, 04. August 2009
Entschuldet dank Apollo Infineon will zukaufen Mit frischem Geld und neuem Mut denkt man beim Chiphersteller Infineon an Zukäufe im Zuge der Konsolidierung der Branche. Die Kapitalerhöhung spülte dem Unternehmen rund 687 Millionen Euro in die Kasse. Auf Staatshilfe ist man da nicht mehr angewiesen. Infineon könnte bei der Konsolidierung vom Gejagten zum Jäger werden. Der Finanzinvestor Apollo hat Infineon von seinen Finanzsorgen befreit. Den angestrebten Großeinstieg bei dem Chiphersteller verfehlten die Amerikaner aber: Bei der Kapitalerhöhung nutzten die Altaktionäre den vergleichweise niedrigen Ausgabepreis und zeichneten fast 97 Prozent der neuen Infineon-Aktien.
Apollo übernahm den kleinen Rest von gut drei Prozent und hält nun 1,3 Prozent an Infineon. Hinzu kommt eine Provision für die Unterstützung, die Infineon-Finanzchef Marco Schröter auf rund 20 Millionen Euro bezifferte. Ein Überraschungsschmankerl gönnten die Bayern Apollo noch: Sie ließen den Apollo-Kandidaten Manfred Puffer auf einen freien Posten im Aufsichtsrat bestellen. Der Bankmanager hätte im Fall eines großen Einstiegs des Finanzinvestors den scheidenden Max Dietrich Kley als Aufsichtsratschef beerben sollen.
Nachdem die Banken für ihre Dienste bei der Kapitalerhöhung noch mit 18 Millionen Euro entlohnt werden, fließen nach Schröters Angaben nun 687 Millionen Euro in die Konzernkassen. Damit praktisch schuldenfrei, liebäugelt Vorstandschef Peter Bauer bereits wieder Zukäufen. Infineon könne ein Akteur bei der erwarteten Branchenkonsolidierung werden, sagte er in einer Telefonkonferenz.
Ungeplanter Verlauf der Kapitalerhöhung Der Konzern könne auf Staatshilfe verzichten. "Wir können die Refinanzierungsfragen mit dem heutigen Schritt als gelöst betrachten", sagte Bauer, der sich ausdrücklich bei Apollo für die Rückendeckung bedankte. Deren Garantie, zur Not die komplette Kapitalerhöhung von 725 Millionen Euro alleine zu stemmen, habe die Transaktion erst ermöglicht. Geplant hatten die Amerikaner, sich einen Anteil von knapp 30 Prozent an Infineon zu sichern. Diese Ankündigung allerdings beflügelte den Kurs der Infineon-Aktie. Weil dieser deutlich über dem Emissionspreis von 2,15 Euro je Aktie lag, griffen viele Altaktionäre zu den neu ausgegebenen Titeln. Zu den größten Anteilseignern des Chipherstellers gehören bislang der US-Fonds Dodge & Cox sowie die Investmentbank Merrill Lynch.
Zusammen mit dem anhaltenden Sparkurs sieht sich das Management des notorisch verlustträchtigen Chipherstellers sogar auf dem Weg in die Gewinnzone. "Ziel ist und bleibt, Infineon dauerhaft profitabel zu machen", sagte Schröter. Die Halbleiterbranche habe in den Monaten Januar bis März ihr schlimmstes Quartal verbucht, sagte Bauer. Seither gehe es tendenziell nach oben, wenn auch die Absatzmärkte in den nächsten drei bis vier Jahren nicht wieder das Niveau des vergangenen Jahres erreichen würden.
"Komfortables Polster" Börsianer zeigten sich zufrieden. "Damit hat Infineon jetzt ein komfortables Polster, um durch die derzeitige Wirtschaftskrise zu kommen", urteilte LBBW-Analyst Michael Busse. Die Infineon-Aktie notierte am Dienstagmittag gut behauptet bei 2,92 Euro. Analyst Busse warnte allerdings, es werde ab Freitag zu einer "gewaltigen Verwässerung" kommen, wenn die neuen Aktien zum Handel zugelassen sind.
Finanzkreisen zufolge will Apollo bei einem Kursanstieg seine Aktien nach und nach verkaufen. Ein neuer Anlauf für einen Einstieg sei auf absehbare Zeit nicht geplant. |