Die hohen Cashberge (wie z.B. bei Apple) sind aber in meinen Augen vor allen ein US Phänomen. Das rührt da in erster Linie daher, dass in den USA Auslandsprofite, die niedriger besteuert wurden als in den USA (z.B. Apple in Irland) bei Rückführung in die USA mit der Differenz aus US und ausländischer Steuer nachbesteurt werden ("expatriation"). Dieses System soll Steuerwettbewerb durch Steueroasen angreifen, was aus meiner Sicht durchaus eine gewisse Berechtigung hat.
Problem ist es halt, dass das ganz zu Ausweichreaktionen der Firmen führt. Zum einen die ganzen Reverse Mergels, wo US Firmen eine ausländische Firma schlucken und dann ihren Hauptsitz ins Ausland verlegen (ganz viele der Pharma-Fusionen dieses Jahr waren davon getrieben und auch andere Fusionen wie Burger King/Tim Hortons). Zum anderen eben, dass die Zech-Multis wie Apple ihre Auslandsgewinne nicht heimholen, sondern lieber Cashberge im Ausland anhäufen, in der Hoffnung, dass irgendwann die Expatriation Gesetzgebung in den USA geändert wird.
Apple hat in den USA selbst nicht viel Cash. Sie mussten für die Zahlung ihrer Dividende ja sogar hohe Schulden aufnehmen, weil sie an das Geld ihrer europäischen und asiatischen Töchter nicht rankommen.
Was das Ausbleiben von Investitionen angeht, sehe ich die Situation aber auch kritisch. Insbesondere in den USA wird wegen der niedrigen Zinsen und unklaren wirtschaftlichen Lage Kreditaufnahme von Unternehmen momentan primär für Share-Bugbacks und Fusionen verwendet. Das ist letztlich vor allem financial engineering und nicht Realinvestition. Firmen wie Valeant haben ihr ganzes Business-Modell darauf aufgebaut: Sie nehmen billig Geld auf, schlucken innovative Pharmafirmen, fahren die R&D Ausgaben brutal runter und melken die bestehenden Produkte um auf Pump finanziert ein hohes EPS hinzubekommen. Funktioniert in der momentanen Lage ziemlich gut, ist aber ganz sicher nicht im Sinne des Erfinders. So verwendetes billiges Geld bringt der Realwirtschaft leider gar nichts (im Gegenteil: durch das Runterfahren des R&D gehen die Realinvestitionen sogar runter).
Im Systemhaussektor betreiben die meisten größeren Player ja im Prinzip das gleiche Spiel. S&T halt auch (wenn auch nicht auf Pump). Noch viel mehr Bechtle, Cancom, Datagroup usw. Wobei ich das Modell hier an sich auch sehr sinnvoll finde. Man kann so ein gutes anorganisches Zusatzwachstum generieren. Und da der Markt übermäßig fragmentiert ist, ist ohnehin eine große Konsolidierung nötig und in vollem Gange. In vielen Bereichen (z.B. Cloud) werden an der Ecke ja tatsächlich auch sehr sinnvolle Skaleneffekte/Synergien gehoben. |