ist auf 67 gefallen und hat den Durschnitt der letzen 30 Jahe erreicht. Hier eine aktuelle Analyse zu Gold und Silber. Ist insgesamt neutral aber positiv was die Kursziele angeht. Es werden auch endlich Negativzinsen und das Geld drucken erwähnt.
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Märkte Gold – kurzfristig pfui, langfristig hui
Der Goldpreis bekommt im Moment viel Gegenwind. Dennoch scheint Gold einen Boden auszubilden. Während wir nicht ausschließen, dass Gold kurzfristig nochmals fällt, sind wir langfristig von deutlich höheren Preisen überzeugt. Silber hat sich in den vergangenen Monaten von Gold entkoppelt. Es profitiert von seiner Eigenschaft als industrielles Edelmetall und den damit verbundenen Aussichten auf eine Wirtschaftserholung.
Nachdem Gold lange Zeit unter Druck stand, scheint es mittlerweile einen Boden auszubilden. Um von einer Trendumkehr zu sprechen, ist es allerdings noch zu früh. Zwischenzeitlich stand der Preis sogar merklich unter Druck und ist zeitweise unter die psychologisch wichtige Marke von 1.700 US-Dollar je Feinunze auf den tiefsten Stand seit Juni 2020 gefallen (siehe Grafik 1). Die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie hatte Gold bereits Anfang Februar nachhaltig unterschritten. Das charttechnische Bild hatte sich somit deutlich eingetrübt. In Euro gerechnet ist Gold sogar auf den tiefsten Stand seit einem Jahr gefallen. Grafik 1: Goldpreise mit Bodenbildung Stand: 15. März 2021; Quelle: Bloomberg, Commerzbank Research
Gold fehlt schon seit vielen Wochen die Unterstützung der Finanzinvestoren. Hatten die ETF-Anleger in den ersten Januar-Tagen noch Gold gekauft, haben sie sich seitdem merklich zurückgezogen. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichnen seit Jahresbeginn mittlerweile Abflüsse von über 160 Tonnen (siehe Grafik 2). Auch die spekulativen Finanzinvestoren haben sich laut der CFTC-Statistik zurückgezogen. Deren Netto-Long-Positionen liegen mittlerweile auf dem niedrigsten Stand seit Mai 2019. Von ihnen sehen wir allerdings keine weitere Gefahr für den Goldpreis ausgehen. Grafik 2: Gold-ETFs mit Abflüssen seit Jahresbeginn
ETF-Bestände Stand: 15. März 2021; Quelle: Bloomberg, Commerzbank Research
Den größten Gegenwind bekommt Gold von den Anleiherenditen. In den USA ist die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen von ihrem Tief bei 0,5 Prozent p.a. im vergangenen Sommer mittlerweile auf 1,6 Prozent p.a. gestiegen, der höchste Wert seit gut einem Jahr. Zuletzt gewann der Renditeanstieg sogar an Dynamik (siehe Grafik 3). Dies macht Gold als zinslose Anlagealternative weniger attraktiv. Hinzu kommen die festen Aktienmärkte, die weiterhin von Rekord zu Rekord eilen, und den nach wie vor hohen Risikoappetit der Marktteilnehmer ausdrücken. Entsprechend war Gold auch als sicherer Hafen kaum gefragt. Zudem hat der US-Dollar offenbar seinen Abwärtstrend gestoppt und seit Jahresbeginn etwas aufgewertet. Er hat sich also von einem Unterstützungsfaktor zu einem Belastungsfaktor gewandelt. Trotz des nach wie vor anhaltenden Gegenwinds hat sich Gold zuletzt allerdings behauptet. Es scheint dem Druck nunmehr standhalten zu können. Wir schließen zwar nicht aus, dass Gold kurzfristig nochmals fällt, erwarten aber keinen Preiseinbruch. Denn in der Vergangenheit wurden solch niedrige Preise wie zurzeit als Kaufgelegenheit erachtet, wodurch ein Abrutschen verhindert wurde. Grafik 3: Kräftiger Anstieg der US-Anleiherenditen seit letztem Sommer
Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen Stand: 15. März 2021; Quelle: Bloomberg, Commerzbank Research
Mittel- bis langfristig bleiben wir positiv für Gold gestimmt. Unser Optimismus basiert dabei auf mehreren Gründen: So sind die Schuldenberge vieler Staaten durch die Corona-Hilfsprogramme enorm gestiegen. Sie nennenswert abzubauen, ist nicht nur eine Herkulesaufgabe, sondern könnte Generationen beschäftigen. Auch aus diesem Grund führen die Zentralbanken ihre ultralockere Geldpolitik fort – hier ist kein Ende in Sicht. Die umfangreichen Anleihekäufe haben die Bilanzsummen der Zentralbanken aufgebläht. Die Rückkehr zu einer »normalen« Geldpolitik bleibt ihnen versperrt, da wichtige Ziele wie zum Beispiel eine höhere Inflation noch lange nicht erreicht sind. Daher dürfte sich auch das zügellose Gelddrucken auf beiden Seiten des Atlantiks fortsetzen, was dazu führt, dass die Nominalrenditen entweder niedrig (USA) oder negativ (Eurozone) bleiben. Die EZB könnte dieses Jahr sogar noch einmal nachlegen. Nach Abzug der Inflationsrate sind die Realzinsen sowohl in den USA als auch in der Eurozone negativ. Und zuletzt steigende Inflationserwartungen drücken die Realzinsen noch weiter ins Negative, da die Zinserwartungen nicht entsprechend mitziehen. Auf absehbare Zeit sind auch mit Blick auf die erwähnten Schuldenberge keine Zinserhöhungen in Sicht.
Gold sollte unseres Erachtens daher als Sachwert und wertstabile Anlage profitieren. Ferner dürfte es wegen der negativen Realzinsen wieder als attraktive Anlagealternative gefragt sein, da Gold keine Zinsen kostet. Die Investmentnachfrage dürfte zwar ihr Rekordniveau des vergangenen Jahres nicht wieder erreichen, wir erwarten hier jedoch keinen Einbruch. Zu erwähnen ist dabei, dass die Nachfrage nach US-Goldmünzen im Januar und Februar zusammengenommen rekordhoch war. Die Münzabsätze im Februar sind bislang ähnlich stark. Dies zeigt, dass Gold von den Anlegern weiterhin gefragt ist. Gold würde unserer Meinung nach zusätzlich von einer wieder anziehenden physischen Goldnachfrage in Asien profitieren. Anzeichen einer Erholung gibt es diesbezüglich zumindest in Indien, dem zweitgrößten Goldkonsumenten hinter China, wo Anfang März die Importsteuer auf Gold gesenkt wurde. Wir erwarten ferner, dass auch die Zentralbanken ihre Kaufzurückhaltung aufgeben werden.
Unter dem Strich haben wir unsere Goldpreisprognose leicht nach unten genommen. Am Ende des Jahres sehen wir Gold jetzt bei 2.000 US-Dollar je Feinunze. Bis zur Jahresmitte dürfte das Umfeld für Gold schwierig bleiben, sodass wir zunächst kaum Erholungspotenzial sehen. Für uns ähnelt das Verhalten von Gold im Moment dem eines Tsunamis: In der ersten Phase zieht sich das Wasser zurück (der Goldpreis fällt), in der zweiten Phase kommt es dann umso heftiger wieder (der Goldpreis steigt deutlich).
Silber: von Gold entkoppelt Silber hat seine Unterbewertung gegenüber Gold nicht nur weiter aufgeholt, sondern mittlerweile auch komplett abgebaut. Das viel beachtete Gold-Silber-Verhältnis liegt zurzeit bei rund 67 und damit auf dem langjährigen Durchschnitt (siehe Grafik 4). Silber, dessen Richtung oft von Gold vorgegeben wird, hat sich in den vergangenen Monaten von Gold entkoppelt. Während der Goldpreis seit Jahresbeginn um knapp 9 Prozent gefallen ist, ist der Silberpreis nahezu unverändert. Silber als industrielles Edelmetall hat dabei unseres Erachtens von der Stärke der Industriemetallpreise profitiert. Zwischenzeitlich war Silber Spielball von Spekulanten, die zu Verwerfungen am Silbermarkt geführt und den Silberpreis Anfang Februar auf ein 8-Jahres-Hoch von 30 US-Dollar je Feinunze getrieben hatten. Die Lage hatte sich aber nach wenigen Tagen wieder beruhigt, wobei der Silberpreis einen Teil der Gewinne bis zuletzt beibehalten hat. Konträr zu Gold haben sich auch die Bestände der Silber-ETFs entwickelt: Noch unter dem Einfluss der Verwerfungen von Ende Januar/Anfang Februar stehend, haben die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs in diesem Jahr bislang Zuflüsse von gut 1.550 Tonnen verzeichnet (siehe Grafik 5). Zwischendurch waren es sogar fast 2.500 Tonnen mehr. Die spekulativen Finanzinvestoren waren Silber ebenfalls mehr zugetan als Gold: Deren Netto-Long-Positionen sind im historischen Vergleich noch überdurchschnittlich, auch wenn sie zuletzt etwas abgebaut wurden. Grafik 4: Silber hat Unterbewertung gegenüber Gold aufgeholt Stand: 12. März 2021; Quelle: Bloomberg, Commerzbank Research Grafik 5: Weiter starke Nachfrage nach Silber-ETFs
ETF-Bestände Stand: 15. März 2021; Quelle: Bloomberg, Commerzbank Research
Mitte Februar äußerte sich das Silver Institute sehr optimistisch zur globalen Silbernachfrage in diesem Jahr. Diese soll, angeführt durch die Industrienachfrage und die physische Investmentnachfrage, um 11 Prozent auf ein 8-Jahres-Hoch von 1.025 Millionen Unzen steigen. Damit würde der Rückgang im vergangenen Jahr mehr als wettgemacht werden. Die Industrienachfrage soll angetrieben durch elektrische und elektronische Anwendungen um 9 Prozent auf 510 Millionen Unzen steigen, die physische Investmentnachfrage ein 6-Jahres-Hoch von 257 Millionen Unzen erreichen. Die Silberminenproduktion soll die coronabedingten Verluste des Vorjahres ebenfalls wettmachen und auf ein 5-Jahres-Hoch von 866 Millionen Unzen steigen. Das Angebot aus Altsilber soll auch wegen der stärkeren Preise das fünfte Jahr in Folge zunehmen. Die höhere Nachfrage kann zwar nicht verhindern, dass der physische Silbermarkt (das heißt ohne ETFs) auch in diesem Jahr einen Angebotsüberschuss aufweist. Er soll aber deutlich geringer ausfallen als im Vorjahr und der niedrigste seit dem letzten Defizit vor sechs Jahren sein.
Die kurzfristigen Aussichten sind für Silber unseres Erachtens positiver als für Gold. Denn Silber sollte von seiner Eigenschaft als industrielles Edelmetall und den damit verbundenen Aussichten auf eine Wirtschaftserholung profitieren. Wir haben daher unsere Silberpreisprognose leicht nach oben angepasst. Ende des Jahres sehen wir den Silberpreis nun bei 30 US-Dollar je Feinunze. Das Gold-Silber-Verhältnis würde dann bei 67 liegen, also in etwa auf dem gegenwärtigen Niveau. |