaktor ist die Forschungslandschaft und so hat sich eine Reihe von Regionen beim Thema Biotechnologie etabliert. Im weltweiten Vergleich aber sind die deutschen Firmen noch zu klein. Biotech-Giganten
Als Dietmar Hopp, Gründer von SAP, vor kurzem für 36 Mio. Euro Aktien des Münchner Unternehmens GPC Biotech kaufte, horchte die Branche auf. GPC will bis 2007 die Zulassung für das Anti-Krebs-Mittel Satraplatin erreichen. Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA hat dem Medikament den so genannten Fast-Track-Status für vielversprechende Arzneimittel gegen lebensbedrohliche Krankheiten zugesprochen. GPC hofft, den Umsatz dieses Jahr zu verdoppeln. GPC sitzt in Martinsried bei München, einer Art Biovalley. Die Region ist seit Jahren die erfolgreichste in Deutschland. Nach einer Konsolidierungsphase ist sie nun wieder im Aufschwung. Risikokapitalgesellschaften investierten dort mit 150 Mio. Euro im vergangenen Jahr mehr als in den beiden Vorjahren zusammen. Die 96 Firmen steigerten 2005 ihren Umsatz um 17 Prozent. Und die Branche expandiert weiter. Mit GPC, Medigene und Morphosys siedeln in Martinsried drei der größten Biotechfirmen. Fast die Hälfte aller Unternehmen, die mit ihren Produkten kurz vor der Marktreife stehen, stammt von dort. Sie können sich auf ein risikofreudiges Investitionsklima verlassen. "München ist der Hauptstandort für deutsches Venture Capital", sagt Horst Domdey, Vorstand von Bio M und Sprecher der Bioregionen Deutschlands. Gemeinsam stark<!--nop-->Erfolgsbasis ist die Forschungslandschaft. Wissenschaftliche Einrichtungen wie die Ludwig-Maximilians-Universität oder die Max-Planck-Institute für Biochemie, Neurobiologie und Psychiatrie beschäftigen 9000 Mitarbeiter. Für eine erfolgreiche Produktentwicklung müssen Industrie und Forschung zusammenarbeiten. Neben München hat sich auch eine Reihe anderer Regionen beim Thema Biotechnologie etabliert. Nach Bayern siedeln die meisten in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. In den vergangenen Jahren kam zudem Berlin/Brandenburg als Aufsteiger dazu. Rund um die Hauptstadt arbeiten inzwischen 170 Unternehmen an Biotechprodukten. Ein Manko hat die Region allerdings - die Unternehmensgröße. "Die wissenschaftliche Basis ist stark, aber uns fehlt einfach die Großindustrie-Facette", sagt Kai Bindseil, Leiter der Biotech-Agentur Biotop Berlin-Brandenburg. Später StartNur in Regionen mit umsatzstarken Betrieben kann sich dauerhaft eine Industrie entwickeln, die nicht von einer Förderung oder Wagniskapital abhängt. Derzeit sind im internationalen Wettbewerb selbst die größten deutschen Unternehmen nur kleine Fische. Weltmarktführer Amgen machte im vergangenen Jahr 12 Mrd. $ Umsatz. Die gesamte deutsche Branche kommt gerade einmal auf 1 Mrd. $. Grund des Rückstands ist der späte Start der hiesigen Industrie. Während Amgen bereits 1980 entstand, begann die deutsche Gründungsphase erst in den 90er Jahren. "Es gibt noch erheblichen Nachholbedarf. In dem kurzen Zeitraum konnten die deutschen Firmen nicht nachholen, was in den USA zehn Jahre vorher angefangen hat", sagt Renata Feldmann, Leiterin des Projekts biotechnologie.de. Auch Bioregionen-Sprecher Domdey glaubt, dass es noch viel zu tun gibt: "Letztlich muss es das Ziel sein, Großunternehmen entstehen zu lassen." |