17. März 2007, 00:00 Uhr Anleger können ihr Fußballwissen jetzt auch an der Börse nutzen - Die Risiken sind aber nicht zu unterschätzen Börse wird zum Spielfeld für Sportwetten Berlin - Fußball und Börse passen einfach nicht zusammen. Dieser Eindruck entsteht unweigerlich beim Blick auf den Kursverlauf des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund (BVB). Seit dem Börsengang im Oktober 2000 ist die Aktie des ehemaligen Champions-League-Siegers von elf auf rund zwei Euro gefallen. Ein Verlust von mehr als 80 Prozent. Doch nun erhalten Anleger eine neue Chance, mit ihrem Fußballwissen auch an der Börse Geld zu verdienen. Seit wenigen Tagen bietet die Tradegate AG nämlich sogenannte Sportzertifikate zum Börsenhandel in Frankfurt und Berlin-Bremen an. Hier können fußballbegeisterte Investoren verschiedene Wetten auf jeden der 18 Bundesliga-Vereine abschließen. Emittent dieser Papiere ist die Mitte 2006 gegründete Ex-tra Sportwetten AG aus Wien. Beide Firmen sind Tochtergesellschaften der börsennotierten Berliner Effektengesellschaft, die auch als Garantiegeber auftritt. Das ist wichtig, weil Zertifikate bekanntlich Schuldverschreibungen sind. Anders als bei Fonds ist das Anlegerkapital hier im Falle eines Konkurses des Emittenten nicht durch ein Sondervermögen geschützt. Anleger sollten deshalb immer auf eine möglichst hohe Bonität des Emittenten achten.Bei den neuen Sportzertifikaten wird das zum Problem, weil sich die Berliner Effektengesellschaft bislang noch keiner Bonitätsprüfung durch eine Rating-Gesellschaft unterworfen hat. Das bedeutet zwar nicht zwangsläufig eine erhöhte Verlustgefahr für den Anleger, erschwert aber die seriöse Einschätzung des Emittentenrisikos. In der Zertifikate-Branche läuten deshalb bereits die Alarmglocken. Denn der Konkurs eines Emittenten würde das in den vergangenen Jahren mühevoll aufgebaute Image der Zertifikate-Branche schwer erschüttern. Doch nicht nur deshalb ist das Deutsche Derivate Institut (DDI) alles andere als begeistert von der neuen Zertifikate-Variante. "Bei diesen Papieren ist überhaupt keine ordentliche Beratung durch die Banken möglich", sagt Dieter Lendle. Der DDI-Vorsitzende verweist deshalb darauf, dass "die rechtliche Verbindlichkeit aufgrund des Wettcharakters zweifelhaft" ist. Mit anderen Worten: Wenn ein Kunde ein solches Sportzertifikat über seine Bankfiliale kauft und später seinen Verlust einklagt, stellt sich unweigerlich die Frage der Beraterhaftung. "Hier wird die Popularität des Labels Zertifikate ausgenutzt", beklagt Lendle.Der Anbieter der umstrittenen Anlageform weist die Kritik scharf zurück. "Unsere Kunden sind die gleichen wie am Derivatemarkt. Zertifikate sind doch auch nur reine Zockerei", sagt Holger Timm, Vorstandschef von Tradegate, und zeichnet damit ein Bild, das scheinbar immer noch in vielen Köpfen haftet. Und daran trägt die Zertifikate-Industrie trotz aller Bemühungen auch eine gewisse Mitschuld. Denn während auf der einen Seite immer wieder auf die strikte Trennung zwischen zumeist konservativen Anlagezertifikaten und risikobehafteten Hebelprodukten hingewiesen wird, werden von einigen Emittenten hochspekulative Knock-out-Produkte weiterhin eifrig als "Zertifikat" klassifiziert.Sportbegeisterte dürften sich derweil viel mehr für die Handelbarkeit dieser Sportzertifikate interessieren. Tradegate stellt während des Börsenhandels laufend An- und Verlaufskurse für die einzelnen Papiere, um den Kunden jederzeit den Ein- und Ausstieg zu ermöglichen. Dabei sollen sich die Kurse tendenziell an den Quoten anderer Wettanbieter orientieren. Allerdings bieten diese gar nicht alle hier verfügbaren Wetten an, sodass die Frage bezüglich der Nachvollziehbarkeit von Kursbewegungen während der Laufzeit offenbleibt. Ein weiterer Knackpunkt sind die sogenannten Spreads, also die Differenz zwischen dem An- und dem Verkaufskurs. "Da müssen wir erst noch Erfahrungen sammeln", sagt Timm. Unabhängig davon drohen hier gerade zum Ende der Saison deutliche Ausweitungen, vor allem bei den als "Platzierungszertifikate" angebotenen Papieren. Bei denen orientiert sich die Auszahlung Ende Mai am Tabellenplatz des jeweiligen Vereins. Für den Deutschen Meister gibt es 100 Euro, für jeden Platz tiefer werden fünf Euro weniger ausgezahlt. Landet ein Verein also auf Rang 15, ist das entsprechende Papier am Saisonende genau 30 Euro wert. Die Zertifikate der drei Absteiger verfallen allerdings wertlos, sodass letztlich ein einziges Tor darüber entscheiden kann, ob der Anleger 30 Euro bekommt oder gar nichts. Diese Zertifikate werden kurz vor Fälligkeit wohl kaum zu attraktiven Konditionen handelbar sein. Wie eng die Chancen und Risiken bei diesen Zertifikate-Wetten beieinanderliegen, zeigte sich bereits in den ersten Handelstagen. So verbuchte das Platzierungszertifikat auf den VFL Bochum übers Wochenende einen Kursanstieg von über 40 Prozent. Grund war der 2:0-Sieg über den Reviernachbarn Borussia Dortmund. Deren Zertifikat lag aus dem gleichen Grund am Montag knapp 30 Prozent unter der Freitagsnotierung. Für die BVB-Anhänger scheinen Fußball und Börse also tatsächlich nicht zusammenzupassen.Weitere Derivate-Themen unter: welt.de/zertifikate LESERBRIEF SCHREIBEN Bitte füllen sie alle mit * gekennzeichneten Felder aus.
Börse wird zum Spielfeld für Sportwetten Berlin - Fußball und Börse passen einfach nicht zusammen. Dieser Eindruck entsteht unweigerlich beim Blick auf den Kursverlauf des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund (BVB). Seit dem Börsengang im Oktober 2000 ist die Aktie des ehemaligen Champions-League-Siegers von elf auf rund zwei Euro gefallen. Ein Verlust von mehr als 80 Prozent. Doch nun erhalten Anleger eine neue Chance, mit ihrem Fußballwissen auch an der Börse Geld zu verdienen.
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