Bauernregeln Wenn die Zahl der gewinnbringenden Einbahnstraßen an den Finanzmärkten dramatisch abnimmt, steigt das Bedürfnis nach Orientierung. Abgesehen von einem soliden Grundwissen über die Finanzmärkte, habe ich mir einige Bauernregeln eingeprägt, die mir helfen, die Verluste kleiner und die Gewinne größer ausfallen zu lassen.
Nummer eins: Einsam zwischen Angst und Gier, liefern Börsen Wurst und Bier!
Der Gewinner versteht es, seine Emotionen zwischen Angst und Gier im Griff zu halten. Selbst bei größerer Schieflage verzichtet er auf Selbstmitleid, macht nicht die Politiker, Notenbanker, Anlageexperten oder den bösen Markt verantwortlich. Er handelt nach dem Motto: Die kleinsten Verluste sind die besten Verluste. Er weiß genau, dass er einen Kursverlust von 50 Prozent nur mit einer Steigerung um 100 Prozent wieder kompensieren kann. Tatsächlich halten viele Verlierer an fauler Ware fest und hoffen, längerfristig wieder bei den Gewinnern zu sein. Das trifft eher selten zu. Der Neue Markt lässt grüßen.
Nummer zwei: Mit Speck fängt man Mäuse - leer ist das Gehäuse! Der heiße Anlagetipp von heute ist oft der Reinfall von morgen. Wenn wir einen Kühlschrank, ein Auto oder einen Fernseher kaufen, stellen wir ja auch Quervergleiche an, ehe wir uns entscheiden. Warum sollte dies ausgerechnet bei Finanzanlagen anders sein? Einfach die Erfolgsrezepte von gestern in die Zukunft fortzuschreiben genügt nicht. Und wenn sich Börsenbriefe ihrer erfolgreichen Tipps der Vergangenheit rühmen, ist das ein eher deutlicher Hinweis darauf, dass es um Rattenfängerei geht.
Nummer drei: Eine Goldmine ist ein Loch im Boden mit einem Lügner am Eingang!
Diese treffende Erkenntnis stammt von Mark Twain. Der Schriftsteller ist zwar schon lange tot, doch die Typen am Eingang des Schachtes haben überlebt. Ich besitze eine Kiste voller Prospekte, die alle todsichere Gewinne versprechen.
Hätte ich nur jedes zehnte Angebot angenommen, besäße ich heute Immobilien rund um den Globus, wäre an Ölpipelines, an einem Ausflugsschiff, an diversen Filmprojekten sowie mehreren Internetbuden beteiligt, wäre dubiosen Rohwaren-Tradern auf den Leim gekrochen - und besäße mit Sicherheit keinen Pfennig mehr. Es lohnt sich, solche Projekte zu verfolgen. Mit der Zeit zeigt sich, auf welchem Gebiet mehr angeboten wird, als ein trügerisches Loch in der Erde.
Zusätzlich zu den Bauernregeln ist für das Geschehen an den Finanzmärkten entscheidend, was die anderen Marktteilnehmer erwarten und wie sie sich positionieren. Sie bestimmen die Trends, gegen die man nicht angehen sollte.
So entsteht zwar keine spektakuläre Anlagepolitik. Doch hat mir diese Strategie ganz gut geholfen, die tiefsten Gruben zu meiden. ----------- - Gestern war heute noch morgen - - Heute ist morgen schon gestern - - Morgen ist heute gestern - |