Lehman-Gläubiger und Rechtsnachfolger verlangen von dem britischen Institut 18 Mrd. Dollar Nachzahlung für den Kauf der US-Bank. Das entspricht fast dem Zehnfachen dessen, was Barclays Ende 2008 für die marode Lehman-Bank bezahlt hatte. Die Klage hat allerdings wenig Aussicht auf Erfolg.
NEW YORK. Die wohl spektakulärste Bankenübernahme in der US–Finanzkrise steht derzeit auf dem Prüfstand. Gläubigervertreter und Rechtsnachfolger werfen der britischen Großbank Barclays vor, sie habe sich „geheime“ und „unfaire“ Gewinne gesichert, als sie im Krisenherbst 2008 das US-Geschäft der kollabierten Investmentbank Lehman Brothers zum Schnäppchenpreis von 1,85 Mrd. Dollar erwarb. Sie klagen zusammen auf Nachzahlung von fast 18 Mrd. Dollar.
Barclays argumentiert dagegen, man habe sich damals überhaupt nur wegen des Preises auf die riskante Rettungsaktion eingelassen. „Die Märkte standen unter Druck und für uns war der Preis im Kontext der Turbulenzen während der Finanzkrise wichtig“, verteidigte Robert Diamond, Chef des Barclays-Investment-Bankings, bei einer Gerichtsanhörung in New York, die Übernahme.
In der größten Bankenpleite der US-Geschichte war Lehman Brothers im September 2008 nach mehreren Rettungsversuchen zusammengebrochen. Lehman-Chef Dick Fuld hatte sich mit zweitklassigen Hypotheken verspekuliert und – anders als die Konkurrenten Merrill Lynch und Bear Stearns – keinen Käufer gefunden.
Barclays hatte sich vor der Lehman-Insolvenz aus den Kaufverhandlungen mit dem Argument zurückgezogen, die nötigen Genehmigungen von Aktionären und Behörden nicht rechtzeitig beschaffen zu können. Nach dem Kollaps des Konkurrenten kauften die Briten das US-Geschäft von Lehman dann für 1,85 Mrd. Dollar. Im Nachhinein gilt die Transaktion in der Branche als „Jahrhundertschnäppchen“. Allein der Wert des Lehman-Hauptgebäudes wird auf eine Mrd. Dollar geschätzt. Die Rechnung für Barclays ging auf.
Die Briten profitierten zudem von den Milliardengewinnen der neuen US-Tochter im Zuge der Erholung der Märkte im vergangenen Jahr. Die Rechtsnachfolger von Lehman haben Barclays daher auf die Nachzahlung von elf Mrd. Dollar verklagt. Gläubigervertreter verlangen weitere 6,7 Mrd. Dollar.
Die Kläger dürften es schwer haben, das Gericht zu überzeugen
Es dürfte für die Kläger jedoch nicht einfach werden, sich vor Gericht Gehör zu verschaffen. Denn mit James Peck entscheidet ausgerechnet der Richter über die Klage, der die Transaktion in der Nacht vom 19. auf den 20. September 2008 als „alternativlos“ genehmigt hat.
Zudem gilt der Verkauf von Lehman Brothers an Barclays vielen in den USA unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten als Erfolg. „Die Transaktion war von einem enormen Vorteil für unsere Nation“, sagte Harvey Miller, Rechtsanwalt bei Weil Gotshal & Manges, der als Insolvenzexperte 2008 an dem Verkauf beteiligt war. „Mehrere 10 000 Menschen hätten ihren Job verloren, wenn das Geschäft nicht verkauft worden wäre“, erläuterte Miller in dem Prozess. Zu den Gewinnen von Barclays aus der Übernahme sagte er: „Man kauft Firmen, um damit Gewinne zu machen.“
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Lehman Insolvenz
Gewinner: Das US-Geschäft der kollabierten Investmentbank Lehman Brothers ging im September ans die britische Barclays. Wenig später kaufte die japanische Investmentbank Nomura die Lehman-Aktivitäten in Europa, Asien und Australien.
Verlierer: Die Lehman-Gläubiger weltweit, darunter auch Kleinanleger aus Deutschland, haben große Probleme, ihr Geld zurückzubekommen. Die Gläubigervertreter verklagen daher eine Reihe von ehemaligen Geschäftspartnern, meist Banken, auf die Begleichung von Altschulden. Zudem soll im September die Kunstsammlung von Lehman bei Sotheby's in New York versteigert werden.
Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/...undertschnaeppchen;2605786 ----------- THEGOTCHI Optimismus ist, bei Gewitter auf dem höchsten Berg in einer Kupferrüstung zu stehen und »Scheiß Götter!« zu rufen. (Terry Pratchett) http://www.my.calendars.net/lehman |