Meine wirklichen Forderungen tz-Interview mit dem MTU-Vorstandschef Udo Stark
Die angebliche Pensionsforderung von 120 Millionen Euro von MTU-Chef Udo Stark an seinen ehemaligen, mittlerweile insolventen Arbeitgeber AGIV sorgte in den letzten Tagen für großes Aufsehen. Im tz-Interview mit tz-Redakteur Rudolf Bögel nahm der Chef des Münchner Triebwerks- und Rüstungskonzerns zu den Vorwürfen ausführlich Stellung.
Herr Stark, das TV-Magazin „Monitor“ hat vergangene Woche behauptet, Sie würden von Ihrem früheren Arbeitgeber AGIV 120 Millionen Euro Pensionszahlungen, die ja so auch in der Insolvenzliste der in Konkurs gegangenen Firma stehen, fordern. Trifft das zu?
Stark: Das ist Unsinn. Ich habe fast 10 Jahre, nämlich von 1991 bis 2000, erfolgreich den Frankfurter AGIV-Konzern geführt. Aufgrund meines Dienstvertrages habe ich – beginnend ab dem 60. Lebensjahr – einen Pensionsanspruch von jährlich 237000 Euro erworben. Genau diesen erarbeiteten Anspruch mache ich geltend. Ich gehe deshalb juristisch gegen diejenigen vor, die meine Person und damit auch mein heutiges Unternehmen, die MTU Aero Engines, mit falschen Behauptungen in Misskredit bringen möchten.
Können Sie kurz erklären, wie diese Summe zustande kam?
Stark: Die Insolvenzordnung erfordert, dass Pensionszahlungen in kapitalisierter Form angemeldet werden. Bei einer sich aktuell wandelnden Rechtslage hat der beauftragte Anwalt meine Pension – zu meiner und auch seiner Sicherheit – unter mehreren in Betracht kommenden Anspruchsgrundlagen gemeldet. Deshalb bleibt es trotzdem ein und derselbe Anspruch. Weshalb dieser in der Insolvenzliste fälschlich mehrfach aufaddiert wurde, ist mir ein Rätsel. Mein Anspruch sind und bleiben die jährlichen Pensionszahlungen in Höhe von 237 000 Euro.
Neben einer Abfindung sollen Sie bei Ihrem Ausscheiden aus der AGIV auch noch ein Übergangsgeld von 37500 DM pro Monat bekommen haben?
Stark: Ein solches Übergangsgeld hätte ich nur, wenn ich nicht arbeiten würde. Das ist jedoch der Fall – und zwar mit viel Freude – und von der vertraglichen Anrechnung meiner verdienten Einkünfte profitiert die AGIV.
Warum hat „Monitor“ hat das dem Zuschauer vorenthalten?
Stark: Die Abfindung und deren Höhe entsprachen den Jahre zuvor getroffenen Vereinbarungen in meinem Vorstandsvertrag mit der AGIV. Ich hatte die AGIV bei meinem Ausscheiden im März 2000 als gesundes Unternehmen mit vielen hundert Millionen in der Kasse hinterlassen. Nachdem der Kassenbestand und alle Reserven verwirtschaftet wurden, ist die AGIV seit Anfang 2005 leider in Konkurs. Ich muss also meine Pensionsforderung gegen die so genannte Konkursmasse geltend machen, da ein Ausfallschutz des Pensionssicherungsvereins nicht besteht.
Fühlen Sie sich als prominentes Opfer der Neid- und Heuschrecken- Debatte?
Stark: In meiner vorherigen Aufgabe als Chef der mg technologies habe ich aus Vorstandssicht unzulässige Eingriffe in das Tagesgeschäft nicht hingenommen und folglich das Unternehmen verlassen. Das hat wohl zum Nachtreten geführt. Mit Heuschrecken hat das wenig zu tun. Freilich scheint die Neidund Heuschrecken-Diskussion medienwirksamen Nährboden zu bieten, dem Thema von Vertragsauflösungen nachzugehen.
Was halten Sie von einer Offenlegung der Managergehälter und wie sehen Sie die Bezahlung der deutschen Manager im internationalen Vergleich?
Stark: Auch in Deutschland setzen sich leistungsbezogene Vergütungen mit hohem variablem Anteil immer mehr durch. In bin ebenfalls dafür, dass die Zusammensetzung aus festem Gehalt und leistungsbezogener Vergütung transparent gemacht wird. Die Aktionäre sollten erkennen können, wie sich das Management im Sinne des Unternehmens einsetzt, welche Erfolge dabei erreicht und wie diese honoriert werden. Sie waren gerade in Paris bei der internationalen Luftfahrtmesse.
Wie laufen denn die Geschäfte für MTU?
Stark: Ganz hervorragend. Die Luftfahrt boomt und die MTU kann von dieser Entwicklung profitieren. So haben wir zum Beispiel unsere Position als Marktführer beim Triebwerk für den A380 weiter ausbauen können. Korean Air hat sich für das GP7000 entschieden, das ist für das Triebwerkskonsortium, zu dem die MTU gehört, ein Auftragsvolumen von 470 Millionen USDollar. Damit haben wir einen Marktanteil von fast 60 Prozent bei den Triebwerken für den großen Airbus.
Wie ist die MTU jetzt nach dem Börsengang aufgestellt?
Stark: Wir haben eine breite und langfristig orientierte Eigentümerstruktur. Mehr als 80 Prozent der an die Börse gebrachten Anteile liegen bei so genannten institutionellen Anlegern. Aus der siebenfach überzeichneten Emission haben deutsche Privatanleger 17 Prozent übernommen. Auch die MTU-Mitarbeiter haben sich am Börsengang beteiligt und MTU-Aktien gekauft. Der Börsengang hat das Eigenkapital der MTU mehr als verdoppelt. Damit haben wir die finanzielle Kraft für weiteres Wachstum.
Sie sind seit Anfang diesen Jahres Vorstandsvorsitzender der MTU – wie lautet Ihre erste Zwischenbilanz?
Stark: Die Begeisterung der Mitarbeiter – davon 5000 in München – für „ihre“ MTU steckt an! Technologisch ist die MTU führend. Jedes dritte Flugzeug weltweit fliegt mit MTU-Teilen an Bord.
/20.06.2005 versenden | drucken | kommentieren | zurück
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