Börsig löst das Problem Ackermann wird Chef-Kontrolleur
REUTERS Josef Ackermann. Die derzeit spannendste Führungsfrage in der deutschen Wirtschaft ist geklärt. Deutsche-Bank-Chef Ackermann wird voraussichtlich in den Aufsichtsrat wechseln. Damit ist nach jahrelanger Suche der Weg frei für die Doppelspitze aus Investmentbanker Jain und dem Deutschland-Chef Fitschen. Die offene Führungsfrage bei der Deutschen Bank ist offenbar geklärt. Der amtierende Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Börsig werde seinen Posten voraussichtlich zur nächsten Hauptversammlung Ende Mai 2012 vorzeitig verlassen und für Vorstandschef Josef Ackermann freimachen, berichtet die "Welt am Sonntag". Börsig sei zu diesem Schritt bereit, um damit im Aufsichtsrat einen breiten Konsens für die von ihm vorgeschlagene Doppelspitze mit dem Deutschland-Chef Jürgen Fitschen und dem Investmentbanker Anshu Jain herzustellen, zitiert die Zeitung "einen mit den Vorgängen Vertrauten". Öffentlich hat Ackermann in der Vergangenheit einen Wechsel in den Aufsichtsrat allerdings abgelehnt. Insider rechnen aber damit, dass er sich nicht verweigert, würde er gebeten. Am Montag kommen verschiedene Gremien des Aufsichtsrats der Deutschen Bank in Frankfurt am Main zusammen, am Dienstag tagt dann das ganze Kontrollgremium, das die Entscheidungen noch absegnen muss. Am gleichen Tag legt das Institut auch seine Quartalszahlen vor. Ackermann soll Tandem kontrollieren Das Verhältnis von Ackermann und Börsig gilt als angespannt. Börsig hatte 2009 keinen mehrheitsfähigen Kandidaten für die Nachfolge Ackermanns präsentieren können - auch er selbst fiel im Kontrollgremium durch. Daraufhin wurde Ackermanns Vertrag bis 2013 verlängert. Nun wollte Ackermann eigentlich Ex-Bundesbankchef Axel Weber zur Deutschen Bank holen, aber Börsig war nicht überzeugt davon. Weber entschied sich daher für die Schweizer UBS. Das Tandem Jain/Fitschen ist die Wunschkombination von Börsig. Der Top-Investmentbanker ist gesetzt, da sein Bereich mehr als 80 Prozent zum Konzerngewinn beiträgt. Die Bank will nicht riskieren, dass der 48-Jährige und sein Team zur Konkurrenz gehen. Dem Inder fehlen allerdings die Drähte ins politische Berlin. Zudem ist der 100-prozentige Investmentbanker als alleiniger Chef in Deutschland kaum vermittelbar. Daher soll der politisch gut verdrahtete und erfahrene Bankmanager Fitschen diese Schwäche kompensieren. Aufgrund des Alters des Niedersachsen von bald 63 Jahren erwarten Investoren aber, dass Jain in ein paar Jahren allein an der Spitze steht. Das aber ist für viele in der Bank nur schwer vorstellbar. Sie hoffen deshalb, dass Ackermann in den Aufsichtsrat wechselt, um die Außendarstellung des Instituts zu übernehmen. Zudem könnte er - so die Hoffnung einiger Arbeitnehmervertreter - als Chef-Kontrolleur sicherstellen, dass die Bank ihr zweites Standbein Privatkundengeschäft nicht vernachlässigt. Ackermann will dessen Ergebnisanteil auf 40 bis 50 Prozent ausbauen. |