Ich bin selbst seit Jahren Aktionär bei Aurelius und daher genauso verärgert wie jeder andere hier über den absolut unterirdischen Umgang des Managements mit den Kapitalinteressen der Streubesitz-Aktionäre. Was Herr Täubl und Co. hier abgeliefert haben grenzt an Betrug und Untreue gegenüber der Aktienmehrheit. Das Management verfolgt spätestens seit Anfang des Jahres offensichtlich nur noch die Vermögensinteressen der Gründer und Großaktionäre Dirk Markus und Gert Purkert.
Für Herrn Täubl wurden meines Wissens nie Directors Dealings gemeldet. Ich gehe davon aus, dass er niemals Aurelius Aktionär war und das vermutlich aus gutem Grund.
Ich gehe ferner davon aus, dass Dirk Markus und Gert Purkert die Verkaufspanik ab dem 01.07.2023 für eine signifikante Erhöhung ihrer Aurelius-Beteiligung genutzt haben. Im Freiverkehr gelten für Aurelius ab dem 01.07.2023 bekanntermaßen keinerlei Meldepflichten mehr. Aus Sicht der beiden Großaktionäre hat sich das Delisting war das Delisting ein genialer Schachzug, um Aurelius billigst möglich zurückkaufen und reprivatisieren zu können.
All das ist für uns Streubesitzaktionäre ein brutales Ärgernis und zeigt einmal mehr, dass ein wirksamer Anlegerschutz in Deutschland faktisch nicht existiert. Der nicht erst seit dem Wirecard-Desaster bekannte Fakt, dass an Deutschlands Kapitalmarkt Wild-West-Bedingungen herrschen, die es moralisch und ethisch nicht gefestigten Finanzjongleuren wie einem Dirk Markus ermöglichen, sich gnadenlos und ohne Gefahr einer strafrechtlichen Verfolgung auf Kosten von Streubesitzaktionären zu bereichern, muss an die Bundesregierung und allen voran an Herrn Scholz adressiert werden.
Allein die Diskussion um den angeblich für 90% aller Steuerzahler abgeschafften Soli, die uns Kapitalertragsteuerzahler schlicht "übersehen" hat, zeigt deutlich, dass unsere Regierung Aktionäre per se für "reich" und daher als nicht schutzbedürftig ansieht. Angesichts einer unterirdischen deutschen Aktionärsquote nahe 10% stehen ernsthafter Anlegerschutz und Börsenregulierung bei keiner einzigen Partei im Fokus. Aber was kann man von einem Bundeskanzler erwarten, der stolz darauf ist, noch nie eine Aktie besessen zu haben und dessen Risikoaversion das Sparbuch als maximal akzeptables Anlegerisiko definiert. In den USA würde ein derart risikoaverses Anlageverhalten als schlicht "dumm" angesehen und würde mit Sicherheit nicht auf das Beliebtheitskonto eines Politikers einzahlen. In Deutschland wird man von Gewerkschaften für die Ablehnung von Mitarbeiterbeteiligungsmodellen als variablen Vergütungsbestandteil noch gefeiert.
Bei SPD, Grünen und Linken hat man bisweilen das Gefühl, Aktionäre seien generell ein Hassobjekt und man freue sich klammheimlich über crashende Dax-Kurse.
Wenn wir uns über Jahrzehnte immer wieder Regierungen wählen, die den Zusammenhang zwischen Aktienkultur und Beteiligung eines größtmöglichen Teils der Bevölkerung am produktiven Vermögen einer Volkswirtschaft nicht verstehen, muss man sich nicht wundern, dass Raubtierkapitalisten wie ein Dirk Markus den nicht vorhandenen Anlegerschutz gnadenlos zum eigenen Vorteil nutzen. Niemand zwingt uns, in unregulierte Freiverkehrs-Unternehmen zu investieren. Die unersättliche Gier des Kapitalmarkts macht betrügerische IPOs wie die der Samwer-Brüder, deren Umgang mit dem Rocket-Internet-Listing quasi als Blaupause für Aurelius gelten könnte, erst möglich. Und der Betrug wiederholt sich sehenden Auges wieder und wieder.
Anstoß meines Ärgers ist nicht der Umstand, dass Kleinaktionäre eine Interessenbündelung versuchen, um überhaupt gehört zu werden. Ich ärgere mich über endlose vollkommen realitätsferne Debatten über alternative Dividendenvorschläge, Sonderprüfungsvorhaben etc., die schlichtweg verkennen, dass Dirk Markus und Gert Purkert längst genügend Stimmrechte gesammelt haben, um bei einer in Deutschland üblichen HV-Präsenz von maximal 50% der Stimmrechte jeden missliebigen Antrag ganz locker ablehnen zu können.
Die einzig sinnvolle Maßnahme der von der Fehlbewertung des Unternehmens zutiefst überzeugten Aktionäre wäre m.E. ein systematischer Kauf sämtlicher zu den aktuellen Witzkursen am Markt angebotener Aktien, um den hinter dem Delisting stehenden Plan der Großaktionäre, sich Aurelius step by step zum Spottpreis einverleiben zu können, zu vereiteln.
Statt dessen sieht es aber ganz klar danach aus, dass sich der Großteil der Streubesitzaktionäre selbst beim aktuellen Witzkursniveau erneut gnadenlos opportunistisch verhält und in der Hoffnung auf charttechnisch bedingte Kursrückgänge keine Aktienkäufe tätigt, was es Dirk Markus und Co., die im Wissen um einen inneren Wert nahe 50 EUR kein charttechnisches Kaufsignal abwarten, erlaubt, ihre Beteiligung tagtäglich aufzustocken und mithin die Abstimmungsmehrheit in der HV tagtäglich weiter abzusichern.
Dass man hier im Forum seit Wochen täglich über die Bedeutung der HV philosophiert, es durch charttechnisch "optimiertes" Kauf- und Verkaufsverhalten aber billigend in Kauf nimmt, dass Dirk Markus und Co. sich hier seelenruhig zu Niedrigkursen eindecken können, ärgert mich in der Tat sehr. Ich für meinen Teil stehe permanent auf der Kaufseite. Aber die finanziellen Möglichkeiten geben es nicht her, den Markt allein komplett leer zu kaufen.
Wer verhindern will, dass das Kalkül der Großaktionäre aufgeht, kann den Weg über die HV versuchen, sollte aber vor allem dafür sorgen, dass sich Dirk Markus und Co. nicht täglich weiter zu Witzkursen mit Aurelius Aktien vollsaugen können. Ich gehe fest davon aus, dass ein Großteil der von Fonds und Streubesitz ab dem 01.07.2023 geschmissenen Aurelius Aktien in den Depots der Großaktionäre gelandet sind. Den Rest soll nach der HV dann das 80 Mio € ARP erledigen.
Es liegt letztlich an uns selbst, diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Wenn niemand mehr verkauft, steigt der Kurs und das Going Private Vorhaben wird für Dirk Markus und Co. deutlich teurer als erhofft. |