Der deutsche Markt ist ja auch 2015 am stärksten gestiegen, darf man nicht vegessen. Wir haben in einem halben Jahr, zwischen Oktober 2014 und April 2015, einen Anstieg von gut 40 Prozent gehabt. Dass ein Index nach so einem großen Anstieg anfällig ist für massive Rücksetzer, liegt zumindest im Bereich des möglichen. Ich hätte auch nicht gedacht dass die Talfahrt so krass ausfallen würde, meine Vorhersage war damals im April eher ein Dümpeln auf hohem Niveau und maximal ein Rückgang auf 10.000 Punkte, vor einem neuen Anstieg im Winter 2015/16.
Aber naja, hinterher ist man immer schlauer als vorher. Dass es so "knacken" würde im Gebälk der asiatischen Wirtschaft, das war zumindest im April letzten Jahres noch nicht in der massiven Form absehbar.
Es gibt jetzt halt zwei Szenarien. Das eine ist, dass wieder einmal nur die schwachen Hände aus dem Markt gekegelt werden, und dass die Großanleger die billigen Aktien in den nächsten Wochen wieder einsammeln und die Kurse erneut hochtreiben. Bei einem Durchschnitts-KGV im DAX von derzeit um die 10-11 gäbe es auf jeden Fall genug Argumente für eine neue Rally. Und das andere Szenario ist eben, dass wir tatsächlich vor dem Beginn einer massiven Abwärtsspirale stehen, wie sie von manchen in der letzten Zeit immer wieder beschworen wurde. In dem Fall sind dann auch die vermeintlich günstigen Kurse deutscher Aktien nur noch Makulatur, da die Gewinne deutscher Unternehmen, wie man aus Erfahrung weiß, in Rezessionen für gewöhnlich um ca. 50 Prozent einbrechen.
Ich glaube nach wie vor, dass uns letzteres zunächst einmal erspart bleiben wird, und dass auch der Bärenmarkt, von dem ja nun weltweit zunehmend gesprochen wird, nicht mehr lange andauern wird. Bärenmärkte haben es immerhin an sich, dass man erst weiß dass man in einem Bärenmarkt ist, wenn der Kursrückgang schon deutlich fortgeschritten ist.
Wichtig wäre aber in der Tat, dass sich die Aktienmärkte und auch die kriselnden Volkswirtschaften langsam wieder "fangen". Denn wenn die Aktienmärkte weiter auf Sinkflug gehen, dann werden immer mehr Aktienkredite platzen, und nur allein dadurch könnte es bereits eine deutliche weitere Abwärtswelle geben. Und ein zusätzlicher Brandbeschleuniger könnte das Platzen von Spekulationen von Banken und Schattenbanken in China sein. Abgesehen von China sehen wir jetzt schon, dass reihenweise Spekulationen auf die Geschäfte von Ölindustrie-Firmen platzen. Besonders im Fracking-Sektor soll es da noch jede Menge potenzielle Zeitbomben geben, denn durch den niedrigen Ölpreis wird Fracking, vor einer Weile noch als DIE Zukunftstechnologie gefeiert und auch deshalb ein Magnet für Banken-Spekulationen, immer unrentabler.
Das was alles sehr real passieren KANN in der nächsten Zeit, ist tatsächlich sehr, sehr düster. Aber noch ist nicht gesagt, dass es auch wirklich so kommen wird. Falls wir nochmal mit einem blauen Auge davon kommen, sollte es idealerweise einen letzten großen "Blowout" geben an den Märkten, eine massive eintägige Abwärtsbewegung unter sehr hohem Volumen und mit einer Hammerkerze als Tagesmuster, vorzugsweise auch mit einem großen down gap zur Eröffnung. Das wäre ein recht brauchbares Zeichen, dass wirklich alle Bullen aus dem Markt raus sind. Und dann kann es auch wieder sehr dynamisch aufwärts gehen. |