AMD rechnet hoch [Update] Meldung vorlesen
AMD hat auf der hauseigenen Multicore-Webseite schon seit einiger Zeit Hochrechnungen zur Geschwindigkeit des Serverprozessors Barcelona veröffentlicht. Die AMD-Grafiken deuten an, dass ein System mit zwei Quad-Core-Opterons (Barcelona) bei einer Taktfrequenz von 2,6 GHz sowohl im Benchmark SPECint_rate2006 als auch beim SPECfp_rate2006 Intels aktuelles Flaggschiff (2 × Xeon X5355, 2,66 GHz) schlagen kann. Knapp 30 Prozent sieht AMD die eigenen Prozessoren bei den Integer-Benchmarks vorne und fast 50 Prozent bei den Gleitkommaoperationen. Anzeige
Bisher hat AMD jedoch nicht erklärt, wie diese Zahlen zustande gekommen sind. Genaue Werte oder gar die detaillierten Resultate – deren Veröffentlichung die Standard Performance Evaluation Corporation (SPEC) vorschreibt – sind nirgends zu finden. Die Fußnoten sprechen – auch wegen der Veröffentlichungspflicht – von Schätzungen ("Estimates"), denen interne Simulationen (und nicht etwa Messungen) zugrunde liegen sollen.
Schade ist auch, dass AMD nicht einmal die genauen Bezugswerte des Xeon X5355 veröffentlicht – auf der SPEC-Webseite finden sich nämlich ganz unterschiedliche Werte mit verschiedenen Compilern und Betriebssystemen. Außerdem unterscheidet die SPEC-CPU2006-Suite zwischen Base-Werten und höher optimierten Werten ohne den Zusatz "Base". Im SPECint_2006 erreichte ein Xeon X5355 im Juni in einem Fujitsu-Siemens-Server 92,5 Base-Punkte und 101 sonst, die AMD-Grafik bezieht sich auf niedrigere Ergebnisse vom April 2007. Außerdem gibt es mittlerweile auch schon Werte für den (außer im Apple Mac Pro) noch nicht offiziell verfügbaren Xeon X5365 (98,4/106).
Beim Gleitkommadurchsatz wirken die AMD-Angaben schlüssiger – schließlich schlägt dabei schon heute ein System mit vier Dual-Core-Opterons einen Rechner mit zwei Xeon X5355 um Längen. Selbst ein 2-Wege-System mit zwei Dual-Core-Opterons kommt bis auf 14 Prozent an einen solchen Dual-Quad-Core-Xeon-Rechner heran, weshalb die Opterons im HPC-Bereich auch sehr beliebt sind. Die größeren Stückzahlen von Serverprozessoren stecken allerdings in Maschinen, die allgemeine Serveraufgaben erledigen, bei denen eher die Ganzzahl-Rechenleistung zählt.
Fest steht jedenfalls, dass AMD mit einem 2-GHz-Barcelona starten will. Von einem 2,6-GHz-Chip ist erst einmal nicht die Rede. Interpoliert man linear aus den von AMD gelieferten Schätzungen die Integer-Leistung eines 2-GHz-Barcelonas, so liegt dieser ungefähr gleichauf mit Intels bisher schnellsten Vierkernprozessor. Das könnte der Grund für die kürzlich bekannt gewordenen Spekulationen von UBS-Analysten sein, die davon ausgehen, dass AMD mit den ersten Quad-Core-Prozessoren keine wesentlich höheren Verkaufspreise erzielen wird. Wenn gegen Jahresende schnellere Barcelona-Opterons kommen, wird Intel möglicherweise schon neue 45-nm-Xeon-Vierkerne (Harpertown) mit 12 MByte L2-Cache und 3,33 GHz Taktfrequenz liefern können. (bbe/c't) |