kollabierten Investmentbank Lehman Brothers. Auch aufgrund dieser Akquisition steigerte Barclays den Vorsteuergewinn 2009 um 90 Prozent auf 11,6 Mrd. Pfund.
10. März 2010, 11:58 Uhr
Barclays jagt Übernahmekandidaten in USA Das britische Geldhaus will eine Privatkundenbank kaufen - und sich so für striktere Vorgaben zur Refinanzierung wappnen. Experten machen bereits mögliche Ziele unter Amerikas Regionalbanken aus. Investoren sind weniger begeistert.
Das britische Geldhaus Barclays peilt die Übernahme einer großen amerikanischen Privatkundenbank an. Damit würde sich das derzeit stark auf das Investmentbanking ausgerichtete Institut breiter aufstellen und Zugriff auf Kundeneinlagen bekommen - eine Vorbereitung auf striktere Regeln für das Liquiditätsmanagement von Banken.
Antony Jenkins, der neue Chef des Privatkundengeschäfts bei Barclays, bereitet laut informierten Personen derzeit ein Strategiepapier vor, das in den kommenden zwei bis drei Monaten dem Verwaltungsrat vorgelegt werden soll. "Nichts steht unmittelbar bevor, aber wir sind opportunistisch", hieß es. "Wenn wir etwas machen, machen wir etwas Großes."
Noch hat Barclays keine spezifischen Ziele vor Augen, es laufen auch noch keine Gespräche. Banker und Analysten haben aber bereits Kandidaten ausgemacht - darunter große Regionalbanken wie SunTrust, PNC Financial und US Bancorp.
Das "Wall Street Journal" berichtete, die Bank prüfe auch in Westeuropa Zukäufe im Privatkundengeschäft. Investoren reagierten wenig begeistert: Am Vormittag lag die Barclays-Aktie rund ein Prozent im Minus.
Das britische Institut gehört zu jenen, die gestärkt aus der Krise hervorgegangen sind. Die Bank musste keine direkte Staatshilfe annehmen - und schlug aus den Schwierigkeiten von Konkurrenten Kapital: Sie übernahm das US-Geschäft der kollabierten Investmentbank Lehman Brothers. Auch aufgrund dieser Akquisition steigerte Barclays den Vorsteuergewinn 2009 um 90 Prozent auf 11,6 Mrd. Pfund.
Derzeit hat Barclays im Vergleich zu US-Konkurrenten wie Bank of America oder Citigroup nur sehr geringe Einlagen in den Vereinigten Staaten. Was Vorstöße britischer Banken in das amerikanische Privatkundengeschäft angeht, gibt es allerdings abschreckende Beispiele: HSBC etwa brachte das Engagement der US-Tochter im Geschäft mit Ramschhypotheken Milliardenverluste ein.
Dennoch gibt es für Barclays starke Anreize: Für riskante Investmentbanking-Aktivitäten werden die Institute künftig voraussichtlich deutlich mehr Kapital vorhalten müssen. Weltweit arbeiten Regulierer zudem an neuen Vorschriften, die die Abhängigkeit der Banken von kurzfristiger Refinanzierung an den Kapitalmärkten schmälern sollen. Eine Stärkung der anderen Segmente bietet sich daher an - Kundeneinlagen sind eine sichere Finanzierungsquelle. Barclays-Chef John Varley hat bereits angekündigt, 350 Mio. Pfund in das Geschäft mit wohlhabenden Kunden investieren zu wollen. |