China ist bis heute der fünftgrösste Ölproduzent der Welt, der noch einige Jahre lang um die 4 mb/d produzieren kann. Doch dann wird voraussichtlich ein langsamer, aber stetiger Rückgang einsetzen. Schon heute muss China über 50% seines Bedarfs importieren. Die EU hat nur noch 2.1 mb/d auf eigenem Territorium zur Verfügung, mit Norwegen sind es 4.4 mb/d. Die Fördermengen gehen bereits seit Jahren steil zurück, so dass der Importanteil (ohne Norwegen) von über 80% in wenigen Jahren auf über 90% anwachsen wird. Die Ölförderung in den USA, dem drittgrössten Ölförderland der Welt (nach Russland und Saudi-Arabien), erholte sich in den letzten Jahren auf 7.2 mb/d (2009) bzw. ca. 7.6 mb/d (2010, vorläufige Zahlen) durch die Förderung im Golf von Mexiko und Schieferöl. Diese unerwartete Renaissance könnte noch bis Mitte des Jahrzehnts anhalten. Dann sollte das Angebot wieder schrumpfen. Bei der Ölnachfrage klafft noch eine grosse Lücke zwischen China und dem Westen. Die USA verbrauchten 2010 circa 19.2 mb/d, China mit 9.4 mb/d weniger als die Hälfte davon. Allerdings wuchs die Nachfrage dort allein im abgelaufenen Jahr um 1.0 mb/d an, während sie in der EU und den USA schon seit 15 Jahren stagniert. Der Abstand dürfte sich daher in den kommenden Jahrzehnten verringern. Die IEA schätzt dass Chinas Ölkonsum von aktuell 9.4 mb/d über 11.7 mb/d (2020) auf 15.3 mb/d (2035) steigen wird. Demgegenüber schrumpft sie in den USA auf 14.9 mb/d und in der EU auf nur noch 9.6 mb/d. Die Einsparungen sind das Resultat höherer Kraftstoffeffizienz bzw. nichtfossiler Kraftstoffe im Verkehr und einer Abnahme des Heizölbedarfs. China wäre demnach in weniger als 25 Jahren der grösste Ölverbraucher der Welt knapp vor den USA, denn eine vergleichbare Energieeffizienz wird in China durch das Wachstum aller Verbrauchssektoren (ausser Fuel Oil für Kleinraffinerien) überkompensiert. Dementsprechend wächst die Importabhängigkeit. Im Jahr 2008 konnte sich China noch knapp zur Hälfte aus eigenen Vorkommen versorgen, schon 2020 liegt die Abhängigkeit bei 68%, 2035 sogar bei 84% bzw. 12.8 mb/d. In den USA stagniert die Abhängigkeit zunächst, könnte dann aber rasch fallen. Die Versorgungssicherheit verbessert sich deutlich, zumal ein erheblicher Teil der Importe aus dem nahen Kanada stammen dürfte. In der EU bleibt die Abhängigkeit von externen Quellen hoch, weil die Förderung auf dem eigenen Territorium ebenso wie in Norwegen rasch schwindet. In 25 Jahren ist die absolute Abhängigkeit ähnlich hoch wie heute, prozentual liegt sie bei über 90%. In der Post-Peak-Ölwelt des Jahres 2035 sind also alle drei grossen Wirtschaftsblöcke energiepolitisch verwundbar, wobei die Situation der USA vergleichsweise am besten ist. China und die EU sind dagegen fast vollständig von weit entfernten Versorgungsquellen abhängig, insbesondere dem Persischen Golf und Russland. Vor diesem Hintergrund wird seit einigen Jahren in Peking intensiv beraten, ob und wie sich der Ölbedarf schneller "deckeln" lässt, denn Öl könnte zur Achillesferse der Wirtschaftsentwicklung werden, wenn die Prognosen über einen nahen Ölpeak zutreffen. Eine Imitation des westlichen Konsum- und Mobilitätsstils steht ohnehin nicht zur Diskussion, wie das Schaubild unten zeigt. Selbst bei einer ungebremsten Entwicklung beträgt der chinesische Spritverbrauch pro Kopf im Strassenverkehr 2035 nur ein Bruchteil der Werte in Europa und den USA. |