Der deutsche DSL-Vermarkter United Internet stärkt durch den Ausbau seiner Infrastruktur das Geschäft in den Vereinigten Staaten. "In diesem Jahr werden wir vor allem in den USA unser Netz erweitern. Der Datenverkehr dort ist sehr stark gestiegen", sagte Andreas Gauger, Vorstandssprecher der United Internet-Tochter 1&1, im Gespräch mit der 'Süddeutschen Zeitung' (Montagsausgabe). In Deutschland ist das Unternehmen mit mehr als 1,7 Millionen Kunden die Nummer eins.
Vor allem auf den USA ruht die Hoffnung: Pro Monat unterschreiben dort zwischen 10.000 und 15.000 Neukunden einen Vertrag bei United Internet. "Wir haben 2007 in den USA 150.000 neue Kundenverträge gemacht", sagt Geiger. Zum Jahresende 2007 hatte das Unternehmen in den Vereinigten Staaten 650.000 Kunden.
In den USA hat das Unternehmen vor zwei Jahren in Kansas City ein Rechenzentrum gebaut, das im Moment etwa zu einem Fünftel ausgelastet sei, erklärt Jörg Hennig, Leiter der Rechenzentren bei 1&1 und verantwortlich für alle Infrastrukturfragen bei dem Unternehmen mit Sitz in Montabaur.
Die Firma erhöht nun das Tempo im US-Netz auf 120 Gigabit pro Sekunde und hat eine Leitung direkt zu einem Austauschknoten in Chicago gelegt, über den ein Teil des Datenverkehrs in Nordamerika fließt. "Für uns ist das eigene Netz eine grundlegende Struktur, über die wir unsere Dienste verkaufen", erklärt Geiger. "Es gibt viele Anbieter, denen das Wissen fehlt, Leitungen selbst zu betreiben." Die Konkurrenz lagert solche Bereiche oft an Telefongesellschaften oder IT-Dienstleister aus. "Wir holen das Gewinnstreben eines Vorlieferanten ins eigene Haus." Das bildet die Basis für ein hochrentables Geschäft.
Das Geld aus dem Hosting-Bereich verwendet United Internet teils zur Stärkung der Position im DSL-Bereich. Hier spielt das Unternehmen gerade eine aktive Rolle bei der Konsolidierung des deutschen Marktes. Unternehmenschef Ralph Dommermuth hat in der vergangenen Woche die Beteiligung am Rivalen Versatel auf eine Sperrminorität von 25 Prozent aufgestockt. Ohne das Plazet von Dommermuth geht nun nichts mehr bei der Düsseldorfer Firma, die als Übernahmekandidat gilt. Hinter der Deutschen Telekom ist United Internet die Nummer zwei im deutschen DSL-Markt. Die Zukunft für das weitere Wachstum im Hosting-Bereich liegt außerhalb von Deutschland. "United Internet wird hierzulande noch neue Verträge abschließen können, aber das Wachstum des Umsatzes bleibt verhalten", sagt Jochen Reichert, Analyst bei SES Research. Im Heimatmarkt ist das Unternehmen mit mehr als 1,7 Millionen Kunden vor Strato aus Berlin, einem Geschäftsbereich von Freenet, die Nummer eins. In Großbritannien führt United Internet den Markt ebenso. Vor vier Jahren startete der Web-Dienstleister neben den USA auch in Frankreich und Österreich. Im vergangenen Jahr folgte der Markteintritt in Spanien Der aktuelle Ausbau der Infrastruktur schlägt mit rund vier Millionen Euro zu Buche, sagt Geiger. Analysten kritisieren, dass die Ausweitung des profitablen Hosting-Geschäftes so langsam vonstatten geht. So sei schon vor einem Jahr die Rede vom Markteintritt in Asien gewesen, heißt es, bis heute aber sei nichts passiert. Der 1&1-Vorstandssprecher beruhigt die Kritiker: "Es kann im laufenden Jahr noch etwas passieren im Hinblick auf die Internationalisierung." (as) |