sondern von der Kritik an jener Hühnerfabrik, die mit dem Clip zum Ausdruck kommt, wäre er vielleicht entzückt gewesen. (Ist dann aber auch bewußt provokant von mir ausgedrückt). Man könnte von dort aus dann auch frei von der Leber im Sinne Adornos eine Parallele zur Industrialisierung an sich ziehen, die im übrigen auch nicht erst von Adorno, sondern zuvor bereits schon von Persönlichkeiten wie Viktor Hugo und der Bewegung um ihn heftig kritisiert wurde. Eine Kritik, die im einzelnen durchaus berechtigt war, dabei jedoch ausser acht liess oder vermutlich sogar tatsächlich verkannt hat, was auf der anderen Seite an weitreichenden Wohlstandsgewinnen jeglicher Art mit der Industrialisierung verbunden waren und sind.
Meine These wäre, dass es immer wichtig ist, beide Seiten im Auge zu behalten, nicht nur die negativen. Ansonsten liefe man mit seiner Kritik nämlich trotz aller richtigen Aspekte am Ende in eine falsche Richtung.
Gesellschaftlich betrachtet findet sich jenes Korrektiv dabei bereits durch das Vorhandensein einer Gegenseite im Diskurs selbst. Wenn man jedoch auf individueller Ebene zu einer Betrachtung gelangen möchte, die seinem Gegenstand annähernd gerecht werden soll, muss man sich schon um Ausgewogenheit bemühen. Radikalität halte ich da zumindest für äußerst hinderlich.
Darüber, was Kunst ist und was sie sein soll, gibt es ja nach wie vor höchst unterschiedliche und kontroverse Auffassungen. Die individuelle Sichtweise, die Du da hast, kann ich in jedem Fall durchaus nachvollziehen.
Im mainstream oder besser gesagt in den Charts und im Radio finde ich dann ja selber auch eher seltener Sachen, die mich begeistern - gibt natürlich Ausnahmen. Wobei Indie-music jeglicher Art seit den 00ern einen richtigen Boom durchläuft und im Grunde zu so etwas wie ein mainstream neben dem mainstream geworden ist, was dann auch mit einer Entwicklung zusammenfällt, die unter "Bohemisation of the Bourgeoisie" läuft.
Hast Du Dich eigentlich auch mal mit den Subkulturen dieses und des letzten Jahrzehnts beschäftigt? Ein übergeordneter Blick scheint da im allgemeinen Diskurs witzigerweise fast gar nicht vorhanden zu sein. Ich meine, in den 90ern war man sich doch sehr bewußt über die ganzen Bewegungen der 80er (Punks, Industrial, Wave etc.), konnte einordenen worher sie kamen, wohin sie wollten, und ihre Entstehung auch aus einem größeren gesellschaftlichen Kontext heraus erklären und begreifen. In den 80ern hatte man einen ähnlich scharfen Blick auf die Bewegungen der 70er (Hippies, Psychedlic Rock und der frühe Punk und Industrial) und in den 00ern verhielt es sich ebenso mit den Bewegungen der 90er (z.B. Hip-Rop, Trip-Hop, Raver) Aber wie verhält es sich mit den Bewegungen der 00er? Auf das aktuelle Jahrzeht fehlt ja häufig ein bisschen der übergeordnete Blick, aber auf das vorherige? Das ist schon etwas ungwöhnlich.
Die Auseinandersetzung mit dem Hipster-Phänomen kratzt doch sehr an der Oberfläche, Ich denke, dass man da doch zu sehr interessanten Schlüssen über die gesellschaftliche Entwicklung gelangt, wenn man dies etwas weiter beleuchtet. |