Aus Handelsblatt von heute "Indien-Geschäft im Visier":
Zudem rekonstruierte er anhand von Unterlagen, die bei Behörden eingereicht wurden, dass bei der früheren Muttergesellschaft, die Hermes verkaufte, nur rund 37 Millionen Euro als Erlös verbucht wurden. 15 Millionen Euro seien an einen weiteren Teil der übernommenen Gruppe, Great Indian Technology, geflossen. Von den restlichen 178 Millionen Euro fand Boyd keine Spur. Wirecard hat nach eigenen Angaben den vollständigen Betrag bezahlt. Mit Blick auf die Höhe des Kaufpreises verwies der Münchener Zahlungsdienstleister mehr fach auf das Wachstumspotenzial in Indien. Die aufgeworfenen Behauptungen bezüglich Hermes I Tickets sind unwahr und mehrfach durch Prüfprozesse widerlegt, teilte Wirecard nach Bekanntwerden der Singapurer Ermittlungen auf Handelsblatt-Anfrage mit. Eine wichtige Rolle bei der Transaktion in Indien spielte ein Fonds auf Mauritius. Das Investmentvehikel trat bei der Übernahme als Mittelsmann auf. Ein indisches Wirtschaftsmedium berichtete Anfang 2017, dass der Fonds 180 Millionen Dollar in ein Unternehmen namens Orbit Corporate Leisure Travels investiert habe. Die Summe entspricht in etwa dem Betrag, den Finanzjournalist Boyd bei seinen Recherchen zur Wirecard-Zahlung nicht aufspüren konnte.
Was könnte passiert sein? Der Kaufpreis wurde an das Investmentvehikel gezahlt, dieses hat einen Teil des Geldes an den eigentlichen Verkäufer und einen anderen Teil des Geldes an einen Dritten gezahlt. Das kann mit Geldwäsche zu tun haben, weil der Käufer eigentlich nur direkt an den Verkäufer zahlen darf.
Passiert im wirtschaftlichen Betrieb millionenfach täglich, wird aber nicht gern gesehen. Und alle sind stets äusserst empört. Und manchmal wird an den handelnden Unternehmen auch ein Exempel statuiert. Siehe Siemens. |