Ein paar Gedanken zu Warner Bros. Entertainment, da nun Netflix mit 216 Mrd. USD genauso hoch bewertet wird wie die gesamte AT&T Inc. einschließlich Telekommunikation, obgleich Warner Bros. Entertainment meines Erachtens im Filmproduktionsbereich durch die vollständige Abdeckung der Filmverwertungskette eigentlich besser aufgestellt ist als Netflix.
Netflix (2019): Umsatz: 20 Mrd. USD Betriebsergebnis: 2,6 Mrd. USD Marktbewertung: 216,5 Mrd. USD
AT&T (HBO+Warner Bros ohne DirectTV u. ohne Turner) p. 22 AR 2019 Umsatz: 21 Mrd. USD Betriebsergebnis: 4,0 Mrd. USD Marktbewertung einschließlich Telecommunications: 216 Mrd. USD
Filmbestand: 6.650 Spielfilme, 40.000 Fernsehtitel und 14.000 Zeichentrickfilme
Personen: Der neue CEO von Warner Entertainment ist seit Mai 2020 Jason Kilar von Hulu, der sich um die Restrukturierung kümmern soll. Einer seiner ersten Entscheidungen: Er feuerte 3 Spitzenmanager und kündigte 600 Entlassungen an.
Produktbesonderheiten: immateriell, Master-Kopie (Nullkopie) ist sehr teuer und umfasst sämtliche Produktionskosten. Bei der Präsentation via eigenem Streamingdienst/Dienst liegen die Grenzkosten für die weiteren Nutzungsrechte quasi bei Null (Nullgrenzkostenprodukt).
Von der Produktionsseite her dominieren 5 Major Studios, die sich zur Motion Picture Association of America zusammengeschlossen haben. Hierzu gehören: 20th Century Fox (Disney) Walt Disney Motion Picture Group (Disney) Universal Studios (Comcast) Warner Bros. Entertainment (AT&T) Sony Pictures Entertainment (Sony) Paramount Pictures (MGM) (ViacomCBS) sowie seit 2019 Netflix. Amazon Studios hat sich wohl noch nicht angeschlossen.
1940 gab es eine wichtige Anti-Trust-Entscheidung wonach das Major Studio Paramount keine eigene Kinoketten mit Exklusivlizenzen mehr betreiben durften. Daher stehen den Filmproduktionsfirmen dem Filmverleih große Kinoketten gegenüber. Zu den großen US-Kinoketten zählen:
AMC mit 8400 Leinwänden (jüngste Meldung: AMC vor der Pleite; Amazon interessiert sich für AMC) Regal Entertainment Group mit 7322 Leinwänden (dazu gehört die United Artists Theatre Circuit Inc mit 2388 Leinwänden) National Amusements mit 1500 Leinwänden (Sumner Redstone -> Beteiligung an Paramount Picture via ViacomCBS. Anti-Trust-Urteil steht dem eigentlich entgegen? Habe ich nicht verstanden.)
Eine Besonderheit stellt bei der Präsentation die sequentielle Filmverwertungskette mit Kino – DVD-Verkauf -> Pay-TV -> Free-TV -> Nachverwertung dar, die die unterschiedliche Zahlungsbereitschaften des Publikums berücksichtigen soll.
Da die Filmverwertung über das Kino für die Filmproduzenten sehr kostspielig ist (Einnahmeanteil der Produzenten liegt über die Kino-Distribution nur bei 50 Prozent; beim Streaming hingegen bei rund 80 Prozent), versuchen die Filmproduzenten das Kinofenster möglichst ganz zu umgehen oder möglichst kurz zu halten. Die Kinoketten befürchten allerdings den Verlust Ihrer Geschäftsgrundlage. Daher haben die US-Kinoketten im März die Filme von Universal Studios aus dem Programm geschmissen, nachdem sich Universal entschieden hat, die Filme sofort per Streamingdienst den Nutzern zu Verfügung zu stellen. Das Kinofenster lag bis dahin bei 75 Tagen. Nun hat man sich auf 17 Tagen bzw. drei Wochen geeinigt. Bislang war es auch so, dass Kinofilme mindestens 7 Tage im Kino laufen mussten, damit Sie für den Oscar nominiert werden durften. Dies soll zumindest für dieses Jahr ausgesetzt werden.
Was habe ich noch im Netz aufgegabelt. Hulu kommt nächstes Jahr nach Deutschland. Hulu gehört zu 2/3 Disney und zu 1/3 Comcast. Lt. Sky-Forum beabsichtigt auch HBO nach Deutschland zu kommen und hätte eine vertragliche Ausstiegsklausel. Sky hätte nach Aussagen von Forenteilnehmern kein Filmcontentanbieter mehr. |