Washington (dpa) - Das Öl-Drama im Golf von Mexiko wird nach offizieller Einschätzung noch monatelang weitergehen. Die gröbsten Umweltschäden zu beseitigen werde bis «weit in den Herbst» dauern, sagte Thad Allen, Einsatzchef der US-Regierung im Kampf gegen die Ölpest.
Und das auch nur, wenn es dem BP-Konzern tatsächlich bis August gelinge, die außer Kontrolle geratene Ölquelle komplett zu verschließen.
Das Öl sei ein «heimtückischer Feind» für die Strände, das Marschland und die Tierwelt, sagte der Admiral der Küstenwache am Sonntag in einem Fernsehinterview. «Das ist ein sehr, sehr, sehr großes Problem.»
Er dämpfte die Freude über Erfolgsmeldungen, nach denen BP mittlerweile fast 1600 Tonnen Öl pro Tag abfängt, bevor es ins Meer gelangen kann. «Wir machen Fortschritte, aber niemand sollte zufrieden sein, solange da noch Öl im Wasser ist.»
BP hatte jüngst einen Deckel auf das defekte Rohr in 1500 Meter Tiefe gestülpt. Seitdem wird das Öl teilweise auf ein Schiff gepumpt. Ein «Großteil» werde bereits aufgefangen, sagte BP-Chef Tony Hayward am Sonntag dem Sender BBC. Ob das stimmt, ist unklar. Offizielle Schätzungen darüber, wie viel Öl tatsächlich aus dem Leck rund 70 Kilometer vor der Küste Louisianas kommt, schwanken zwischen 1600 und 3400 Tonnen täglich.
Das Öl verteilt sich laut Allen fleckenartig über mehr als 300 Kilometer auf dem Wasser, wodurch die Eindämmung deutlich erschwert werde. «Es ist nicht ein einziger Ölteppich. Es sind buchstäblich hunderte and tausende kleiner Teppiche», sagte er.
Die Ölpest verseucht zunehmend die Küsten in vier Bundesstaaten, Bilder verschmierter Vögel häufen sich. Mehr als 20 000 Helfer sind im Einsatz, darunter mehr als 17 000 Soldaten der Nationalgarde. Hunderte Arbeitslose seien für die Reinigung der Küsten eingestellt worden, 4500 sollen es werden, teilte der Einsatzstab mit.
Auch US-Präsident Barack Obama warnte vor großen Hoffnungen auf ein schnelles Ende der größten Ölkatastrophe in der Geschichte des Landes. Die Folgen würden lange nachwirken. «Wir sind auf das Schlimmste vorbereitet», sagte er in seiner wöchentlichen Radio- und Internetansprache. «Uns stehen noch massive Aufräumarbeiten bevor.»
Um den Ölfluss weitgehend zu stoppen, wollen BP-Techniker den Auffangbehälter nun komplett verschließen. Zuletzt standen noch alle vier Ventile an der Vorrichtung offen. Würde man diese schließen, trete zwar weniger Öl ins Meer aus, sagte Allen. Allerdings stiege der Druck in dem Behälter so stark, dass er abreißen könnte.
Wegen dieses Risikos will sich BP nicht allein auf die aktuelle Methode verlassen. Der Konzern bereite ein weiteres System vor, sagte Hayward. Bis Ende des Monats soll ein neuer Deckel auf die sprudelnde Quelle gesetzt werden, der schwerer sei und das Leck besser abdichte. Im Gegensatz zum jetzigen System soll das neue auch hurrikansicher sein.
Wirklich zum Stillstand gebracht werden kann der Ölfluss aber laut BP erst im August, wenn zwei Entlastungsbohrungen zum Grund der Quelle vier Kilometer unter dem Meeresboden abgeschlossen sind.
Website der am Einsatz beteiligten US-Behörden und Unternehmen: www.deepwaterhorizonresponse.com
© sueddeutsche.de - erschienen am 07.06.2010 um 07:14 Uhr
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