28.09.2012 "Biokraftstoff-Importe sind Unsinn"Kraftstoffe: Die Verbio Vereinigte Bioenergie zählt zu den großen Herstellern von Bioethanol, Biodiesel und Biogas im Lande. Gründer und Geschäftsführer Claus Sauter lobt den aktuellen EU-Vorstoß, den Anteil von Biokraftstoffen der 1. Generation am Kraftstoffmarkt auf heutigem Niveau einzufrieren. Der Umstieg auf Biokraftstoffe der 2. Generation sei nun geboten. VDI nachrichten, Leipzig, 28. 9.12, ciu VDI nachrichten: Herr Sauter, ärgern Sie sich als Hersteller von Bioethanol und Biodiesel über den aktuellen EU-Vorstoß zur Senkung der Biokraftstoffquote? Sauter: Ganz und gar nicht. Das Ziel von 10 % Marktanteil im Verkehr bleibt ja unangetastet. Es wird insoweit differenziert, dass jeweils die Hälfte aus Kraftstoffen der 1. Generation und der 2. Generation kommen soll. Die EU gibt uns zu verstehen, dass wir innovativer sein müssen und nicht länger nur auf Biodiesel und Bioethanol setzen können. Das Ziel, von Nahrungsmitteln wegzukommen, ist legitim. Sind 5 % an Biokraftstoffen der 2. Generation denn bis 2020 realisierbar? Wir haben in Schwedt gerade 60 Mio. € in eine Anlage investiert, die 3000 m³/h Biomethan ins Erdgasnetz einspeist – hergestellt aus Stroh, Getreideschlempe und anderen Agrarreststoffen. Damit decken wir 20 % des deutschen Erdgaskraftstoffmarkts. Von 900 deutschen Erdgastankstellen verkaufen schon 100 reines Biomethan. Wenn die EU ihre Pläne umsetzt, können wir unsere Kapazitäten schneller ausbauen – und dabei ausschließlich heimische Rohstoffe einsetzen. Ich verstehe den Vorstoß der EU auch als Absage an Importe von Bioenergie aus Südostasien und Südamerika. Die Reaktion vom Biokraftstoffverband, in dem Ihr Unternehmen Mitglied ist, klingt weniger euphorisch... ... es war allen klar, dass wir Biokraftstoffe nicht ewig aus Raps und Getreide produzieren können und dass wir mit den einheimischen Potenzialen an Grenzen stoßen. Stimmen Sie auch mit dem EU-Vorschlag zur indirekten Landnutzungsänderung (iLUC) überein? Es muss Werkzeuge geben, um dagegen vorzugehen. Denn iLUC ist ein reales Problem. Es hat sich in Europa Entscheidendes geändert: Wir haben keine Stilllegungsflächen mehr und damit auch kein Potenzial für die Verdopplung unserer Produktion. So lange wir stillgelegte Flächen in Reserve hatten, gab es kein iLUC. Noch ist es ein Problem in Südamerika und Südostasien, wo für Soja- und Palmöl-Methyl-Ester in großem Stil gerodet und umgenutzt wird. Die Idee des iLUC-Faktors richtet sich eindeutig gegen deren Import, der ohnehin ein Unsinn ist. Es macht doch keinen Unterschied, ob ich Biokraftstoffe oder Mineralöl importiere – abhängig mache ich mich in beiden Fällen. Gräbt der iLUC-Faktor einheimischem Raps-Biodiesel das Wasser ab? Das erwarte ich nicht. Meine Gespräche in Brüssel deuten darauf hin, dass Importen ein Riegel vorgeschoben werden soll. Und es ist ja tatsächlich unerträglich, was in Indonesien passiert. Alte Palmöl-Plantagen lassen sich zertifizieren und liefern Kraftstoffe nach Europa. Die neuen beliefern die Lebensmittel- und Kosmetikbranche. Die ökologischen Schäden sind unermesslich. Können iLUC-Faktoren für Biokraftstoffe diesen Raubbau verhindern? Nein. Dafür bräuchte es auch Nachhaltigkeitsverordnungen für den Lebens- und Futtermittelanbau. Aber da traut sich niemand ran, weil dann die Lebensmittelpreise steigen. Das Problem iLUC gibt es nur, weil die Politik ihre Nachhaltigkeitsbemühungen auf Biokraftstoffe beschränkt. Um der Zerstörung von Regenwäldern wirklich etwas entgegenzusetzen, müssten alle Agrarprodukte zertifiziert werden. So bleibt es reine Symbolpolitik. PETER TRECHOW Quelle: www.vdi-nachrichten.com/artikel/...tstoff-Importe-sind-Unsinn/60586/2 24hs |