Wegen der extremen Inflation in der Eurozone ist die EZB gezwungen, die Zinsen deutlich zu erhöhen. Wenn sie die Nullzinspolitik aufgibt, gerät aber auch ihre bisherige Gelddruck-(Miss-)Wirtschaft in der Südperipherie ("PIIGS") ins Wanken.
Staatsverschuldungen wie in Italien und Griechenland (dort: über 200 % des BIP) sind nur dann tragfähig, solange die Staaten auf ihre Staatsanleihen kaum Zinsen zahlen müssen.
Die Renditen für Staatsanleihen setzt das "lange Ende" der Zinskurve fest. Bewegt wird diese Kurve vom Bond-Markt: Wenn Inflation droht, verkaufen Investoren - aus Angst vor Kursverlusten während der Laufzeit - ihre Staatsanleihen (speziell solche aus Wackelstaaten). Die Verkäufe lassen die Kurse dieser Staatsanleihen sinken (sie kosten dann z. B. dann nur noch 90 % des Wertes, der bei Endfälligkeit ausgezahlt wird). Da aber die Coupons fix sind, steigen mit sinkenden Kursen der Staatsanleihen deren Renditen. Und das ist es, was der "lange Ende der Zinskurve" dann anhebt.
2012 ff. z. B. war es so, dass griechische Staatsanleihen, die mit einem Coupon von 5 % ausgestattet sind, auf 20 % ihres Nominalwertes gefallen sind. Damit stieg ihre Rendite auf 25 %. Die hohe Rendite spiegelt die Sorge der Bondkäufer wider, am Ende der Laufzeit ihr Geld nicht zurückzuerhalten.
All dies hat Draghi 2012 mit LTRO und "Whatever it costs"-QE unter den Teppich gekehrt.
Unter dem Teppich hat sich das Problem jedoch NICHT in Luft aufgelöst, sondern sogar weiter verschärft, eben weil die Schuldenberge in den PIIGS seitdem munter weiter gewachsen sind (außer in Irland).
Um sinkende Staatsanleihenkurse (bzw. steigende Staatsanleihenrenditen) zu "bekämpfen", hat die EZB QE durchgeführt. Die Aufkäufe der EZB haben die gefallenen Kurse dann wieder angehoben. Das ist aber letztlich eine planwirtschaftliche Maßnahme. Letztlich hat die EZB dabei Staatsanleihen in ihre Bilanz genommen, die "normalsterbliche" Investoren nicht mehr haben wollten, weil sie ihnen zu wackelig geworden waren.
Bevor Leitzinsen erhöht werden können (dies gilt als relativ strikte ZB-Maßnahme), muss zunächst QE (relativ weiche ZB-Maßnahme) gestoppt werden. Die EZB will laut NZZ (# 976) ab diesem Sommer ihre Anleihenkäufe zurückfahren.
Wegen der dann wegfallenden QE-Kursstütze werden die PIIGS-Staatsanleihen dann erneut im Kurs sinken - auch diejenigen (im Wert von knapp 5 Billionen Euro), die sich bereits in der Bilanz der EZB befinden. Dann geriete zum einen einen die Bilanz der EZB in Schieflage (weil die "Druck-Euros" zum Aufkauf dieser Staatsanleihen, die auf der Sollseite der EZB-Bilanz stehen, ja in unveränderter Höhe stehen bleiben). Noch schlimmer aber ist, dass Länder wie Italien oder Griechenland dann kaum mehr neue Staatsanleihen auf dem freien Markt - zu Refinanzierung ihrer Defizite - verkaufen können.
FAZIT:
Die starke Inflation zwingt die EZB zu Leitzinserhöhungen. Zuvor muss die EZB ihre QE-Maßnahmen beenden. Die wegfallende QE-Stütze könnte/dürfte zu seriellen Staatspleiten in den EU-Problemstaaten führen. Der Wurm war schon seit 2012 in der Dose. Putin hat diese Dose - mit der Energie-Teuerung - jetzt lediglich aufgemacht.
Wenn die PIIGS pleite gehen und die EZB-Bilanz in Schieflage geht, droht dem Euro der Kollaps. |