die grossen theorien zur geldmenge haben alles etwas gemeinsam, keine kann wirklich überzeugen. ich sage jeweils halb im scherz, die notenbanken arbeiten auch heute noch nach dem prinzip "versuch und irrtum". aber nur halb im scherz, weil so unrecht habe ich damit nicht...
ich unterscheide drei arten von inflation:
- inflation von der angebotsseite her: das sehen wir aktuell. diese inflation wird durch verknappung von absolut lebensnotwendigen gütern ausgelöst, in der regel energie und/oder nahrungsmittel. - inflation von der nachfrageseite her: diese wird durch die umlaufgeschwindigkeit des geldes verursacht. und eben nicht von der geldmenge (dies ist ein zentraler fehler in vielen klassischen theoriemodelen). ein beispiel ist japan, welches seit über 40 jahren gegen deflation kämpft trotz geldmengenausweitung. es ist die umlaufgeschwindigkeit, welche es japan fehlt. - hyperinflation: diese wird ausgelöst durch ein vertrauensverlust in die währung, was wiederum zu einer umlaufgeschwindigkeit nahe lichtgeschwindigkeit führt. (gründe für einen vertrauensverlust können verschieden sein, übermässige geldmengenausweitung kann ein grund sein, muss aber nicht zwingend dazu führen).
schauen wir doch mal zurück, was die wirkung all der gelddruckorgien der notenbanken zwischen 2008 bis 2020 geworden ist: da sich die umlaufgeschwindigkeit nicht erhöht hat ist dieses zusätzliche geld in anlagen geflossen, neben immobilen sehe ich da insbesondere die cryptos. aus grossen teilen des fiatgeldes in euro und dollar wurde cryptogeld. bis vor kurzem sahen wir auch keine inflation.
erst als die preise für lebensnotwendige güter stiegen, zeigte sich inflation. diese inflation kann tatsächlich transitorisch, also vorübergehend, sein - was ja die argumentation der ezb für ihre politik ist.
ganz grundsätzlich halte ich jede geldmengentheorie, welche die zentrale rolle der umlaufgeschwindigkeit nicht genügend berücksichtigt für grob lückenhaft.
in diesem sinne: schönen ersten mai.
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