Gold & Gesellschaft: Reformen - Unwort des Jahres Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass keine Partei mehr von Reformen redet. Jeder hat nach der Wahl mit Grausamkeiten gerechnet: Seien es nun Steuererhöhungen oder der soziale Kahlschlag, wie die Vertreter des sozialpolitisch-industriellen Komplexes polemisierten. Selbst der FDP-Westerwelle will den Hartz IV Empfängern ein höheres Zurechnungsvermögen zugestatten. Die selbst genutzte Immobilie, für Viele der damalige Inbegriff des sozialen Aufstiegs soll verschont bleiben. Alle Parteien trauen sich nicht an den Abbau des immer mehr ausufernden Sozial-Staates. Das sich wie ein Krake ausbreitende System ist am Ende. Alle wissen es; wenige sprechen es aus; aber keiner traut sich, das System wieder auf stabile Füße zu stellen. Was in Realität hieße, grobe Einschnitte in das Leistungssystem vorzunehmen. Reformen bedeuten Einschnitte und Einschnitte bedeuten Verlust sozialer Errungenschaften. Oder besser gesagt die Aufgabe von Besitzständen. Deutschland, die Besitzstandswahrer-Gesellschaft: Deshalb ist inzwischen der Begriff Reform mit sozialem Kahlschlag besetzt. Und sozialen Kahlschlag möchte sich keine Partei in Deutschland nachsagen lassen. Deutschland ist gelähmt, denn mit einer reformunwilligen Gesellschaft kann man weder die Zukunft planen, noch sie gestalten. Man nimmt weiter Fahrt auf in Richtung des Wasserfalls, den viele erkennen aber keiner wahrhaben will. Der Schiffbruch, den wir erleiden werden, ist wohl unausweichlich. Der ausufernde Sozial-Staat lässt sich am besten anhand eines Beispiels beschreiben. Wie hat sich über die Zeit der Begriff Solidarität entwickelt? Vielleicht erkennt sich jeder im nachfolgenden fünf Phasenmodell wieder: Phase 1: Die Großfamilie Hier herrschte Lastenteilung zwischen den Generationen. Solidarität war gelebte gegenseitige Hilfe innerhalb des Verbundes der Familie (Kinder, Eltern, Großeltern). Phase 2: Staatliche Grundsicherung Der Staat ermöglichte eine Grundabsicherung gegen Hunger und Elend, wenn die Hilfe in der Familie eben nicht zur Verfügung stand. Solidarität wurde als gegenseitige Hilfe innerhalb der Gesellschaft gesehen; quasi nur eine Ausweitung des Hilfsgedanken der Großfamilie auf alle Bürger des Staates. Phase 3: Sozial-Staat gestern Der Staat ermöglichte den Sozialhilfe-Empfängern nun bereits einen bestimmten Lebensstandard. Die Zahl der Bedürftigen nimmt stark zu. Die ersten Missbräuchs des Systems werden beobachtet und in diesem Blickfeld wird Solidarität von Einigen schon als ein Synonym der sozialen Hängematte kritisiert. Phase 4: Sozial-Staat heute Die Sozial-Systeme werden nun systematisch ausgenutzt. Der Staat hat sich das Heer der Bedürftigen selbst herangezüchtet. Das System braucht immer mehr Geld und deshalb wird die eingeforderte Solidarität inzwischen von der arbeitenden Bevölkerung als Gefahr verstanden. Wenn sich gegenseitige Hilfe zur Bedrohung für die Zahler und zum Selbstbedienungsladen für die Empfänger entwickelt, dann herrscht Parasitentum vor. Phase 5: Sozial-Staat morgen Mit einbrechenden Steuereinahmen und Problemen, die Schuldpapiere am Markt abzusetzen, kann der Staat nicht mehr weiter aufschulden. Mit den Sozial-Systemen bricht auch der Staat auseinander. Die bisherigen Zahler nutzen die Chance, sich ihren Zahlungs-Verpflichtungen soweit es geht zu entziehen. Zu der Zeit, wo Solidarität am meisten gefordert wäre, herrscht nur noch der Gedanke an das eigene Überleben vor. Der Zyklus kann nun von neuem beginnen; d.h. mit Phase 1. Auch die WELT AM SONNTAG thematisierte in ihrem gestrigen Beitrag das Entstehen einer neuen Unterschicht. Heinz Buschkowsky, SPD-Bürgermeister des Berliner Bezirks Neukölln kritisierte in seiner natürlich vollkommen polical incorrecten Art und Weise das geplante Betreuungsgeld für Familien: Zusätzliches Geld würde von den einen versoffen, von den anderen für den Hausbau in der alten Heimat verwendet, prophezeite er. Hans-Werner Sinn, Chef des Ifo-Institutes merkte an, dass fast ein Drittel des deutschen Sozialproduktes in soziale Leistungen fließt. Die Phase 5 scheint also unmittelbar bevorzustehen. Die Wähler haben die Politiker gewählt, die nichts ändern wollen. Weil sie anscheinend selbst nichts ändern wollen. Aktuelle Entwicklung an den Gold-Märkten Diese Woche verspricht erneut spannend zu werden. Heute mussten noch zwei Auktionen über Treasuries von insgesamt $59 Mrd über die Bühne laufen. Am Dienstag und Mittwoch tagt dann der Offenmarkt-Ausschuss (FOMC) der FED in Washington D.C. Und am Freitag veröffentlicht das Wahrheitsministerium BLS die Monatszahlen zum Arbeitsmarkt im Oktober. Eigentlich drei Gründe, warum der Gold-Preis unter Kontrolle gehalten werden sollte. Wenn man zumindest das Geschehen der letzten Monate und Jahre auf heute projizieren würde. Zuerst aber einmal ein weiterer Schock für die Finanzmärkte: Der Mittelstandsfinanzierer CIT hat am Sonntag Gläubigerschutz (Chapter 11) beantragt. Das ist die größte Banken-Pleite seit Lehman Brothers im September letzten Jahres. Die Banken-Krise nimmt also erneut Fahrt auf. Gold startete die heutige Woche im asiatischen Handel mit stabilen bis leicht nachgebenden Notierungen. Mit Eröffnung des Handels in London übersprang das gelbe Metall dann aber schnell die Marke von $1.050. Eine Stunde später war mit $1.057 erst einmal der Höhepunkt am Vormittag erreicht. Der A.M. Fix wurde wenig später mit $1.052,00 (EUR 712,26) festgestellt. Ein Anstieg um knapp acht Dollar im Vergleich zum A.M. Fix vom Freitag. In den Vereinigten Staaten wurde erst am Wochenende die Zeit umgestellt, so dass der übliche Abstand zwischen MEZ und EST nun wieder sechs Stunden beträgt. Mit Eröffnung des Handels an der COMEX konnte Gold zum zweiten Mal am heutigen Tag die Marke von $1.055 nehmen. Zum P.M. Fix um 16:00 Uhr MEZ ging es plötzlich steil nach oben: $1.062,00 (EUR 716,84) lautete der heutige P.M. Fix. Im Vergleich zum Freitag eine Zuwachs von $22. Zeit, um die Anwendung der Zwei-Prozent-Regel durch das Gold-Kartells zu überprüfen: Der Freitags-Schlusskurs betrug $1.044,70. Also darf dieser Regel folgend Gold nicht auf einen höheren Preis als $1.065,60 steigen. Den höchsten Tageskurs habe ich bei der Marke von $1.064 gesehen. Die Zwei-Prozent Grenze hat heute also gehalten. Wenn auch nur knapp. Zum Schluss des Handels verlor Gold wieder einige Dollar und ging mit $1.055 aus den New Yorker COMEX Handel. http://www.bullionaer.de/shop/showZiemann.php/action/latest ----------- "Die Börse reagiert nur zu 10% auf Fakten, der Rest ist Psychologie!" (Kostolany) An der Börse wird das "meiste" Geld mit Marktbewegungen verdient, die die "wenigsten" Marktteilnehmer erwarten! |