Hallo und allen einen schönen Sonntag,
meine Meinung:
1) einige Schreiber, die sich auf den überflüssigerweise in Auftrag gegeben KMPG Bericht beziehen und der Meinung sind, dass das ein schlechter Schachzug gewesen sei sollten bedenken: die Beauftragung erfolgte durch den AR und nicht durch den Vorstand/die Gesellschaft. Insofern lastet das nicht MB an!
2) den AR muss man wiederum auch verstehen, denn er ist das KONTROLLORGAN des Vorstands. Wie soll der AR dieser Aufgabe bei einem schwer durchschaubarem und komplexen Geschäftsmodell wie dem von Wirecard nachkommen, wenn sogar öffentliche Diskussionen über die Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung/Bilanzierung etc. existieren? Er kann nur eine Prüfung beauftragen, um sich nicht selbst haftbar zu machen. Fazit: Die Kritik an der Beauftragung der Sonderuntersuchung durch den AR ist m. E. Quatsch.
3) was meint ihr wohl, wozu ein börsennotiertes Unternehmen gezwungen ist, sofern sie von der Kenntnis des Ergebnisses der Sonderuntersuchen erfahren? RICHTIG: sie müssen es per AD-hoc kommunizieren. Fazit: die Kritik an der Kommunikation des Ergebnisses ist m. E. Quatsch
4) allerdings ist die Form und die Korrektheit der Kommunikation des Ergebnisses des KMPG Berichtes völlig unprofessionell gelaufen. Dazu hat gestern schon einmal jemand einen Formulierungsvorschlag Gemacht, wie man es hätte besser machen müssen. Fazit: sehr schlechte und auch falsche Kommunikation des Ergebnisses des Sonderberichtes zeigt das kommunikative Unvermögen des Vorstands und der juristischen Berater sowie der IR-Agentur (sofern eine genutzt wird)
5) wo liegt das Risiko wirklich? Die meisten Diskussionen hier im Forum drehen sich um Nebenkriegsschauplätze. Nicht alle sind falsch, dass will ich nicht sagen aber am Ende kommt es auf den Anlagehorizont an. a) kurzfristiger Horizont: Wirecard ist aufgrund der Querelen, diversen strategischen und kommunikativen Fehler des Vorstands, öffentlichen Diskussionen, mehr oder weniger halbwissenden Presseberichten, Wettbüros (LVs) und den daraus resultierenden Unwägbarkeiten ein Zockerpapier für diejenigen, die es sich leisten können (hohe Chance = hohes Risiko) b) langfristiger Horizont: hier sind 2 Fälle zu unterscheiden: b1) der Vorstand hat KEINE Bilanzfälschung begangen und das wird am 18.06. glasklar belegt: das heißt, dass die Fundamentals am Ende des Tages zum tragen kommen. Es wird aber Zeit brauchen, bis sich der Staub gelegt hat und die Fundamentals in den Fokus rücken können. Die Geldanleger werden auf Renditen, KGVs, Unternehmenswerte und andere Hard Facts abstellen. b2) der Vorstand hat Bilanzfälschung begangen und das kann nachgewiesen werden. Falls das nachhaltig erfolgt sein sollte und in die Zukunft des Unternehmens wirkt, also falls die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage völlig anders aussieht, als behauptet und auch tatsächlich in der Zukunft kein Geld verdient wird, sondern alles nur Luftschlösser waren, dann wird die Aktie dauerhaft nach unten rauschen.
6) in Punkt 5 sollte sich jeder wiederfinden können. Ich sage nochmals: der Vorstand und die Organisation sowie die externen Berater und der AR sind/waren nicht auf DAX-Niveau und sind so durch Ungeschicktheit und Unkenntnis (hoffentlich ohne betrügerische Absicht) voll in die offenen Messer getappt. Ich sehe aber keinen Grund, Szenario b2 anzunehmen. Das ich langfristig orientiert bin, mache ich mir (noch) keine Sorgen.
Viele Grüße |