Noch ein Posting aus dem WO --------------------------------------------------
Zitat: Wie siehst du die Informationspolitik von TCM derzeit? Hast du eventuell etwas mehr Informationen?
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Hallo Vinyard,
mehr als die öffentlich zugänglichen Informationsquellen habe ich leider auch nicht.
Meine Auffassung zur Informationspolitik von TCM:
Der Rückgang der Produktionsmenge im Sommer 2007 unter die geplanten Zahlen war für das Management sicher bereits einige Wochen vor der Veröffentlichung absehbar. Insofern sehe ich ein Versäumnis, die Aktionäre zu unterrichten. Allerdings gehe ich davon aus, dass aufgrund der deutlich strengeren Anforderungen seit dem NYSE-Listing in USA solche Verzögerungen nicht mehr vorkommen werden.
Andererseits sehe ich für mich persönlich keinen Nachteil darin, dass diese geänderten Zahlen leicht verspätet bekannt wurden. Der Kurs hätte auf alle Fälle darauf reagiert, dann eben 2 Wochen vorher. Anleger, die genau in diesem Zeitraum zu Höchstkursen eingestiegen sind, haben sicher Grund, dies anders zu sehen.
Ansonsten habe ich keinen Grund, TCM Versäumnisse vorzuwerfen. Sicher, mit einem übermächtigen Informationsfluß werden wir nicht verwöhnt, und mancher Anleger mag sich vielleicht wünschen, öfter etwas von TCM zu hören, selbst kleinste Betriebsinterna an die große Glocke zu hängen. Andererseits könnte man dann auch den Vorwurf erheben, es würde kräftig gepusht, um den Aktienkurs nach oben zu manipulieren.
Meine Auffassung ist, dass das Notwendige getan wird, allerdings auch nicht mehr.
Einzelne Beispiele:
Kapitalerhöhung Im Frühjahr 2007 wurde eine Kapitalerhöhung durchgeführt zugunsten des Sprott-Fond. Der Erlös war dazu bestimmt, einen Teilbetrag des Darlehens zu tilgen. Eine spezielle Meldung über die Derlehenstilgung ist nicht erfolgt (wobei aus den nächsten Quartalszahlen zu entnehmen war, dass die Tilgung bestimmungsgemäß erfolgt ist). Auf Mailnachfrage kommentierte TCM, dass doch bei der News über die Kapitalerhöhung der Verwendungszweck bekannt gegeben worden sei, warum solle man also den Vollzug noch einmal in Form einer News veröffentlichen? Meine Meinung: Für ein seriöses Unternehmen wie TCM ist es selbstverständlich, den Erlös der Kapitalerhöhung nicht zweckentfremdet zu verwenden. Man hätte also eine Selbstverständlichkeit gemeldet, was man auch als Pushversuch für den Kurs auslegen könnte. Allerdings muss ich einräumen, dass emotional gesehen, eine derartige Meldung durchaus meine Sympathie gehabt hätte.
Erdrutsch Der Vorfall und die möglichen Auswirkungen wurden zeitnah im November bekannt gegeben. Es wurde auch betont, dass die Produktion weiter läuft. Damit ist der Erfordernis genüge getan. In einer Mail (?) wurde im Dezember auch gemeldet, dass der Bagger befreit worden sei, die Reparatur durchgeführt werde, und die Maschine Ende Dezember wieder betriebsbereit sein werde. Meine Meinung: Insoweit gehe ich davon aus, dass dem tatsächlich so ist. Ich frage mich auch, ob es sachdienlich gewesen wäre, diesen Vorfall, ohne, dass man wirklich etwas Neues melden könnte, immer wieder in Form von News von Neuem zu verbreiten. Solange also nicht ein abschliessender Bericht (oder zumindest eine wesentliche Veränderung der Lage) zu veröffentlichen ist, gehe ich nicht davon aus, dass es eine neue Meldung geben wird.
Davidson-Feasibility-Studie Die Tatsache, dass die Veröffentlichung dieser Studie seit über einem Jahr immer wieder verschoben wurde, ist auch für mich nicht erfreulich. Man könnte TCM ankreiden, dass voreilig Hoffnungen geweckt wurden, indem mehrmals Veröffentlichungszeiträume genannt wurden, die dann doch nicht gehalten wurden. Ich kann mir nun allerdings nicht vorstellen, dass diese Termine von TCM böswillig in den Raum gestellt wurden (dazu war der zu erwartende Schaden an Vertrauen zu groß), sondern ich gehe davon aus, dass dem Unternehmen (möglicherweise, weil TCM bei dem Ersteller der Studie kräftig Druck gemacht hat) leichtfertig oder aus der Not heraus, den Auftrag zu verlieren, Termine genannt wurden, die dann doch nicht zu halten waren. Inzwischen nennt TCM keinen Termin mehr, und selbst das wird angekreidet. Für mich wäre es durchaus vorstellbar, dass TCM selbst hier in einer Zwangslage steckt. Setzt man dem Ersteller der Studie eine letzte Frist und diese Frist verstreicht, ohne, dass die Studie tatsächlich geliefert wird, was soll man dann tun? Eine weitere Nachfrist einräumen, oder den Auftrag zurückziehen und bei einem anderen Anbieter wieder bei dem Punkt Null anfangen, nochmal am Ende einer Warteschlage stehen und ein Jahr auf die Fertigstellung warten? Vielleicht ist man inzwischen bei der dritten Nachfrist angelangt ???? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass für TCM diese Situation genauso unbefriedigend ist, wie für die Anleger. Ich sehe allerdings auch, dass auf den Gewinn des Unternehmens die Inbetriebnahme von Davidson frühestens 2010 einen wesentlichen Einfluss haben kann und insofern die Auswirkungen auf den Aktienkurs derzeit allenfalls psychologischer Natur sein wird.
Vorhersage der Produktionszahlen Die Produktionszahlen für 2007 mussten 2 Mal nach unten korrigiert werden. Ein schwerer Schlag für das Unternehmen aufgrund des deutlich geringeren Gewinnes, und ein schwerer Schlag für die Anleger in Form von Aktienkursen, die deutlich stärker gesunken sind, als es dem Marktumfeld alleine zuzuschreiben wäre. Die Gründe für die reduzierten Produktionszahlen der beiden letzten Quartale 2007 wurden vom Unternehmen bekannt gegeben (und ich habe in einem früheren Posting versucht, dies in Worten ausführlich darzulegen, die auch für einen Anleger verständlich sind, der in der Materie nicht bewandert ist). Wie bereits oben erwähnt, hätte die erste Reduzierung etwas früher veröffentlicht werden können. Dies ändert aber nichts daran, dass diese Reduzierung nicht aus Jux und Tollerei stattgefunden hat, sondern aus technischen Gründen. Was nicht geht, das geht eben nicht. Für mich wichtig ist, dass auch klargestellt wurde, dass die Vorhersagen der starken Produktionsausweitung für 2008 und 2009 weiterhin Gültigkeit haben. Wer sich die Mühe macht, z.B. die Feasibility-Studie über die Thompson Creek Mine mit den Vorhersagen des Unternehmens zu vergleichen, der wird schnell feststellen, dass die veröffentlichte Unternehmensvorhersage deutlich unter den Produktionsmengen der Studie liegt. Es wurde also bereits ein großzügiger Abschlag vorgenommen, um auf unvorhersehbare Störungen der Produktion vorbereitet zu sein.
Wenn ich all dies zu einem Gesamtbild füge, dann ist mein persönliches Urteil: Es wurde das Notwendige getan und ich habe weiterhin Vertrauen in das Unternehmen, das Management und die Informationspolitik. Dass einzelne Punkte evtl. hätten besser gelöst werden können, will ich dabei nicht übersehen. Aber welches Unternehmen ist schon perfekt?
Es steht jedem Anleger frei, sich aus den gegebenen Fakten sein eigenes Bild zu formen. Wenn er dabei zu dem Schluß kommen sollte, dass das Unternehmen oder das Management sein Vertrauen nicht verdient, dann gibt es nur eine mögliche Handlungsweise: Verkauf der Aktien zum frühest möglichen Termin. Die Aktie behalten und schimpfen und jammern kann dann nicht die richtige Lösung sein.
Viele Grüsse
chartex (alias Stock24)
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