Windhorst steigt bei Freenet ein [18:42, 23.05.07]
Von Volker Müller (Düsseldorf) (ftd.de), Der Internet- und Mobilfunkanbieter Freenet kommt nicht zur Ruhe: Der Großaktionär Texas Pacific Group (TPG) hat seinen Firmenanteil von 18,67 Prozent an den Finanzinvestor Vatas von Lars Windhorst verkauft.
Ein Preis wurde nicht genannt. An der Börse wäre das Aktienpaket 430 Mio. Euro wert gewesen. Damit droht Freenet eine erneute Schlacht um die Besetzung des Aufsichtsrats: Freenet-Vorstand Eckard Spoerr rechnet mit dem "unmittelbaren Rücktritt" der drei TPG-Vertreter im Kontrollgremium. Eine Neubesetzung wäre Aufgabe der Hauptversammlung. Weil für diese noch kein Termin feststeht, muss zunächst das zuständige Amtsgericht in Kiel die Aufsichtsräte einsetzen. Dieses Verfahren hatte bereits im November 2006 erbitterten Streit ausgelöst. Nach dem Rücktritt von Klaus Thiemann als Aufsichtsrat wollte der zweite Großaktionär Drillisch einen der Kontrollposten ergattern. Pikant: Drillisch ist direkter Wettbewerber der Freenet-Tochter Mobilcom - und Drillisch-Chef Paschalis Choulidis erpicht auf eine Fusion der Firmen. Das Gericht entschied damals allerdings gegen Drillischs Wunsch auf den Posten. TPG steigt nur wenige Wochen vor einem Beschluss über eine Sonderausschüttung aus. Nach der Fusion des Mobilfunkdienstleisters Mobilcom mit seiner Internettochter Freenet verfügt das Unternehmen über mehr als 540 Mio. Euro Barvermögen. Weil Übernahmeziele fehlen, soll dieses Geld als Sonderdividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Unklar bleibt, wie Vatas den Kauf finanziert hat. Nach Angaben von Freenet stehen hinter Vatas mehrere Familien-Fonds, etwa der des Südafrikaners Rob Hersov, dem Vorstandsvize von Netjets. Vatas selbst machte keine Angaben. Der Berliner Investor begründete seinen Einstieg mit der fälligen Sonderausschüttung sowie Freenets "hervorragender Ausgangsposition, im Wachstumsmarkt der nächsten Jahre, dem mobilen Internet, überdurchschnittlich zu partizipieren". Windhorsts unrühmliche Vergangenheit
Vatas' Inhaber und Geschäftsführer ist der einst hochgejubelte und von Bundeskanzler Helmut Kohl protegierte Jungunternehmer Lars Windhorst. Er war in den vergangenen Jahren unrühmlich aufgefallen. Im August 2004 war die letzte seiner Firmen pleitegegangen, vier Monate später beantragte der heute 30-Jährige die Privatinsolvenz. Ein schwarzer Tag für seine Geldgeber: Von 81 Mio. Euro Schulden muss er magere 1,55 Mio. Euro zurückzahlen, entschied im August 2005 das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg. Damals mit 4,28 Mio. Euro einer der Gläubiger: Rob Hersov. Selbst bei Peter Alexander Ogrisek, ebenfalls Inhaber und Geschäftsführer von Vatas, stand Windhorst damals mit 3,62 Mio. Euro in der Kreide. Windhorst ist bei der Justiz kein Unbekannter. Erst im April 2005 hatte die Staatsanwaltschaft Berlin ihr drittes Strafverfahren gegen ihn eröffnet - nach einer Anzeige des Klinikbetreibers Ulrich Marseille wegen angeblichen Betrugs im Umfang von 9,7 Mio. Euro.
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