"Das Resultat wäre: Die Welt würde kapieren, dass Inflation herrscht. Die Wirtschaft würde anspringen, die Banken wären wieder bereit, Geld großzügig auszuleihen." Reichlich daneben, mMn. Es ist schon ein Unterschied, ob Inflation entsteht, weil 1. die Wirtschaft boomt und die immer knapper werdende Arbeitskräfte bei Lohnverhandlungen immer höhere Forderungen durchsetzen können, deren Kosten die Firmen wiederum auf ihre Preise umlegen (Lohn-Preis-Spirale - "gesunde" Inflation, basierend auf Wirtschaftswachstum, gab es z. B. 1999/2000 in USA), oder 2. Inflationsangst entsteht, weil die Zentralbanken - konfrontiert mit Massenarbeitslosigkeit und der tiefsten Industrieauslastung seit 26 Jahren - Geld drucken, damit sich die Regierungen aus der schwersten Schlamassel seit der Großen Depression "herauszuinflationieren" können (Argentinien/Weimar/Zimbabwe-Szenario, "kranke" Inflation, basierend auf Überschuldungs-Elend). Mross Schluss, dass die Wirtschaft wegen Inflation "anspringen" würde, ist eine unselige Verquickung von Punkt 1 und 2. Im Szenario 1 (Goldilocks) erhöhen die Zentralbanken die Zinsen, um der überhitzten Boom-Wirtschaft einen Dämpfer zu verpassen. Schwächelt die Wirtschaft später, werden die Zinsen gesenkt. Die Notenbanken haben die Zügel in der Hand. In Szenario 2 haben die Zentralbanken die Zügel bereits verloren: Die Zinsen sind bereits nahe Null - womit die Möglichkeit der "Feinsteuerung" via Zinsen aus der Hand gegeben wurde. Nun kommen noch unerprobte Billionen-Experimente hinzu wie das Quantitative Easing (QE), mit dem die Notenbanken Marktpreise die Longbond-Kurse und -Renditen manipulativ verzerren - eine Vorstufe zum unkontrollierten Gelddrucken à la Weimar. Der Goldpreis wird, anders als Mross vermutet, von den Regierungen NICHT nach oben manipuliert (und schon gar nicht, um "förderliche" Inflations-Illusionen zu erzeugen). Tatsächlich VERKAUFEN die Notenbanken und der IWF gerade im großen Stil Gold, wohl auch um den Goldpreis zu deckeln. Der Goldpreis-Anstieg ist vielmehr eine Panik-Reaktion des Marktes (die von Zockern wie Hedgefonds ins Extrem getrieben wird) auf die o. g. unerprobten Geldflutungsexperimente, die - in historischem Rückblick - bislang noch keinem Staat zur Glorie gereicht haben. Man kann sich aus Überschuldung nicht durch weitere Schuldenaufnahme retten, ohne Weimarer Verhältnisse zu riskieren. Das Gegenargument lautet, dass das gedruckte Geld ja gar nicht in Umlauf kommt (es "versickert" angeblich bei den Banken) und dass daher nach wie vor Deflation herrscht, die lediglich durch QE etwas gemildert wird (wie in Japan nach 1990). Tatsache jedoch ist, dass die Zockerbanken die Zentralbank-Knete nicht in ihrer Schuldenschatulle verstecken, sondern das Billiggeld in die Börsen, Rohstoffe, Bonds und Assets aller Art pumpen. Ziel ist, sich dabei im Eigenhandel zu sanieren - wie GS, JPM und die DB ja schon erfolgreich vorgemacht haben. Auf diese Weise entsteht eine veritable Assetpreis-Inflation. Auch DIE ist schädlicher, als es Bernanke und Co. weismachen wollen, denn dabei entstehen instabile Schieflagen. Genauso wie QE die Marktpreise bei Bonds bzw. Bonds-Renditen manipulativ verfälscht (mit weltweiter Segnung), führt die Assetpreis-Inflation mit dem Zentralbank-Billiggeld zu Bewertungsverzerrungen bei den hochgekauften Assets. Folge: Die Assetpreise inkl. Börsen stehen bereits grotesk höher, als es ihrer fundamentalen Bewertung (nach dem Maßstäben der Vorblasenzeit) entspräche. Eine wirkliche Gesundung der Weltwirtschaft sieht anders aus. Was stattdessen "veranstaltet" (verunstaltet?) wird, ist Blasen-Zinnober. Und all dies dient im Grunde nur dazu, dass US-Milliardäre ihren Hintern heil aus der Krise retten können. Für einen nachhaltigen Neuanfang, der nicht auf Blasen basieren darf, fehlt der politische Wille. |