Aus DAX Daily
Nothilfe von Henrik Voigt
Liebe Leserin, lieber Leser,
gestern überschlugen sich die Meldungen wieder einmal. Die Schweizer Großbank UBS fährt durch „nicht autorisierte" Geschäfte eines ihrer Händler mal eben einen Handelsverlust von 2,3 Milliarden Euro ein - nicht nur Börsenlaien greifen in dieser irren Marktphase also mal daneben. Der Unterschied liegt wohl eher im betragsmäßigen Resultat. Aber an Milliarden, die im Bankwesen einfach verdampfen haben wir Anleger uns ja bereits gewöhnt, selbst Billionen entlocken uns kaum mehr ein ungläubiges Staunen, weil sich ohnehin Niemand solche Summen vorstellen kann.
Apropos: Hinter den Kulissen spielt die Bundesregierung Presseberichten zufolge derweil die (erneute) Rettung deutscher Großbanken durch, die sich diesmal mit europäischen Staatsanleihen verzockt haben. Der Einlagensicherungsfonds ist für solche Fälle nicht ausgelegt (seine Mittel sind bestürzend gering), also dürften wieder Steuermittel fließen. Erinnert irgendwie an den Herbst 2008, nur mal eben eine Nummer größer. In den Abendnachrichten suchen wir das Thema leider vergebens, der Mann auf der Straße weiß von nichts.
Die EZB sah sich gestern im Verbund mit der Federal Reserve und den Notenbanken von Japan, England und der Schweiz gezwungen, Dollarliquidität bei Bedarf den Banken über den Jahresultimo zur Verfügung stellen. Nein, das ist keine andere Art von QE3, sondern eine Notfallmaßnahme, die verhindern soll, dass einige Banken vorzeitig zahlungsunfähig werden. Der Interbankenhandel war in den letzten Wochen ähnlich wie bereits 2008 zusammengebrochen, weil die Institute gegenseitig befürchten, verliehene Mittel wegen der möglichen Pleite eines anderen Instituts nie wieder zu sehen. Die Kreditausfallprämien fast aller Großbanken gingen regelrecht durch die Decke. Eine Situation, die vom Markt ernster eingestuft wird als auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008. Auch dieses Ereignis fehlte mir in den Abendnachrichten. Man will wohl keine Panik schüren, es ist ja alles gaaanz normal. Meine Leser in meinem Börsendienst DAX Profits sind seit Wochen genaustens über die Entwicklung im Bilde und wurden rechtzeitig gewarnt.
Die US-Konjunkturdaten gaben ein jämmerliches Bild ab und fielen größtenteils deutlich unter Erwartung aus. Man muss sich sicher die Frage stellen, wie die Weltwirtschaft nicht in eine erneute Rezession schlittern will, wenn überall gespart werden muss. Griechenland spart, Portugal spart, Italien spart, Großbritannien spart, Frankreich spart. Und selbst die USA sparen - die Privathaushalte seit Jahren, der Staat erst seit einigen Wochen. Die Chinesen haben Probleme mit Inflation, Immobilienblase und einem künstlich aufgeblähten BIP. Und sie haben den „Rettungsfantasien" bezüglich der europäischen Schuldenstaaten eine ziemlich deutliche Absage erteilt.
Der Markt ist in den letzten Tagen ausgehend von neuen Jahrestiefs dennoch deutlich angestiegen. Ich bin gespannt, wie lange die „Jubelfeiern" im Vorfeld des heutigen Terminverfalls und der US-Notenbanksitzung Mitte nächster Woche noch anhalten können. Es dürfte sich um Shorteindeckungen in großem Stil handeln. Diese Positionen werden in der Regel zu höheren Kursen wieder aufgebaut. |