Rauch, Schweigen und Misstrauen: Die unbeantworteten Fragen rund um Markus Joostes Tod
Veröffentlicht vor 9 Stunden
am 5. Juni 2025
Dreizehn Monate später, und immer noch kein Abschluss. Warum?
Über ein Jahr ist es her, dass der ehemalige Steinhoff-CEO Markus Jooste in Hermanus an einer Schusswunde erkrankt aufgefunden wurde, nur einen Tag, nachdem er von der Financial Sector Conduct Authority (FSCA) eine Geldstrafe von 475 Millionen Rand erhalten hatte. Trotz des Ausmaßes des Skandals und des öffentlichen Rechts auf Transparenz schweigen die südafrikanischen Behörden. Und dieses Schweigen klingt zunehmend nach Mittäterschaft.
Der südafrikanische Polizeidienst (SAPS) gibt an, dass die Ermittlungen zu Joostes Tod noch andauern. Die Öffentlichkeit erhielt jedoch keine wesentlichen Neuigkeiten – keine Obduktionsberichte, keine Klarheit darüber, ob Zeugen anwesend waren, und schon gar kein Gefühl der Dringlichkeit. In einem Land, in dem Wirtschaftskriminalität das öffentliche Vertrauen und die Pensionsfonds zerstört hat, ist diese Stille ohrenbetäubend.
Ein spektakulärer Tod und ein tieferer Skandal
Joostes Tod war nicht nur eine persönliche Tragödie – er war der Höhepunkt eines der größten Unternehmensbetrügereien Südafrikas. Der Steinhoff-Skandal vernichtete Milliarden aus dem Finanzsystem des Landes und traf den Pensionsfonds der Staatsbediensteten (GEPF) über seinen Investmentarm, die Public Investment Corporation (PIC), direkt. Laut Organisationen für soziale Gerechtigkeit wie dem Progressive Civics Congress (PCC) wurden durch Joostes Handlungen fast 200 Milliarden Rand an öffentlichen Geldern gefährdet.
„Das Schweigen der Behörden verstärkt das öffentliche Misstrauen nur“, sagte Sipho Shange, stellvertretender Sekretär des PCC. „Joostes Tod hat den Skandal nicht ausgelöscht. Er hat es nur erschwert, Gerechtigkeit zu erlangen.“
Shange kritisierte auch die Gewerkschaften, traditionell die Wächter der Arbeitnehmerrechte, die auffällig still geblieben seien. „Ihre Untätigkeit ist Teil des Problems. Wenn Institutionen, die Arbeitnehmer schützen sollen, einschlafen, wirken sich die Folgen auf die Wirtschaft aus“, sagte er.
Eine Kultur der Straflosigkeit?
Mary de Haas, eine erfahrene Gewaltbeobachterin und Kriminologin, sagt, dies sei kein neues Muster. „Wir haben zu viele Todesfälle im Zusammenhang mit Korruption auf höchster Ebene erlebt, und das Szenario ist dasselbe: plötzlicher Tod, fehlende Berichte, keine wirkliche Untersuchung“, warnte sie.
De Haas stellte in Frage, ob Joostes Tod tatsächlich Selbstmord oder etwas viel Schlimmeres war. „Wir haben keine bestätigte Obduktion. Wir haben keine Beweise für eine Untersuchung. Die Öffentlichkeit wird gebeten, dies einfach hinzunehmen und weiterzumachen. Das ist keine Gerechtigkeit.“
Die offizielle Reaktion der SAPS hat wenig dazu beigetragen, Vertrauen zu schaffen. Anfang 2025 gab es nur eine Stellungnahme des damaligen Polizeisprechers der Westkap-Provinz, der vage feststellte, dass „die Akte noch offen“ sei. Seitdem? Funkstille.
Das Misstrauen der Öffentlichkeit wächst.
In den sozialen Medien wimmelt es von Spekulationen. Manche behaupten, Jooste habe den einfachen Weg gewählt, um dem Gefängnis zu entgehen. Andere glauben, er sei zum Schweigen gebracht worden, um ein breiteres Netzwerk von Eliten zu schützen. Memes, Podcasts und sogar Gespräche auf der Straße deuten auf ein tieferes Narrativ hin – eines, in dem Korruption so tief verwurzelt ist, dass der Tod für die Mächtigen zum Ausweg wird.
„Was sind wir für ein Land, in dem Menschen ihre Ersparnisse verlieren und niemand zur Rechenschaft gezogen wird?“, fragte ein frustrierter Twitter-Nutzer. „Wir bekommen nicht einmal die Höflichkeit der Wahrheit.“
Dieses Gefühl hallt über alle Gesellschaftsschichten hinweg nach. Der Rentner, dessen monatliches Einkommen geschrumpft ist. Der Beamte, dessen Ruhestandsträume geplatzt sind. Der Whistleblower, der befürchtet, der Nächste zu sein. Jeder spürt den Schmerz unbeantworteter Fragen.
Warum Transparenz immer noch wichtig ist
In einer Demokratie ist Rechenschaftspflicht nicht optional. Wenn eine prominente Persönlichkeit unter mysteriösen Umständen stirbt – insbesondere wenn sie in einen Betrug in Höhe von 200 Milliarden Rand verwickelt ist –, ist Transparenz nicht nur eine Frage der guten Regierungsführung, sondern eine bürgerliche Pflicht.
Und doch schwindet mit jedem Monat des Schweigens die Hoffnung, dass die Öffentlichkeit jemals erfährt, was wirklich mit Markus Jooste passiert ist. War es Selbstmord oder wurde er zum Schweigen gebracht? Wer profitierte von seinem Tod? Und vor allem: Was passiert jetzt mit dem Geld – Ihrem Geld –, das unter seiner Aufsicht verschwand?
Die Antworten sind wichtig. Nicht nur für Joostes Familie oder ehemalige Kollegen, sondern für jeden Südafrikaner, dessen Vertrauen in die Institutionen am seidenen Faden hängt.
Südafrika kann es sich nicht leisten, diesen Fall zu einem weiteren ungeklärten Fall werden zu lassen. Nicht, wenn Milliarden fehlen. Nicht, wenn Gerechtigkeit noch immer wartet. Nicht, wenn die Menschen Antworten verdienen.
Quelle: https://www.joburgetc.com/news/markus-jooste-death-mystery/
grüße Harry |