Die Masche funktioniert halt.
Ich nehm mir eine Aktie die auf der Stelle tritt und die mittelprächtige Zahlen geliefert hat, und dann überflute ich den Markt mit Short-Ordern. Wenn ich da genug Geld reinpumpe, und diejenigen die das tun haben jede Menge billiges Geld zur Verfügung, dann kann ich halt an so einem Tag eine Stop-Marke nach der anderen nach unten hin reißen, und so ein Abverkauf verselbständigt sich.
Ich wäre ddarüber hinaus ein verfechter, dass mit Shorts (fallenden Kursen und Optionsscheinen usw.) kein Geld verdient werden darf
Naja, Privatanleger verdienen eh nix mit Shorts bzw. Short-Zertis und -optionen. Ich kenne niemanden, der über längere Zeit Vermögensaufbau mit Short-Papieren betreiben konnte.
Aber die Großanleger haben halt die Möglichkeit, mit ihren riesigen Short-Positionen von 10-20 Millionen Euro eigenhändig die Kurse zu beeinflussen. Wenn ich an einem umsatzschwachen Tag oder zumindest einem Tag mit wenig Aufwärtsdrang den richtigen Moment abwarte und mal eben für fünf Millionen Euro Aktien leerverkaufe, dann erfüllt sich meine Wette auf fallende Kurse allein schon dadurch dass durch meine eigene Order der Kurs sinkt, und vielleicht zusätzlich dadurch dass ich die Order so geschickt platziert hab dass gleich ein paar Stops gerissen werden und es noch schneller abwärts geht.
Verboten gehört das in der Tat. Denn es zerstört das Vertrauen in die Aktienmärkte. Welcher Sparer wird noch Aktien kaufen wollen, wenn er sieht dass es um sich greift dass Aktien auf einmal an einem einzigen Tag ein Viertel (Osram) oder sogar ein Drittel (Leoni) ihres Wertes verlieren. Wie soll man da einem Privatkunden noch vermitteln können dass es toll ist dass man auf seine Aktien zwei Prozent Dividendenrendite pro Jahr bekommt? Wenn durch so einen plötzlichen Ein-Tages-Absturz der Aktienkurs auf einmal so einbricht, dass es 10 bis 15 Jahre bräuchte um diesen Verlust nur durch die Dividende wieder aufzuholen?
Die Frage ist, wie kann man das eindämmen. Besteuert man diese Leerverkäufe, dann führt das lediglich zu einer "Kosten-plus-Kalkulation" bei den Großanlegern, zumindest so lange wie die Leitzinsen so niedrig sind. Selbst eine einprozentige Steuer auf die Gewinne aus Leerverkäufen (die Politik diskutiert als "Börsenumsatzsteuer" sogar nur homöopathische 0,1 Prozent) würde diese Leerverkäufe nicht unattraktiv machen. Ganz verbieten würde man sie wohl auch nicht können, denn das würde voraussetzen dass man Verstöße gegen das Verbot auch ahnden könnte. Aber allein um einen einzigen Handelstag "aufzudröseln" und die Millionen von Orders nach verbotenen Leerverkäufen zu durchforsten würde Tage bis Wochen dauern.
Vielleicht könnte man Leerverkäufe "totbürokratisieren". Beispiel: Jeder Verkauf von Aktien von mehr als einem zehntel Prozent des gesamten Aktienkapitals eines Unternehmens müsste von der BaFin genehmigt werden und würde nicht unter einer Bearbeitungszeit von drei, vier Börsenhandelstagen genehmigt. Das wären bei Osram immerhin vier Millionen Euro, und somit eine Größenordnung in der sich kursbeeinflussende Leerverkäufe durchaus bewegen. Damit könnten Unternehmen immer noch strategische Investments zurückfahren, aber vielleicht würde die immense Volatilität durch die ganzen untertägigen Leerverkäufe damit eingedämmt. Wenn es drei Tage braucht bis mein Aktienverkauf genehmigt wird, dann kann ich eben nicht an einem Tag mal schnell Aktien für mehrere Millionen Euro shorten weil die kurzfristige Marktlage es günstig erscheinen lässt.
Aber so eine Regelung würde vermutlich in der Tat an dem Einfluss der Finanz-Lobby scheitern.
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