Der Gewinn des Berliner Pharmakonzerns stieg im ersten Quartal 2006 um 21 Prozent.
Berlin - Schering geht mit glänzenden Zahlen in die geplante Übernahme durch Bayer. Der Gewinn des Berliner Pharmakonzerns stieg im ersten Quartal 2006 um 21 Prozent auf 174 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 16 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Vorstandschef Hubertus Erlen empfahl den Aktionären auf der Hauptversammlung, das Übernahmeangebot der Bayer AG von 86 Euro je Schering-Aktie anzunehmen. Die Offerte sei dem Firmenwert angemessen, meinte er am Mittwoch in Berlin.
Laut Erlen ergänzen sich Schering und die Pharmasparte des Leverkusener Chemiegiganten Bayer „sehr sinnvoll“ in ihrer Ausrichtung auf Spezialmärkte. Vorstand und Aufsichtsrat unterstützten daher das Bayer-Angebot im Volumen von rund 16,5 Milliarden Euro, sagte er. Die Offerte von 86 Euro je Aktie biete „sehr gute Perspektiven“ für die Geschäftsentwicklung und auch für die Mitarbeiter.
Erlen bedauerte zugleich, daß Schering nach 155 Jahren seine Selbständigkeit einbüßen wird. „Nicht nur der Vorstand, sondern auch unsere Mitarbeiter wären gern unabhängig geblieben“, sagte Erlen. Grund für den Verlust der Eigenständigkeit sei aber nicht fehlender Geschäftserfolg, sondern das feindliche Übernahmeangebot des Konkurrenten Merck vom 13. März. Noch am selben Tag habe ihm Bayer-Chef Werner Wenning ein Gegenangebot in Aussicht gestellt. Bei den Gesprächen sei der Firmenleitung klar geworden, „daß eine Zukunft als unabhängiges Unternehmen nicht mehr möglich ist“, sagte Erlen.
Das Darmstädter Familienunternehmen Merck war mit seinem Angebot von 77 Euro je Schering-Aktie nicht zum Zuge gekommen, weil Bayer neun Euro mehr bot. Bayer will bis Ende Mai 75 Prozent der Schering-Anteile besitzen. Das fusionierte Unternehmen soll Bayer-Schering-Pharma heißen und seinen Sitz in Berlin haben. Erlen sagte, dies sei „von großer Wichtigkeit“ für den Wirtschafts- und Forschungsstandort Berlin und zugleich „äußeres Vorzeichen des vereinbarten fairen und ausgewogenen Integrationsprozesses“.
Für das laufende Jahr erwartet das Unternehmen ein Umsatzwachstum „im mittleren bis hohen“ einstelligen Bereich. Der Hauptversammlung lag der Vorschlag des Vorstands zur Abstimmung vor, eine um 20 Cent erhöhte Dividende von 1,20 Euro auszuschütten. In der Quartalsbilanz wies Schering ein organisches Umsatzwachstum von 12 Prozent aus. „Mit der starkem Umsatzsteigerung im ersten Quartal setzt sich der erfreuliche Wachstumstrend der letzten Jahre fort“, erklärte Erlen. 2005 hatte Schering mit einem Unsatzanstieg von acht Prozent auf über 5,3 Milliarden Euro das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erzielt.
Auskunft über Stellenabbau verlangt
Ein Vertreter der Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz meinte, die Aktionäre könnten angesichts der glänzenden Geschäfte eine höhere Dividende verlangen. Anders als die Merck-Offerte sei das Angebot Bayers zwar „in Ordnung“, doch verlangte er detaillierte Auskunft über den geplanten Stellenabbau. Der Bayer-Vorstand hatte angekündigt, daß rund 6.000 Stellen im Zuge der Fusion wegfallen könnten.
Ein Vertreter des Betriebsrats beklagte, ihm werde auf der Hauptversammlung „zuviel über Geld und zu wenig über Arbeitsplätze“ geredet. Bereits in den vergangenen Jahren habe die Schering-Belegschaft im Zuge harscher Rationalisierungsmaßnahmen „gehörig bluten müssen“. WELT.de/dpa
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