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Infineon: Das müssen Sie über den Verwässerungseffekt wissen Leon Müller
Infineon, die Kapitalerhöhung und der Verwässerungseffekt. Über die vermeintlich großen Auswirkungen der Aktienschwemme wurde viel diskutiert. Aber welche Folgen haben Kapitalerhöhung und Einbeziehung der neuen Aktien - 337 Millionen an der Zahl - in den Handel tatsächlich? Angst und bange wird so manch einem Beobachter, wenn er an den Freitag dieser Woche denkt. Befürchtet wird ein regelrechter Einbruch der Infineon-Notierung, die seit Tagen unmotiviert um den Bereich von 2,80 Euro pendelt. Hintergrund ist die anstehende Einbeziehung von 337 Millionen neuen Aktien in den Börsenhandel, nachdem die Bezugsfrist für die neuen Scheine am Montag dieser Woche abgelaufen ist. Dem Münchener Chipkonzern ist es allen Unkenrufen zum Trotz gelungen, alle Papiere zu platzieren, wobei der überwiegende Teil an Altaktionäre ging und ein geringer Teil an den US-Private-Equity-Fonds Apollo Global Management LLC.
Medien schüren Angst vor Kursrutsch
Für große Verunsicherung unter den Infineon-Aktionären sorgte zuletzt ein Bericht von boerse.ARD.de. Darin warf das Medium die Frage auf, ob die Aktionäre zum Dank für Ihr Vertrauen nun einen "gigantischen Verwässerungseffekt" bekommen würden. Wörtlich heißt es in dem Artikel: "Tatsache ist: Der Verwässerungseffekt ist angesichts einer Aufstockung des Grundkapitals um 45 Prozent und des vergleichsweise niedrigen Ausgabepreises - rund 25 Prozent unter dem gestrigen Xetra-Schlusskurs - gigantisch. Der Gewinn des Unternehmens wird sich damit künftig auf viel mehr Anteilseinger aufteilen, der Gewinn je Aktie sinken."
Bezugsrecht der Altaktionäre wurde gewahrt
An dieser Stelle hätte ein Blick ins Börsenlexikon viel Verunsicherung nehmen können. Denn ein Verwässerungseffekt tritt nur ein, wenn ein Unternehmen im Rahmen einer Kapitalerhöhung das Bezugsrecht der Altaktionäre ausschließt. Bei Wikipedia heißt es hierzu: "Um dem Verwässerungseffekt entgegenzutreten, sieht das Aktienrecht vor, dass den Altaktionären bei Kapitalerhöhungen ein Bezugsrecht gem. § 186 Abs. 1 AktG zukommt. Wirkung dieses Bezugsrechts ist der sog. Kompensationseffekt. Die auf den Verwässerungseffekt zurückzuführende Kurssenkung kann gerade durch den Wert des Bezugsrechtes ausgeglichen werden, so dass für die Altaktionäre insgesamt keine Vermögensminderung eintritt."
Reges Interesse der Altaktionäre
Bezüglich des Verwässerungseffekts insbesondere mit Blick auf die Verteilung des Unternehmensgewinns auf "viel mehr Anteilseigner" ist die Darstellung in besagtem Artikel irreführend. Nach Angaben von Infineon wurde der überwiegende Teil der neuen Aktien - die Quote soll bei rund 96 Prozent gelegen haben - von Altaktionären, denen ein Bezugsrecht gemäß § 186 Abs. 1 AktG eingeräumt wurde, gezeichnet. Lediglich 14 Millionen Papiere und damit etwa vier Prozent der 337 Millionen neuen Aktien wurden vom Private-Equity-Fonds Apollo abgenommen. Damit dürfte sich der Kreis der Infineon-Anteilseigner nicht wesentlich geändert haben, der Unternehmensgewinn sich auch in Zukunft auf eine etwa gleich hohe Zahl von Aktionären verteilen.
Finanzielle Entlastung sorgt für höheren Gewinn
Fakt ist, dass sich der Unternehmensgewinn in Folge der Kapitalerhöhung auf mehr Anteilsscheine verteilt und der Gewinn je Aktie damit sinkt. Allerdings wird dieser grundsätzlich negative Effekt durch die Tatsache aufgewogen, dass Infineon nach Abschluss der Maßnahme finanziell besser aufgestellt ist und über eine komfortable Liquiditätssituation verfügt. Dem Konzern fließen nach Begleichung aller Kosten rund 690 Millionen Euro zu. Das Finanzergebnis dürfte sich nach erfolgter Rückführung der Verbindlichkeiten deutlich verbessern.
Analysten haben Ergebnisprognose angehoben
Als Reaktion auf den erfolgreichen Abschluss der Kapitalmaßnahme haben einige Analysten ihre Ergebnisprognose für das kommende Geschäftsjahr angehoben. So gehen die Experten von der WGZ Bank davon aus, dass Infineon im kommenden Geschäftsjahr 0,03 Euro je Aktie verdienen wird. Zuvor lautete die Prognose auf minus 0,02 Euro. Hervorgehoben wird in der Studie insbesondere die verbesserte finanzielle Situation. Ähnliche Töne sind auch von der Deutschen Bank zu hören. In der am Mittwoch erschienenen Studie heißt es, der erfolgreiche Abschluss der Kapitalerhöhung lasse sämtliche Risiken für den Halbleiterkonzern verpuffen.
DAX-Aufstieg wahrscheinlicher geworden
Neben der Tatsache, dass die verbesserte Liquiditätssituation die negativen Aspekte der Verwässerung eindämmt beziehungsweise vollständig aufwiegt, dürfte die gestiegene Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr in den Auswahlindex DAX im September die Anleger über den vermeintlichen Verwässerungseffekt hinwegtrösten. Ende Juli rangierte Infineon gemessen an der Marktkapitalisierung auf Platz 30 (Vormonat: 32) der größten deutschen Unternehmen (siehe auch "Deutsche Börse: Rangliste Aktienindex"; xls-Datei). Mit Blick auf die gehandelten Stücke belegte Infineon Rang 26 (Vormonat: 28). Die Einbeziehung der neuen Anteilsscheine in den Handel dürfte die Handelsaktivitäten weiter anfeuern und zudem - den unwahrscheinlichen Fall eines Einbruchs der Notierung außen vor gelassen - auch die Marktkapitalisierung in die Höhe schrauben.
Keine Angst vor dem Verwässerungseffekt
Unter Berücksichtigung aller Aspekte brauchen Infineon-Aktionäre den oft kolportierten "gigantischen Verwässerungseffekt" nicht zu fürchten. Zwar dürfte die Infineon-Aktie am Freitag mit großen Kursschwankungen auf sich aufmerksam machen, wobei Rücksetzer jederzeit möglich sind. Allerdings sollte die Notierung kurz- und nicht nur langfristig weiter anziehen. Dafür spricht die bessere Liquiditätssituation, die Aussicht auf eine Rückkehr in den Auswahlindex DAX und nicht zuletzt die bessere Entwicklung aller Geschäftsbereiche. DER AKTIONÄR belässt sein Kursziel unverändert bei 4,10 Euro.
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