Liebe Frieda, ich habe den Eindruck, du willst dir die Realität einfach nicht eingestehen!
https://www.schaeffler.com/de/investor-relations/´ Hör dir Schaefflers Earnings Call an und denke dann nochmal über Vitescos EBIT nach! Claus Bauer erklärt ab Minute 18 sehr detailliert, dass Vitescos EBIT des ersten Halbjahrs nach Schaefflers Accounting Policy um ca. 120 Mio € zu hoch ausgewiesen wurde, weshalb Schaeffler das at equity Ergebnis (38,9% shareholding) um einen Nachsteuerbetrag von 32 Mio € gemindert hat.
Vitesco interpretiert IFRS 38 und IFRS 15 betreffend die Aktivierung von F&E Aufwendungen ´deutlich weniger konservativ als Schaeffler, sprich man aktiviert F&E Aufwendungen in höchstmöglichem Maße als immaterielle Vermögenswerte und weist den minimalst möglichen Betrag als laufende Betriebsausgaben in der GuV aus.
Auf gut deutsch: nach Schaefflers accounting policy ist Vitescos Halbjahres-EBIT um 120 Mio € zu hoch ausgewiesen! Wenn Schaeffler Vitescos Halbjahresbericht erstellt hätte, hätte Vitesco statt 114,7 Mio nur ca. -5,3 Mio € bereinigtes EBIT erzielt. Die immateriellen Vermögenswerte wären zum 30.06.2024 entsprechend um 120 Mio € niedriger bilanziert.
Schaeffler hat in der GuV zum 30.06.2024 dementsprechend eine Korrektur des at equity Ergebnisses i.H.v. -32 Mio € berücksichtigt.
Berechnung des Korrekturbetrags auf das at equity Ergebnis: -120 Mio € (EBIT-Korrektur) x 38,9% (Beteiligungsansatz) x 68,5% (Abzug UN-Steuersatz (KSt+SolZ+GewSt) ca. 31,5%) = 32 Mio €
Eine so klare Aussage eines namhaften CFO, dass ein anderes börsennotiertes Unternehmen Gewinne systematisch nach oben frisiert, habe ich in meiner beruflichen Laufbahn noch nicht vernommen.
Welche Konsequenzen ergeben sich aus diesem Vorgang für die Erstkonsolidierung zum 01.10.2024? Die bislang bei Vitesco bilanzierten Vermögenswerte und Schulden müssen zum Übertragungsstichtag 01.10.2024 neu bewertet werden. Dabei kommt erstmals Schaefflers und nicht mehr Vitescos accounting policy zur Anwendung. In der Folge werden Teile der von Vitesco bislang als immaterielle Vermögenswerte bilanzierten F&E-Aufwendungen nach Schaefflers konservativer Bilanzpolitik nicht mehr als bilanzierungsfähig anzusehen sein. Dies führt zu einer erfolgswirksamen Wertberichtigung im Rahmen der Fusion (=> Übernahmeverlust) und wird Schaefflers Q4-Ergebnis belasten, soweit die Bilanzkorrektur die in Q2 und Q3 bereits berücksichtigte Gewinnkorrektur übertrifft.
Im Q2-Abschluss hat Schaeffler nun also schon einmal bilanzielle Vorsorge für einen Netto-Übernahmeverlust i.H.v. 32 Mio € getroffen. Zum 01.10. wird Schaeffler die Korrektur jedoch für 100% der Vitesco Anteile und nicht wie bisher nur für den entgeltlich erworbenen 38,9% Anteil bilanzieren!
Wer es noch nicht verstanden hat, Vitesco war und ist Contis Badbank! Schaeffler wird dort radikal aufräumen müssen, tausende Arbeitnehmer entlassen, Projekte einstellen, Kosten radikal senken, um das Unternehmen zukunftsfähig und kosteneffizient aufzustellen! Dabei dürften zunächst erstmal weitere "unerwartete" Kosten zutage treten, sobald Schaeffler das Regiment über Vitescos Buchhaltung übernimmt. Ob sich die von Schaeffler geplanten (ich sage: erhofften) Synergieeffekte jemals auch nur annähernd realisieren lassen, wird sich erst in 2 bis 3 Jahren zeigen. Aktionären stehen hier also weitere Übergangsjahre 2025 - 2027 bevor, ehe in 2028 dann sprunghaft alles besser werden soll. Der Kapitalmarkt traut diesen Prognosen aktuell offensichtlich nicht, sonst wäre Schaeffler nicht mit KGV 7 sondern mit 15 bis 20 bewertet wie etwa eine LKQ in den USA.
Die Kurzfristzocker werden in diesen Übergangsjahren sicher immer mal wieder auf ihre Kosten kommen. Was mich als Longie aber einzig und allein interessiert ist die Wahrscheinlichkeit eines nachhaltigen Bruchs des Abwärtstrends seit 2018. Und da hinterlässt Claus Bauers Aussage bei mir erhebliche Zweifel. Einerseits genieß er als Person bei mir ein außerordentlich hohes Maß an Vertrauen, weil er im Gegensatz zu vielen anderen CFOs dem Aktionär relativ unverblümt sagt, was wirklich ist und an seiner Integrität und Befähigung kein Zweifel besteht. Andererseits hat Schaeffler in den letzten 10 Jahren stets nur die finanziellen Interessen der Familie Schaeffler verfolgt und den Vorzugsaktionären enorme Vermögensverluste beschert, während der Familie ein von den Vorzugsaktionären finanzierter Dividendenregen sondergleichen zuteil wurde.
Es ist zu befürchten, dass die Vitesco Übernahme uns Kleinaktionäre weiter bluten lässt, während die Familie Schaeffler ihren Anteil am Schaeffler Konzern durch Einbringung von Vitesco nochmals erhöht und demnach in den Folgejahren einen noch größeren Teil der Dividenden abschöpfen werden. Aus Sicht der Familie Schaeffler darf der Schaeffler Kurs auch bei 2 EUR stehen, solange zwischen 20 und 40 Cent Dividende bezahlt werden. Ihre Anschaffungskosten je Aktie sind negativ...
Mein Anschaffungskosten je Aktie hingegen sind deutlich positiv. Für mich spielt der Aktienkurs eine ganz gewaltige Rolle!
Familie Schaeffler hat nicht vor, ihr Aktienpaket an der nach ihnen benannten Firma zu verkaufen. Genauso verhält es sich im Fall der Familien Porsche und Piech bei der Porsche Holding SE. Es ist fatal für Minderheitsaktionäre, wenn die Mehrheitsgesellschafter absolut null Interesse am Aktienkurs haben und nicht im Traum daran denken, ihr Unternehmen an Finanzinvestoren zu verkaufen. Da kann der innere Wert je Aktie ein Vielfaches des Kurswertes betragen (siehe Porsche SE), es juckt den Markt nicht, weil der einzig relevante Werttreiber, der solche Bewertungsdifferenzen beseitigen könnte, Übernahmephantasie heißt, die bei den genannten Unternehmen auch in den nächsten 100 Jahren nicht aufkommen wird. Die Familien Porsche, Piech, Schaeffler... sind schon reicher als die Götter... sie streben nach Macht und Anerkennung, nicht nach einem höheren Kontostand. Sie sind allesamt sehr gut mit Vorstands- und Aufsichtsratspöstchen versorgt, kassieren zudem jährlich Dividenden in Multimillionen bis Milliardenhöhe (VW). Da ist der Aktienkurs einfach schnurz egal. Die wollen nicht wie Elon Musk als Nr. 1 im Forbes Magazin stehen. Das ist aus ihrer Sicht einfach nur armselig... Porsche und Piech wollen Tesla einfach nur überleben, um am Schluss nach weiteren 100 Jahren Unternehmensgeschichte zeigen zu können, dass man auch den Sturm im Wasserglas namens Chinesen und Tesla bewältigt hat... dass viele Kleinaktionäre auf diesem Weg in den Ruin getrieben wurden, ist diesen Unternehmern herzlich egal... es zählt nur politischer Einfluss und Macht.. und deshalb will man der größte Autobauer bzw. der größte Autozulieferer der Welt sein... nicht, weil man damit den Shareholder Value maximiert... und das wiederum sehen wir bei VW und Schaeffler im Aktienkurs seit Jahr und Tag... wenn es tatsächlich um betriebswirtschaftliche Gewinnmaximierung und Kapitaleffizienz ginge, würde man unproduktive Unternehmensteile abbauen, sich radikal verschlanken und das freigesetzte Kapital in Wachstumsfelder investieren, wie das Tesla mit Supercomputern, Robotaxis, humanoiden Haushaltsrobotern, Batteriespeichern etc. macht... ich vermisse solche Zukunftsvisionen bei Schaeffler... |