dass Umicore eine Langfristanlage ist. Mag ja sein, dass hier einige bewusst ins fallende Messer griffen (gab zuletzt ja genug kurzfristig wirkende Störfeuer), um den dann mittelfristigen Aufwärtstrend mitzureiten. Aber das wäre mir zu einfach ;-)
Was ich hier auch gut finde, ist, dass Umicore bereits einen Strategie- bzw. kompletten Unternehmensschwenk erfolgreich hinter sich brachte. Sind nämlich keine Miene mehr. Wissen also wie man transformiert und wie man antizipativ agiert. Das stimmt mich sehr zuversichtlich, denn wenn man diese und jene Erfahrung, Expertise, Kundenbeziehung, etc. schon hat, kann man die auf andere Bereiche (sei es produktmäßig, geographisch, oder von den Verfahren her) ausdehnen und zwar schneller und umsichtiger, als andere, denn die müssen ja erstmal Erfahrungen dort sammeln, wo Umicore sie längst hat. Zudem ist bei Umicore auch das Bewusstsein für Transformation gegeben, bei anderen Unternehmen ist das doch eher noch ein Kulturproblem. Ich denke kaum, dass Umicore in 10 Jahren noch die hiesige Geschäftsbereichdrittellung aufweist, wie jetzt.
Und ich sehe auch nicht primär E-Mobilität als den Trend, den Umicore bedient bzw. vom dem es profitiert. Es ist generell das Thema Versorgungssicherheit mit Rohstoffen, die es für elektrifizierte und digitale Welt braucht. Autos und Kobalt sind da ja nur ein Teil. Wichtig, ja, aber eben nicht einzig und daher gehe ich davon aus, dass die nächsten Jahren von weiteren und diversen Kooperationen, Gemeinschaftsunternehmen und auch Konsolidierungen/M&As geprägt sein wird. Umicore mit Autobauern, Entsorgungsunternehmen, Chemiefirmen, Telkos und den großen IT-Konzernen. Mal ins Blaue hinein spekuliert, wären Amazon, Alphabet, Apple und diverse asiatische Elektronik- und Digitalunternehmen keine undenkbaren Partner. Sie vergrößerten ihre Macht ggü. Autokonzernen und Co., wenn sie durch Umicore einen Teil der Zulieferer-Wertschöpfungskette mitbestimmten. Zudem agieren sie ohnehin schon in Branchen, bei denen man zunächst auch keine Synergien sah, z.B. Alphabet bzw. Google Ventures und Project X in Sachen Biogenetik, Medtech. Mit ihrer Datenauswertungstechnologie und diversen Geräten (z.B. "Superlinsen", Infrarottechnik) könnten Recyclinganlagen bzw. die Sortiertechnik nochmals verbessert werden. Amazon ist darüber hinaus der größte Händler der Welt und ein Hardwareproduzent von Elektronikartikeln sowie ein aufstrebendes Logistikunternehmen. Da ließen sich auch Synergien bzw. überhaupt mal ein erster Einstieg in den Bereich bewerkstelligen mit entsprechenden Lerneffekten, den/die man dann sukzessive vergrößert und ausbaut. Mit Telkos könnte man kooperieren im Sinne von "50 Euro Preisnachlass beim Handykauf, wenn ihr uns das Handy zurückgibt". Umicore zahlt diese 50 Euro an die Telkos, die geben dann die Handys weiter, denn allem Anschein nach (https://aktien-boersen.blogspot.com/2019/04/...ng-das-neue-gold.html) werden Handys immer noch zu wenig recycelt. Gleichzeitig lassen sich da Sachen zurückgewinnen, die wertvoller als 50 Euro sind. Und überall da, wo Umicore dann schon ist, kann ja erstmal kein zweiter hin.
Langfristig gesehen wird Umicore einen Markt bespielen, den ich zumindest in Sachen "Rohstoffgewinnung und -verwertung" embryonal halte und der noch viele Player auf den Plan rufen wird. Nicht nur BASF... Die Vision ist sozusagen der größte Lieferant von diversen Metallen und Stoffen zu werden, ohne die die Welt nicht mehr funktionieren wird einerseits. Die Kunden sind aber nicht nur Abnehmer, sondern selbst auch Lieferanten von Umicore andererseits, denn sie liefern die Altgeräte. Jeder einzelne Kunde ist Umicores neue Mine. Und dann kommen so Sachen ins Spiel, wie Lockin-Effekt, Netzwerkeffekt, die man ja ohnehin schon im Entsorgungswesen zum Teil kennt. Nur zumeist staatlich verordnet (Konzessionen, etc.).
So richtig weiß ich auch noch nicht, wohin die Reise gehen wird. Sie wird aber spannend und vielfältig, denke ich, so dass ich hier ein weiteres Langfristengagement guten Gewissens eingehe. Ich mag fokussierte Unternehmen, die ihrerseits wieder diversifiziert sind und denen viele Türen offen stehen.
Ach ja, den Skeptikern in Sachen E-Mobilität und Akkus, gebe ich insofern recht, dass beide Dinge keine Allheilmittel o.ä. sind. Aber sie werden kommen und die Welt durchdringen, denn es wurden zu viele Investitionen gemacht und damit indirekt Druck auf die Regierungen ausgeübt im Sinne von "Wollt Ihr etwa, dass wir das umsonst gemacht haben? Dann müssen wir viele Leute entlassen und dann gehen wir weg!" Nee, E-Mobilität wird zwar ein Hürdenlauf, aber sie wird nicht wieder zurückgefahren. |