da mein moped schnurrt wie ne katjuscha rakete hab ich ma nen bisschen zeit...
Kluge Asiaten 31. August 2012 | Karl-Heinz Remmers Offenkundig scheinen die Asiaten deutlich mehr an die Zukunft der Photovoltaik zu glauben als deutsche und europäische Unternehmen. Anders ist es kaum zu erklären, dass bisher nahezu alle insolventen deutschen Solarproduzenten an asiatische Investoren verkauft wurden. Und das vor dem Hintergrund, dass auch fast alle asiatischen Firmen derzeit in der Produktion kaum Geld verdienen und auch namhafte asiatische Konzerne sehr vorsichtig mit Investitionen im Bereich der Photovoltaik sind. Wenn nun ein großer koreanischer Konzern wie Hanwha die Firma Q-Cells übernimmt, ist das einmal mehr ein deutliches Zeichen für das dortige Interesse an der Zukunftstechnologie Photovoltaik.
Es ist außerdem ein Zeichen für eine Risikobereitschaft, die in Europa offenbar weitestgehend abhandengekommen ist - denn auch das Wettbewerbsangebot von Isofoton ist dem Vernehmen nach nur in Verbindung mit amerikanischen und koreanischen Firmen zustande gekommen. Gerade jetzt, wo aufgrund der massiv gesunkenen Kosten Photovoltaik rund um den Globus immer wirtschaftlich wird und es damit auch klar ist, dass die Märkte weiter massiv wachsen werden (wenn auch in sehr schmerzhaften Zyklen). Es ist bedauerlich, dass man dies in Europa offenbar noch immer nicht sieht und leider auch im Bereich der klassischen Halbleitertechnik hier nicht weiterkommt. Nun ist das Rennen aber noch lange nicht gelaufen und solange die Photovoltaikbranche so innovativ bleibt, wie sie es derzeit ist, werden die Karten auch in Zukunft ständig neu gemischt. Mit neuen Techniken können dann immer investionsintensivere Produktionsstätten an jedem Ort der Welt entstehen, der ein entsprechendes Umfeld bietet.
Das geht allerdings nur, wenn man die Wind- und Photovoltaik-Branche in der mittlerweile offenbar vollkommen abgedrehten Bundesregierung auch als Zukunftsbranche wahrnimmt und sie nicht, wie am 28. August erneut geschehen, zu Energiegipfeln nicht einmal einlädt. Das ist nicht nur dumm, sondern auch unverschämt. Frau Merkel und ihre Minister sehen die Erneuerbaren anscheinend noch immer als bremsende Fremdkörper, von den teuren Offshore-Spielzeugen der großen Energieversorger einmal abgesehen. Diese sollen nun auch noch eine Vergütungsgarantie zusätzlich zu den ohnehin schon viel zu hohen Vergütungssätze erhalten, obwohl Onshore-Windkraft wesentlich schneller und günstiger dezentral in den Händen der Bürger zu realisieren ist. Gleichzeitig sind die Fachminister doch allen Ernstes der Meinung, dass der Ausbau der Erneuerbaren zu schnell geht. Dabei wiederholen sie immer und immer wieder das Mantra „Netzausbau“. Ich wage nun die These aufzustellen, dass niemand dieser Damen und Herren bisher kapiert hat, welche Netze überhaupt für welche Technik erweitert werden müssen. Und aus solchem Unwissen folgt dann eine krass verfehlte Industriepolitik, wie man es auch in anderen Industriezweigen immer und immer wieder sehen muss.
In unserem Umfeld versuchen allerdings die ewig gestrigen Verlieren der Energiewende immer noch den Menschen Angst einzujagen, um die Energiewende doch noch aufzuhalten. So prophezeite zum Beispiel der Chef vom Atom- und Kohlekonzern Vattenfall, Tuomo Hatakka, einen Strompreisanstieg um 30 Prozent wegen der ach so hohen Investitionen in die Erneuerbaren Energien und in das Stromnetz. Wie viele seiner rückwärts denkenden Kollegen, sieht er in diesem Konzept Probleme bei der Finanzierung „von über 150 Milliarden Investitionen“.
Energiemarkt in Bürgerhand Nun, die deutschen Bürger haben binnen drei Jahren über 70 Milliarden Euro in 1,3 Millionen privater Photovoltaikanlagen investiert und sind sicher willens und in der Lage dies noch zu vervielfachen. Dies aber ohne die Firma des Herrn Hatakka und seiner Kollegen. Denn diese werden nicht mehr gebraucht wenn die Technologien des 21. Jahrhunderts (Informationstechnik inklusive Internet und Erneuerbare Energie) ihre deutlichen Vorteile in einer wirklich vernetzten und dezentralisierten Energieerzeugung ausspielen, die keinen Platz für überkommene Großstrukturen lässt. Und darum wird auch nach über 20 Jahren Stromeinspeisegesetz und EEG blockiert, gemauert, gelogen und Angst geschürt. Angst vor Versorgungsengpässen und Angst vor den hohen Kosten.
Gut, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, ist das schon irgendwie verständlich. Allerdings sollte die Öffentlichkeit sich weder in den Medien noch im Persönlichen länger davon beeindrucken lassen. Im Internet und den digitalen Medien gehen alte Strukturen und jahrhundertealte Geschäftsmodelle seit Jahren und in Serie zu Grunde. So erwischt es nicht nur Handelskonzerne wie Quelle, sondern zum Beispiel auch den einstmals allmächtigen Kodak-Konzern und reihenweise Verlage, denen das alte Buch- und Zeitungsgeschäftsmodell wie Butter in der Sonne wegschmilzt.
Und eben diese Techniken bilden auch eine wichtige Komponente für das gemeinsame Finanzieren, Entwickeln, Realisieren und Betreiben von Projekten im Bereich der Erneuerbaren. Solche Projekte können regional entwickelt und von kleinen und mittelständischen Unternehmen gebaut werden. Für große Atomkraftwerke brauchte man damals auch große Konzerne. Das ist nun vorbei. Es fragt sich nur noch, wie lange Vattenfall & Co. noch Zeit haben, um sich ernsthaft auf den neuen Markt einzustellen. Vielleicht werden sie dann irgendwann merken, dass es doch besser gewesen wäre, einen Hersteller wie Q-Cells in Deutschland zu kaufen, anstatt das Ganze anderen Spielern aus völlig anderen Märkten zu überlassen. |