News - 04.06.08 09:06 Das Kapital: K+S im Grenzbereich
Wie der seit März um 40 Prozent gefallene Preis für Weizen zeigt, gibt es auch im Agrarbereich Rückschlagpotenzial. Das droht auch dem Düngemittelhersteller K+S - trotz der jüngsten Erfolge.
Ja, es stimmt, in einigen Branchen ändern sich die Rahmenbedingungen in kurzer Zeit so grundlegend, dass sich die Anleger von lang bewährten Margen-, Wachstums- und Bewertungsgrößen verabschieden müssen. Ja, es stimmt, dass die veränderten Essgewohnheiten in den Schwellenländern die Lebensmittelnachfrage nachhaltig treiben werden. Ja, es stimmt, dass die Lager von Agrarrohstoffen nahe am langjährigen Tief sind. Ja, es stimmt, dass der Preis für Düngemittel derzeit nur eine Richtung kennt und dass einige Verbände zumindest bis 2009 noch keine Trendwende sehen. Ja, es stimmt, dass K+S mit seiner gestrigen Prognoseanhebung sogar die optimistischen Marktschätzungen noch übertraf.
Es stimmt aber auch, dass neben den langfristigen Trends im Agrarsektor kurzfristige Faktoren für hohe Volatilität sorgen können, sei es das Wetter oder Spekulation. Es stimmt auch, dass der Anstieg des Düngemittelpreises dem der Agrarpreise folgt, da für die Bauern die Preiserwartung für ihre Produkte eine deutlich stärkere Rolle beim Bestellverhalten von Dünger spielt als der Preis des Düngemittels; somit kann allein die Erwartung auf fallende Maispreise die Düngemittelpreise rasch drücken. Und es stimmt auch, dass bereits jetzt Bauern, etwa in Indien, trotz der hohen Agrarpreise auf eine Saat verzichten müssen, da sie das Geld für Saatgut, Dünger und Pestizide nicht aufbringen können - sie müssen schließlich in Vorleistung gehen. Es stimmt auch, dass K+S zu den Anbietern mit dem relativ höchsten Fixkostenblock gehört, damit überverhältnismäßig von steigenden Preisen profitiert, aber ebenso überverhältnismäßig von einem Preiseinbruch betroffen sein wird. Es stimmt auch, dass sich das auf 2007 bezogene Kurs-Buch-Verhältnis von 14 schon 2009 auf "nur noch" 5,1 reduziert haben wird, so denn die Analysten recht behalten. Es stimmt auch, dass ebendiese die Tendenz haben, rosige Zeiten auf immer fortzuschreiben. Und es stimmt natürlich auch, dass man bis jetzt immer danebenlag, gegen K+S zu wetten.
Quelle: Financial Times Deutschland |