Ich treibe mich zwar nur noch eher selten hier in diesem Bord herum, möchte aber die Gelegenheit nicht versäumen, der Frau Dr. Bundeskanzler auch meine ergebensten Glückwünsche zur 4. Amtsperiode zu übermitteln. Aus der Anredeform in #1 schließe ich, dass sie hier mitliest.
Liebe Frau Dr. Bundeskanzler,
Ich gratuliere Ihnen auf das Herzlichste dazu, dass sie es vollbracht haben, trotz vollständigen Ausbleibens von innen- wie außenpolitischen Erfolgen (zumindest im positiven Sinn) immer noch genug Wähler hinter sich zu versammeln, um gemeinsam mit der sterbenden SPD, die ihrem französischen Pendant (Gott hab' es selig) wohl bald in die ewigen Politgründe folgen wird, für weitere 3,5 Jahre Ihren Bürostuhl im Kanzleramt mit 37 Grad wärmen zu können. Ich kann zwar nicht sicher beurteilen, ob dies Ihrer Genialität oder der Naivität der verbliebenen CDU-Wählerschaft geschuldet ist, die sicher auch in den nächsten Jahren von Dr. Karl Eduard von Kleber im schwarzen Heutekanal konsequent auf Linie getrimmt wird. Sei es drum, im Zweifel für den Angeklagten, äh, natürlich die Frau Dr. Bundeskanzler: Der Erfolg gebührt Ihnen!
Lassen Sie mich aus diesem freudigen Anlass kurz einen Blick auf nur drei der Highlights Ihrer vergangenen Amtsperioden werfen:
1. Sie haben es vollbracht, dass Europa - zumindest finanziell - noch enger zusammengerückt ist. So wurde aus dem Staatenbund doch noch eine große Familie, da nun jeder für die Schulden des anderen einstehen muss. Von der großen Familie haben schon weiland Helmut Kohl und Francois Mitterand nur zu träumen gewagt. In einer intakten Großfamilie steht ja auch der eine für die Schulden des anderen ein. Dass der Geist des Familienvertrages mal was anderes vorgesehen hat, wollen wir nicht so hoch aufhängen. Was ist schon ein völkerrechtlicher Vertrag? Doch nur ein Stück Papier, und das ist bekanntlich geduldig.
2. Unter Ihrer Herrschaft wurde die Bundeswehr zu einem pazifistischen Verein. Der Slogan der Friedensbewegung der 80er "Frieden schaffen ohne Waffen" hat heute eine ganz neue Bedeutung. Ob man nun die Waffen abschafft, oder ob sie zwar noch physisch da sind, aber nicht mehr in der Lage sind, sich selbstständig fortzubewegen bzw. einen scharfen Schuss abzufeuern, ist ja im Ergebnis dasselbe. Der Frieden ist also dank Ihrer Initiative so sicher, wie seit 1918 nicht nehr.
3. Sie haben den Traum vieler Linker von einem grenzenlosen Welt zumindest im deutschen Teil Mitteleuropas Wirklichkeit werden lassen. Heute muss man nicht mehr mühevoll im Boden nach Gold suchen, nein, es kommt einfach über die Grenzen ins Land gerollt. Der Reichtum derer, die schon länger hier leben, nimmt also täglich zu, ob sie es wollen oder nicht. Jetzt müssen Sie nur noch die störrischen Franzosen, Holländer, Dänen, Schweden, Polen und Ungarn davon überzeugen, dass auch sie ihr BIP durch offenene Grenzen in ungeahnte Höhen steigern können und schon ist das Problem der Masenarbeitslosigkeit und des schwächeldnen Binnenkonsums ein für allemal gelöst und wir können uns wieder wichtigen Themen zuwenden, wie zum Beispiel dem gendergerechten Umtexten der Hymne ("national" war ja gestern). Da das deutsche Modell bekanntlich eine Erfolgsgeschichte ist, sollte die Überzeugungsarbeit bei den Nachbarn nur sehr kurze Zeit beanspruchen.
Abschließend noch ein klitzekleines Wort der Kritik: Sie sollten in einer stillen Stunde ein wenig an Ihrer Rhetorik feilen. Es wäre von Vorteil für die Überzeugungsarbeit, wenn Sie künftig nicht mehr schon nach jedem zweiten Satz ins Stammeln geraten würden. Vier Sätze sind das Ziel. Ich bin sicher, Sie schaffen auch das!
Herzlichst,
Ihr bashpusher999 (einer, der schon immer hier gut und gerne lebt)
----------- Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil! |