scheinen ja sehr kurzfristig zu denken...
Meßtechnik
Hohe Bewertung begrenzt Potential der Aktie von Analytik Jena
Arbeit am Atomabsorbtionsspektrometer 14. Dezember 2006 Keinen großen Eindruck machte der am Mittwoch nachmittag vorgelegte endgültige Jahresabschluß für das Geschäftsjahr 2005/2006 der Analytik Jena. Das lag wohl daran, daß sich die Zahlen allenfalls unwesentlich von den Ende November vorgelegten vorläufigen Zahlen unterschieden und diese hatten schon den Kurs nicht sonderlich stark bewegt.
Am Mittwoch verlor die Aktie 0,14 Prozent, am Tag der Vorlage der vorläufigen Zahlen hatte sie etwas mehr als ein Prozent zugelegt. Indes muß man anfügen, war der Kurs im Vorfeld der Veröffentlichung Mitte November stark von rund 6,25 Euro bis auf 7,50 Euro und damit auf ein Sechs-Monats-Hoch geklettert.
Projektgeschäft weiter rückläufig
Im Geschäftsjahr 2005/2006 erwirtschaftete das Unternehmen, das sich als Systemanbieter für nahezu alle Bedürfnissen rund um das analytische Labor versteht, einen Konzernumsatz in Höhe von 67,25 Millionen Euro und steigerte diesen damit um 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Umsätze im Segment Instrumente stiegen dabei um 32,3 Prozent auf 37.12 Millionen Euro. Insbesondere die verbesserten Vertriebsstrukturen sowie neue, technisch hochwertige Produkte hätten sich positiv in den Verkaufszahlen niedergeschlagen.
Indes blieb das Projektgeschäft offenkundig ein Sorgenkind. Bereits im Vorjahr hatte man trotz reduzierter Erwartungen Abstriche vornehmen müssen und auch im Berichtsjahr kam es erneut zu Verzögerungen bei verschiedenen Großprojekten, die dazu führten, daß die ursprünglich geplanten Umsätze nicht erreicht werden konnten. Im abgelaufenen Geschäftsjahr betrugen die Umsätze in diesem Segment 30,13 Millionen Euro und lagen damit 17 Prozent unter dem Vorjahresumsatz.
Der Konzern ist zum Großteil exportorientiert. Diese Ausrichtung verstärkte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr. So kletterte die Exportquote von 73,7 Prozent auf 77,0 Prozent. Europa bleibt der größte Absatzmarkt, wenngleich der Umsatz dort deutlich um über 20 Prozent auf 29,4 Millionen Euro zurückging. Dies konnte durch hohe Wachstumsraten in Asien (plus 76,3 Prozent) und Amerika (plus 31,9 Prozent) aber mehr als kompensiert werden.
Deutliche Verbesserungen zum schwachen Vorjahr
Bedingt durch den hohen Anteil des Instrumentengeschäfts am Konzernumsatz stieg die Bruttomarge von 31,5 Prozent im Vorjahr auf 37,0 Prozent im Berichtszeitraum. Das Ergebnis vor Abschreibungen, Finanzergebnis und Steuern (Ebitda) stieg um 112,6 Prozent auf 4,78 Millionen Euro, das Betriebsergebnis (Ebit) um rund das Fünffache von 511.000 auf 2,78 Millionen Euro. Der Konzern erwirtschaftete dabei einen Jahresüberschuß in Höhe von 1,13 Millionen Euro, nachdem dieser im Vorjahr nur magere 85.000 Euro betragen hatte und damit - abgesehen vom Verlustjahr 2001/2002 - so niedrig ausgefallen war wie in den vergangen sechs Geschäftsjahren nicht.
Dabei wurde das Ergebnis noch unter anderem durch Anlaufkosten der Tochtergesellschaft AJ Japan und Kosten aus einem Mitarbeiter-Aktien-Optionsprogramm geschmälert. Aufbauend auf den guten Ergebnissen des abgelaufenen Jahres im Instrumentengeschäft rechnet die Gesellschaft mit „der Fortsetzung der positiven Entwicklung“.
Zurückhaltende Prognose
Allerdings gibt man sich sehr zurückhaltend. Man gehe davon aus, „trotz der hohen Investitionen in die japanischen Vertriebsstrukturen und weiteren Anlaufkosten von bis zu einer Million Euro“, das „Ergebnisniveau beibehalten zu können“. Überdies könne sich der derzeit schwache Dollar nachteilig auswirken.
Im Projektgeschäft geht man indes mit höheren Umsätzen, die sich auch in einer Ergebnisverbesserung ausdrücken sollen. Für eine Belebung in diesem Segment spreche auch der aktuelle Abschluß eines Vertrages zur kompletten Einrichtung eines medizinischen Zentrums in Kasachstan im Wert von rund 20 Millionen Euro, für den aber die Finanzierungsvoraussetzungen noch nicht abschließend geklärt sind, so daß sich die Realisierung noch über 2007 hinaus verschieben könnte.
Insgesamt ist der Kursanstieg im Vorfeld der Bekanntgabe der Ergebnisse als der verdiente Lohn für ein gutes Jahr 2005/2006 zu sehen. Das war nicht immer so. Selbst nach Ansicht des Vorstandes war zum Beispiel das vergangenen Geschäftsjahr „sehr turbulent“. „Managementfehler bei Tochterfirmen“ hatten zu Einschnitten geführt. Der Umsatz im Projektgeschäft war um über 40 Prozent eingebrochen, der Konzernumsatz um rund 28 Prozent.
Hohe Bewertung belastet
Insofern hat Analytik Jena an die umsatzstarken Jahre 2003 und 2004 auch im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht anschließen können und bleibt auch beim Jahresüberschuß hinter dem Ergebnis des Jahres 2003/2004 zurück. Da man im kommenden Jahr nicht mit einem wesentlich verbesserten Ergebnis rechnet, bleibt die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 30 recht hoch bewertet. Analysten rechnen zwar mit einem KGV von rund 16,5. Indes hatten sie auch für das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem besseren Ergebnis gerechnet und die vorausgesetzte Gewinnsteigerung von 45 Prozent deckt sich nicht mit dem zurückhaltenden Ausblick des Unternehmens.
Charttechnisch verzeichnete die Notiz nach der Konsolidierung im April bis Juni zum Jahresende hin wieder eine leichte Belebung, so daß sie sich kurzfristig noch im Aufwärtstrend befindet. Indes konnte sie die Kursgewinne im November nicht weiter ausbauen, so daß der weitere Verlauf nicht klar abzusehen ist.
Negativ ist zu verbuchen, daß vor wenigen Tagen ein Anlauf auf das Novemberhoch scheiterte, positiv daß die Marke von sieben Euro bislang hält. Für weitere Kursgewinne wäre ein Durchbruch über die Marke von 7,50 Euro, also das Novemberhoch vonnöten. Dazu bedarf es aber eines neuen Impulses. Selbst dann steht ein starker Widerstand bei acht Euro im Weg, bevor das Drei-Jahres-Hoch bei 8,90 Euro in den Bereich des Möglichen rückt.
Angesichts der zurückhaltenden Prognosen für das laufende Geschäftsjahr ist von dieser Seite derzeit kein Impuls zu erwarten, so daß eher damit zu rechnen ist, daß im weiteren Kursverlauf die Marke von sieben Euro erneut getestet wird. Wird diese durchbrochen, könnte der Kurs wieder zurückkommen. Insgesamt ist langfristig vorläufig von einem Verbleib der Notiz in der seit Mitte 2003 gültigen Handelsspanne zwischen fünf und neun Euro auszugehen.
Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.
Text: @mho Bildmaterial: dpa, FAZ.NET |