Der sieht das ein bißchen differenezierter als unsere Propagandisten hier im Forum:
http://derstandard.at/2000005755091/Putin-verfolgt-nur-ein-Ziel
derStandard.at: Die EU hat die Sanktionen gegen Russland aufgrund der Ukraine-Krise nochmals verschärft. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der engste Kreis Putins, der mit am stärksten von den Sanktionen betroffen ist, sich gegen ihn wendet?
Gudkow: Um ehrlich zu sein, versteht der Großteil der russischen Bevölkerung den Sinn hinter diesen Sanktionen nicht und kann auch nicht abschätzen, wie stark die negativen Auswirkungen sein werden. Bis jetzt glauben alle, dass das nur vorübergehende Maßnahmen sind. Die elitären Kreise hingegen haben mittlerweile verstanden, dass es sich hier doch um juristisch fixierte und ernstzunehmende Maßnahmen handelt und die Auswirkungen, je länger sie andauern, umso schwerwiegender für die Wirtschaft werden.
Sollten diese Sanktionen doch eine längere Zeit andauern, so kann ich mir vorstellen, dass Russland in ungefähr zwei Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise landet. Aber Anzeichen für eine Wendung gegen Putin gibt es zumindest bis jetzt noch nicht.
derStandard.at: Es gibt Stimmen, die behaupten, dass Putin durch sein Vorgehen in der Ukraine versucht, die Nation zu vereinen und hinter sich zu bringen. Sind Sie der Meinung, dass Putin jetzt gerade am Zenit der Umsetzung ist?
Gudkow: Putin verfolgt nur ein Ziel, und das ist die Aufrechterhaltung seiner Macht und die Unterdrückung aller, die diese Macht zu degradieren versuchen. All seine Ideen und Interessen drehen sich nur um dieses eine Ziel.
Der Austritt der Ukraine aus dem eurasischen Konstrukt stellt für Putin ein enormes Problem dar. Deshalb hat auch die Entscheidung Janukowitschs, die Ukraine in die EU zu integrieren, eine panische Reaktion im Kreml ausgelöst. Alle Maßnahmen waren nicht von Anfang an geplant und vor allem nicht vorauszusehen. Es war auch sicherlich keine Expansion, wie im Fall der Krim, geplant. Es geht darum, die Ukraine wieder unter Kontrolle zu bringen. Ich würde deshalb eher von politischer Improvisation sprechen.
derStandard.at: Würden Sie sagen, dass die Regierung das Gefühl einer ukrainischen Einheit, einer Nation, schon viel früher hätte stärken müssen und, nachträglich betrachtet, genau an diesem Punkt gescheitert ist?
Gudkow: Man hat sehr danach gestrebt, genau dieses Gefühl zu schaffen. Aber die sozialen Umstände im Osten der Ukraine sind nicht einfach. Das sind sehr depressive und unzufriedene Regionen. Der östliche Teil der Ukraine ist den russischen Provinzen sehr ähnlich.
Ein Beispiel dafür sind die ehemaligen Monostädte, in denen die Reste militärisch-industrieller Komplexe nicht mehr in Betrieb sind und damit ganze Regionen in einer sozialen Katastrophe enden. Dort betreibt auch die Mafia ihre Geschäfte. Das alles steht genau im Gegensatz zum westlichen und zentralen Teil der Ukraine. Die Menschen unter solchen Umständen davon zu überzeugen, dass das Leben auch auf anderen Grundsätzen basieren und funktionieren kann, ist sehr schwierig. |