Balda schürt das Misstrauen Der frühere Jungunternehmer Lars Windhorst ging mit Balda-Aktien hausieren und gab Garantien ab
Eigentlich wollte der Handyzulieferer Balda an diesem Donnerstag Geschäftszahlen vorlegen und einen Ausblick für 2008 geben, doch weil "noch einige Zahlen fehlen", wie ein Sprecher auf Anfrage bestätigte, wurde der Termin auf nächste Woche verschoben.
Dabei haben Investoren zurzeit enormen Wissensdurst. Die Balda-Aktie hat seit Jahresbeginn 40 Prozent an Wert verloren. In Finanzkreisen wird über die Zukunft der Plastiksparte gerätselt, die laut Balda zum Jahreswechsel an die Investmentgesellschaft KS Plastic Solutions übergegangen ist. Von dort sollte die Sparte allerdings weitergereicht werden an die Beteiligungsgruppe Aurelius.
Derweil grassieren die Gerüchte. In Finanzkreisen heißt es, die Plastiksparte habe 2007 riesige Verluste gemacht und aufgrund von Ergebnisabführungsverträgen müsse Balda dafür geradestehen. Angeblich fordert Aurelius 38 Millionen Euro, bevor man die Plastiksparte übernehme. Am Dienstag hätten sich Vertreter von Balda und Aurelius getroffen - ohne Einigung, der Deal droht zu platzen, was nicht verwundert: Balda hat das Geld nicht.
Erst Ende November hatte Balda eine Kapitalerhöhung von 68 Millionen Euro erfolgreich platziert, was den Markt angesichts der vielen Turbulenzen um die Firma ziemlich verwunderte. Umso größer war die Überraschung, als verlautete, Ex-Premiere-Chef Georg Kofler habe Balda-Aktien erworben. Er soll 5,5 Prozent an Balda halten und dafür rund 30 Millionen Euro investiert haben - zu zehn Euro je Balda-Aktie. Am Donnerstag lag der Kurs knapp unter sechs Euro.
Wie es heißt, soll der frühere Jungunternehmer Lars Windhorst, der nun als Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft Vatas agiert, das Aktienpaket bei Kofler platziert haben, angeblich mit einer Put-Option ausgestattet, die es Kofler erlauben würde, die Aktien zum Einkaufspreis zurückzugeben - Vatas müsste dann für die Verluste geradestehen. Fest steht, dass Windhorst mit Balda-Aktien hausieren ging. Der Süddeutschen Zeitung liegt eine Mail vor, in der Windhorst einem Investor anbietet, "von einem Kursanstieg der Balda-Aktien zu profitieren, wobei gleichzeitig die Kursverlustrisiken abgesichert sind". Windhorst, so die Kreise weiter, hätte die Übernahmegerüchte zu Balda gestreut, was zumindest im Herbst den Aktienkurs des Touchscreen-Herstellers aus Bad Oeynhausen gestützt hatte. Windhorst selbst, so heißt es in der Szene, sitze nun auf hohen Verlusten aus dem Balda-Deal. Windhorst wollte die Angelegenheit nicht kommentieren.
Das Schicksal von Balda steht auf dem Spiel. Meist ist es ein schlechtes Zeichen, wenn ein börsennotiertes Unternehmen so kurzfristig die Ergebnisvorlage verschiebt. Die Begründung, man wolle die Zahlen auch wegen der Faschingstage erst nächste Woche präsentieren, schürt weiteres Misstrauen. Ob es nächsten Donnerstag klappt, ist zudem offen. "Wir versuchen es", so der Sprecher. Markus Zydra
Quelle: Süddeutsche Zeitung Nr.27, Freitag, den 01. Februar 2008 , Seite 24 |