Bad Nauheim (aktiencheck.de AG) - Die Experten von "Aktienservice Research" raten die Nokia-Aktie (ISIN FI0009000681/ WKN 870737) zu kaufen.
Der finnische Handyhersteller habe die in der vergangenen Woche stattgefundene Hausmesse Nokia World 2007 in Amsterdam zum Anlass genommen, die Ziele für die nächsten zwei Jahre zu erhöhen. Damit habe Nokia gezeigt, dass man wohl auch künftig operativ die eindeutige Nummer eins der Branche sein dürfte. Für langfristig orientierte Investoren biete sich derzeit somit eine gute Einstiegsgelegenheit.
Der Name Nokia stehe für Mobilfunk in Deutschland, seit es Handys überhaupt gebe. Doch der Konzern sei in seiner Heimat schon wesentlich früher im Alltag der Menschen präsent gewesen. Schon 1981 habe Skandinavien sein erstes Mobilfunknetz NMT erhalten und Nokia habe damals die ersten Autotelefone für dieses Netz hergestellt. 1987 wiederum sei das erste wirklich tragbare Mobilfunktelefon von Nokia auf den Markt gekommen. Die Gesellschaft war und dürfte in diesem Bereich immer wieder Trendsetter sein, denn sie verfügt über eine breite Produktpalette und bietet den Menschen eine Vielfalt an Produkten, Lösungen und Diensten für Kommunikationsnetzwerke, so die Experten von "Aktienservice Research".
Nach dem Jahr 2000, in dem die Aktie bei 66 Euro ein Allzeithoch markiert habe, sei es jedoch bergab mit den Finnen gegangen. Die Geschäfte seien nicht mehr so gut gelaufen und Entlassungen seien die Folge gewesen. Produktsparten wie beispielsweise der Bereich Monitore und Displays seien veräußert worden. Dem Nokia-Manager Jorma Ollila, der seit 1992 die Geschicke des Konzerns gelenkt habe, sei im letzten Sommer Olli-Pekka Kallasvuo gefolgt. Die Börsen hätten dies positiv aufgenommen und von dem neuen Mann frischen Wind im einstigen finnischen Vorzeigeunternehmen und einen Ausbau der Kapazitäten in der bis dato schwachen Netzwerksparte erwartet.
Heute, im Jahr 2007, sei der Konzern wieder gut positioniert. Die Produkte kämen bei den Verbrauchern wieder gut an, die Margen würden stimmen und Marktanteile würden zurückgewonnen. So habe die angesehene US-Marktforschungsgesellschaft Gartner erst jüngst in einer Studie publiziert, dass der US-Telekomausrüster Motorola beim Handy-Absatz im dritten Quartal weiter zurückgefallen sei. Von dieser Schwäche wiederum habe neben Samsung vor allem Nokia profitiert. Denn im Gegensatz zu Motorola habe Nokia ein breites Produktportfolio.
Dies spiegle sich auch in den Absatzzahlen wider. Im dritten Quartal hätten die Finnen 110,2 Mio. Mobiltelefone und damit deutlich mehr als im Vorjahr mit 88,1 Mio. Stück verkaufen können. Zudem habe sich der Marktanteil von 34,8% auf 38,1% erhöht. Auf den nächsten Plätzen, weit abgeschlagen, würden Samsung und Motorola folgen. Basis für das deutlich bessere Abschneiden als die Konkurrenz sei, dass Nokia in den vergangenen Quartalen die Produktpalette um günstige Modelle erweitert habe, um von der hohen Nachfrage aus den Schwellenländern Asiens zu profitieren.
In der vergangenen Woche habe der Konzern nun für die nächsten zwei Jahre seine Margenziele erhöht. Er peile nun eine operative Marge von 16% bis 17% an. Bislang habe das Ziel bei 15% gelegen. Im abgelaufenen dritten Quartal habe Nokia 14,4% erreicht. Vor allem das Kerngeschäft mit den Handys laufe bestens. Die dafür zuständige Sparte Devices & Services solle dementsprechend künftig auch eine Rendite von 20% einbringen.
Nokia rechne zudem mit einem stabilen Wachstum des Handy-Marktes. Im kommenden Jahr erwarte das Unternehmen ein Plus beim weltweiten Handyabsatz von 10%. Vor allem der asiatische Markt solle hierzu beitragen. Auch was die Anzahl der weltweiten Handynutzer angehe, sei Nokia nun optimistischer als bisher. Statt im Jahr 2010 erwarte Nokia nun bereits für 2009, dass die Zahl von vier Milliarden Nutzern weltweit überschritten werde.
Seinen eigenen Umsatz und Handyabsatz wolle Nokia vor allem mit der Strategie der günstigeren Handy-Modelle weiter voranbringen. So rechne man zwar mit einem weiteren Rückgang beim durchschnittlichen Gerätepreis (ASP), aber durch ein breiteres Produktportfolio und eine bessere Ausstattung (Multimedia-Handys mit Kamera, etc.) sowie den Ausbau des Geschäfts mit Smartphones wolle Nokia seine Zahlen steigern. Auch in Sachen Innovation habe Nokia Großes vor und wolle schon 2008 dem iPhone von Apple Konkurrenz machen. Dazu solle es ein Gerät geben, das ebenfalls eine berührungsempfindliche Benutzeroberfläche (Touchscreen) besitze.
Aber nicht nur in der Handy-Sparte laufe es operativ gut. Auch das einstige Problemkind, das Geschäft mit Netzinfrastruktur, komme auf Touren. Beim Joint Venture Nokia Siemens Networks (NSN) rechne die Gesellschaft bis Ende 2009 mit einer Marge von 10%, nachdem im letzten Quartal noch ein Minus von 120 Mio. Euro und im zweiten Quartal ein Verlust von mehr als 1,2 Mrd. Euro zu verbuchen gewesen seien. Nokia scheine somit auf dem besten Weg, zur alten Stärke zurückzukehren, vor allem, wenn die Finnen es schaffen würden, ihre Netzwerksparte operativ wieder in die schwarzen Zahlen zu führen. Dann dürfte das Unternehmen in den nächsten Jahren auf dem Markt einiges aufrollen können, zumal die Quartalszahlen zuletzt deutlich gesteigert worden seien und die Analystenschätzungen übertroffen hätten.
Insgesamt betrachtet mache Nokia somit aus fundamentaler Sicht eine gute Figur. Die positive Entwicklung spiegle sich auch im Aktienkurs wider: Seit Jahresbeginn sei es kräftig aufwärts gegangen. Vorläufiger Höhepunkt sei das Anfang November erreichte Mehrjahreshoch bei 28,73 Euro gewesen. Seither konsolidiere die Aktie auf hohem Niveau. Für langfristig orientierte Investoren biete dies eine gute Einstiegsmöglichkeit.
Mit einem KGV (2008e) von 16 sei die Aktie zudem günstig bewertet. Für Anleger, die ein aussichtsreiches Investment im Hightech-Bereich suchen würden, dürfte dies ein weiteres Kaufargument sein, zumal das Unternehmen selbst dank seiner starken Kundenbeziehungen im laufenden Weihnachtsquartal mit starken Zahlen rechnen könne. Damit dürfte Nokia an die zuletzt positiven Nachrichten anknüpfen.
Charttechnisch betrachtet sei ferner der langfristige Aufwärtstrend intakt. Gelinge es nun, die kurzfristige Abwärtstrendlinie zu überwinden, dürfte das Mehrjahreshoch bei 28,73 Euro in Angriff genommen werden. Ein Ausbruch darüber dürfte den Weg bis zur Marke von 30 Euro und darüber hinaus freimachen.
Investoren, die sich der Risiken bewusst seien, könnten versuchen, mögliche Kurssteigerungen mit Derivaten zu hebeln. Auf den Basiswert Nokia gebe es dazu auch einige Hebelzertifikate. Interessant sei beispielsweise der Open End Turbo Long der BNP Paribas. Ausgestattet mit einer theoretisch unbegrenzten Laufzeit, liege die Knockoutschwelle aktuell bei 24,02 Euro und der Hebel bei 5,8.
Anleger sollten sich generell über die erhöhten Risiken beim Handel mit Optionsscheinen, bzw. Knockout-Produkten bewusst sein und eine adäquate Limittechnik verfolgen. Sie sollten verstehen, dass der Handel mit Derivaten unter anderem durch die höhere Reagibilität wesentlich risikoreicher sei als der physische Aktienhandel und vornehmlich der gezielten Nutzung von zeitlich fest definierten Marktchancen diene. Aufgrund der Hebelwirkung sei im Vergleich zum physischen Erwerb der Aktie ferner lediglich ein wesentlich geringerer Kapitaleinsatz erforderlich.
Die Experten von "Aktienservice Research" bewerten die Aktie von Nokia mit "kaufen". (Global Markets Ausgabe 370 vom 11.12.2007) (12.12.2007/ac/a/a) |