mit einem Blick in 2020 und ein Vergleich über Fundamentals mit Vestas und Gamesa.
Im neuem Nordex-Rating der Nord LB wird ein Umsatz von 3,909 Mrd. € (2019: 3,451 Mrd. €) prognostiziert !!! Das ist ein Plus gg. dem vorhergehendem Rating von 200 Mio.€. Diese hohe Umsatzerwartung der Nord LB ist aus zweierlei Gründen nachvollziehbar, denn erstens wird von Nordex ein weiterhin sehr hoher Auftragseingang erwartet (mit knapp 2 GW ist ja das Nordex-Auftragsbuch für 2020 zu einem solch frühen Zeitpunkt schon mehr als ordentlich gefüllt und es sollen ja dann wohl noch starke Auftragseingänge dazu kommen) und zweitens sagte Nordex-Chef Blanco, dass man im kommenden Jahr die Nr. 4 bei den Onshore-Windmühlenbauer werden will und das impliziert nun mal so mindestens 4,2 bis 4,4 GW an errichteten Windmühlen im kommenden Jahr und dann reden wir bei Nordex tatsächlich von einem Umsatz von nahe 4 Mrd. €. Wenn nicht sogar darüber. Zumal ja Nordex mit dem riesigen Schwedenauftrag von EON (475 MW) im kommenden Jahr einen sehr großen EPC-Auftrag dazu noch hat und der wird natürlich noch für einen zusätzlichen Umsatz sorgen. Der größte EPC-Auftrag der Nordex Unternehmensgeschichte.
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Die Nord LB gibt es sich aber noch recht vorsichtig mit "oberstes Ziel sei nun die nachhaltige Verbesserung der Profitabilität, woran sich das Management nun messen lassen müsse" und hat deshalb zunächst mal ihr Kursziel mit 14 € "nur" bestätigt. Wobei aber die Nord LB nicht nur kräftig ihre Umsatzerwartungen nach oben genommen hat,sondern auch ihre EPS-Erwartung. Das 2020er EPS erwartet die Nord LB nun bei 0,56 € (vorher 0,46 €).
Dass die Nord LB zunächst mal etwas vorsichtig ist kann ich nachvollziehen in gewisser Weise, da fürs kommende Jahr nun schon schwer abzuschätzen ist wo die Gewinnmargen denn wirklich liegen könnten.
Ich bin da doch eher ein wenig optimistischer mit Blick in 2020 bezüglich Gewinnmargen. Die Analysten erwarten aktuell im kommenden Jahr eine EBITA-Marge von Round Abound 5,8% im Schnitt (für 2019 4,4%). Scheint mir bei dem zu erwartendem hohen Umsatzvolumen inkl. Projekte mit einer besseren Preisgestaltung, der vielen neuen Mitarbeiter, die im kommenden Jahr eigentlich dann gut eingearbeitet sein müssten, und der neuen Nordex/Acciona-Mühlen (N149/AW140), die eine bessere Preisstruktur aufweisen, dann doch ein wenig zu niedrig angesetzt zu sein. Ich gehe mal von einer EBITA-Marge von 6,5% aus, halte aber auch 7% für sehr gut möglich. Übrigens: 2017, also noch vor der Absatzdelle, lag die EBITA-Marge bei Nordex noch bei 7,9%. Das nur mal als kleine Benchmark so nebenbei.
Nun meine Schätzungen zu den 2020 Zahlen:
Umsatz: 3,9 Mrd. € EBITA: 253,5 Mio. € --- EBITA-Marge: 6,5% EBIT: 138,5 Mio. € (Acciona-Goodwillabschreibung auch in 2020 rückläufig) --- Finanzergebnis: - 35 Mio. € EBT: 103,5 Mio. € Nettogewinn: 70,4 Mio. € (Steuerquote: 32%) EPS: 0,73 € EPS ex Acciona-Abschreibung: 0,85 €
Mit meinen Schätzungen, die für mich nun wirklich nicht zu optimistisch sind ein Vergleich mit fundamentalen Kennziffern zu meinen Nordex-Schätzungen mit Vestas und Gamesa Analystendurchschnittsschätzungen mit den aktuellen Kursen:
- für Nordex würde man aktuell das 5,8fache des 2020er EBITAs bezahlen (Vestas das 10,8fache, Gamesa 7,6fache) - das EV/EBITA-Multiple für 2020 liegt bei Nordex bei 6,41 (Vestas: 7,83, Gamesa: 6,90) - das 2020er KUV bei 0,38 (Vestas: 1,38, Gamesa: 0,93) - das 2020er KGV ex Acciona-Übernahme bei 17,8 (Vestas: 17,6, Gamesa: 21,3)
Ob jetzt nun ein solcher Vergleich mit fundamentalen Kennziffern so sinnvoll ist lass ich mal außen vor. Ich wollte eigentlich so nebenbei nur mal zeigen, dass es nicht nur das KGV gibt sondern auch andere fundamentale Kennziffern. Das Multiple EV/EBITA ist für mich ohnehin die mit Abstand aussagekräftigste Kennziffer überhaupt, denn die berücksichtigt auch komplett die finanzielle Situation eines Unternehmens (Nettoverschuldung/Nettocash).
Außerdem ist es immer sehr problematisch für mich mal so aus einer Datenbank ein Analystendurchschnitts-EPS zu nehmen um so einfach mal das KGV zu berechnen, denn die Streuungen bei den Analystenschätzungen sind groß. Bei Vestas z.B. wird aktuell für 2020 das höchste EPS mit 5,74 € prognostiziert und das niedrigste mit 3,83 €. Das ist eine riesige Spannweite. Bei Nordex liegt für 2020 z.B. die niedrigste EPS-Schätzung aktuell bei Minus 0,37 € und die ist natürlich ein Treppenwitz, aber diese EPS-Schätzung geht voll in die Durchschnitts-EPS Schätzung ein. Darum sollte man solche Schätzungen, die mit solch großen Spreads zwischen den einzelnen Analystenschätzungen versehen sind, allenfalls zu einer kleinen Daumenrechnung hernehmen. Nicht mehr und nicht weniger. Außerdem sind alle drei Mühlenbauer recht unterschiedlich bei ihrer Bilanzierung bzw. GuV-Rechnung. So hat z.B. Gamesa große Goodwillabschreibungen durch die Siemensmerhrheitübernahme (wird bei dem EV/EBITA-Multiple z.B. komplett eliminiert) oder bei Vestas ist z.B. beim Umsatz und EBITA nicht das Offshore-Geschäft mit drin, denn das wird bei Vestas "nur" als et Equity bewertet und steht somit lediglich im Finanzergebnis drin. Diese ganze Feinheiten muss man miteinbeziehen, wenn man Fundamentalkennziffern miteinander vergleicht. Einfach mal so nur über das KGV mit der Durchschnttsanalysten-EPSschätzungen zu kommen ist viel zu simpel.
Sei wie es sei nach meinen Schätzungen kann man aber mit Sicherheit nicht behaupten, dass Nordex überbewertet ist gegenüber ihrer Konkurrenz. Wobei aber der Chart von Vestas richtig gut aussieht und die Aussichten von Vestas sind genau so exzellent wie die von Nordex. |