Deutsche Bank findet Schlupfloch in den USA
Das Geldhaus baut seine US-Tochtergesellschaften um. Damit wird eine Aufstockung des Eigenkapitals der Taunus Group vermieden. Einem Zeitungsbericht zufolge spart die Bank so fast 20 Mrd. Dollar.
Die Deutsche Bank plant eine Neuorganisation ihres US-Geschäfts. Sie zieht damit die Konsequenzen aus der US-Finanzmarktreform, die unter anderem schärfere Eigenkapitalanforderungen für Tochtergesellschaften ausländischer Banken in den Vereinigten Staaten vorsieht. Mit der schon seit Monaten diskutierten Neuorganisation soll eine milliardenschwere Eigenkapitalaufstockung für die US-Tochter Taunus Group vermieden werden. Das geht aus Dokumenten zur Hauptversammlung der Deutschen Bank hervor. Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" würde Taunus ohne die Umstrukturierung bis zu 19,9 Mrd. Dollar an frischem Kapital benötigen.
Die Pressestelle der Deutschen Bank wollte sich zu dem Betrag nicht äußern und verwies auf die Dokumente zur Hauptversammlung. In einem davon heißt es, wenn die 2015 in Kraft tretenden Bestimmungen der US-Finanzmarktreform schon heute gültig wären, würde die Taunus Group "zur Fortsetzung der Geschäftstätigkeit weiteres regulatorisches Eigenkapital in einer Größenordnung von mehreren Milliarden" Dollar benötigen. Genau lasse sich der Bedarf nicht beziffern.
Die im Juni vergangenen Jahres verabschiedete US-Finanzmarktreform sieht eine Verschärfung der Eigenkapitalvorschriften für amerikanische Bankholdings vor, die voraussichtlich 2015 in Kraft treten werden. Diese Vorschriften würden auch die Taunus Group treffen, weil sie eine Bankholding nach amerikanischem Recht ist. Bislang konnte die Taunus bei der Bestimmung des für sie angemessenen Eigenkapitals das dicke Kapitalpolster der Muttergesellschaft Deutsche Bank zum Ansatz bringen. Das soll nach der US-Finanzmarktreform für Bankholdings aber nicht mehr möglich sein.
Trennung von Privatkundengeschäft und Investmentbanking Bei der Neuorganisation soll deshalb die Deutsche Bank Trust Corporation (DBTC), die das Privatkundengeschäft der Taunus umfasst, aus der Gruppe herausgelöst und direkt dem deutschen Mutterkonzern zugeordnet werden. Bei der Taunus Group verblieben dann noch der Wertpapierhandel und Beratungsdienstleistungen für Unternehmen. Sie würde dann nicht mehr als Bankholding eingestuft und bliebe damit von den strengen Vorschriften der Finanzmarktreform verschont. Eine ähnliche Umstrukturierung hatte zu Beginn dieses Jahres bereits die britische Bank Barclays vorgenommen.
Laut "Wall Street Journal" ist die Kapitaldecke der Taunus Group ausgesprochen dünn. Die Eigenkapitalquote liege deutlich unter der für US-Banken ohne ausländische Muttergesellschaft derzeitig geforderten Marke von vier Prozent, schrieb die Zeitung.
Zur Taunus Group gehören nach Angaben der Deutschen Bank mehr als 100 Gesellschaften, die Bilanzsumme beläuft sich auf gut 370 Mrd. Dollar. 2010 erwirtschaftete die Tochter einen Vorsteuergewinn von 2,1 Mrd. Euro. Die Taunus Group ist im US-Staat Delaware registriert und für das Amerika-Geschäft außerhalb von New York zuständig. In der Metropole unterhält die Deutsche Bank eine eigene Niederlassung, kurz DBNY genannt. DBNY verdiente 2010 vor Steuern 1 Mrd. Euro. |