Bei einem informellen Spitzentreffen im Berliner Luxushotel Adlon spricht der Chef der Deutschen Bank Klartext: Josef Ackermann kann sich eine Aufnahme Moskaus in die europäische Währungsgemeinschaft durchaus vorstellen. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann plädiert auf lange Sicht für eine Abkehr vom Dollar als weltweite Leitwährung. "Ich glaube, es ist vollkommen richtig: Wir müssen die Abhängigkeit von einer dominierenden Währung wie dem Dollar über die Zeit vermindern", sagte Ackermann bei einer hochrangig besetzten Konferenz der "Süddeutschen Zeitung" in Berlin. Es sei klar, dass sich mit dem Euro eine weitere starke Währung in der Welt herausgebildet habe. Mit einer weiteren Äußerung am Rande elektrisierte Ackermann einen Teil seiner Zuhörer: Er könne sich im Grundsatz auch eine Mitgliedschaft Russlands im europäischen Währungsraum vorstellen, sagte er, ohne dafür aber einen konkreten Zeitraum zu nennen. "Dass wir Russland einladen, Teil von uns allen zu sein, kann ich nur unterstützen", sagte Ackermann auf eine entsprechende Frage. "Dass Russland Teil dieses Währungsraums wird, ist schon aus ureigenem europäischem Interesse, wenn man sieht, was sich in Asien entwickelt", führte er weiter aus. Eine Einladung an Russland könnte er nur unterstützen, "weil hier die europäische Idee auf dem Spiel steht". Zuvor hatte sich der russische Ministerpräsident Wladimir Putin für einen Wirtschaftsraum von Lissabon bis nach Wladiwostok ausgesprochen Angesichts der zahlreichen staatlichen Steuerungsversuche wie zum Beispiel an den Devisenmärkten sprach sich der Deutsche-Bank-Chef dagegen für ein freies Spiel der Kräfte aus. Zur Lösung der krisenbedingten Probleme in der Welt plädierte Ackermann für marktwirtschaftliche Mittel. "Wir werden bald sehen, dass Staaten überfordert sind", sagte er mit Blick auf Länder, in denen der Staat einen bestimmenden Einfluss hat. Es werde sich zeigen, "dass der Markt immer noch das beste ausgleichende Element ist". Das deutsche Modell einer sozialen Marktwirtschaft sei ein sehr gutes Modell. "Das Pendel korrigieren" Er erwarte nicht, dass die Finanzwirtschaft als Folge der Krise dramatisch an Gewicht verlieren werde, sagte Ackermann. Aber es werde Korrekturen zu ihren Lasten geben. "Das Pendel muss sich etwas korrigieren." Das Verhältnis von Real- und Finanzwirtschaft müsse mehr in die Balance kommen. "Wir brauchen uns gegenseitig", sagte Ackermann. Wenn man auf die großen Investitionen schaue, die die Realwirtschaft vornehme, "dann braucht das solche Größenordnungen an Finanzierungen, dass wir dazu ein funktionierendes und widerstandfähiges Finanzsystem brauchen." Er habe schon vor der Krise gesagt, es gebe Ungleichgewichte in Volkswirtschaften, deren Behebung sehr lange brauche. Als Beispiele nannte er das Ungleichgewicht im Immobilienbereich und die hohe Verschuldung im Privatsektor, im Unternehmensbereich sowie bei Staaten. "Das muss korrigiert werden", forderte Ackermann. Kündigungen nicht ausgeschlossen Bereits am Vorabend hatte er mit einer ganz anderen Aussage Einblicke in die Strategien des Branchenführer gewährt: Die Deutsche Bank will demnach nicht wie andere Großkonzerne eine Jobgarantie für die eigenen Mitarbeiter abgeben. "Wir können keine Garantie abgeben", hatte Ackermann betont. "Wir sind im globalen Wettbewerb." Der Konzern verpflichte sich aber dazu, alle personalpolitischen Maßnahmen zu prüfen, bevor Stellen abgebaut würden. Letztlich gehe es vor allem um die "Leistungsfähigkeit des Unternehmens als ganz wichtiges Ziel". Ackermanns Äußerungen fielen im Rahmen des "Leitbilds für verantwortliches Handeln in der Wirtschaft". In diesem Leitbild formuliert der prominente Banker zusammen mit 20 anderen Konzernchefs Prinzipien für eine wertorientierte Führung. Die Führungskräfte bekennen sich darin unter anderem zu Zielen wie Nachhaltigkeit und fairem Wettbewerb. Zuletzt hatte etwa der Chemieriese BASF betriebsbedingte Kündigungen für die nächsten Jahre ausgeschlossen. http://www.teleboerse.de/nachrichten/...ueren-auf-article2020786.html |