Liebe Leser, in der vergangenen Woche sorgte im DAX eine Aktie für Aufsehen, die viele Börsianer schon gar nicht mehr auf der Rechnung haben: E.ON. Nach einer katastrophalen Talfahrt sprang der Kurs des Versorgers nach oben. Hintergrund war eine Meldung, dass E.ON sein Brasilien-Geschäft ausbauen will. Doch was verbirgt sich dahinter. In der Bibel heißt es: "Die Letzten werden die Ersten sein". Nach dieser Weisheit dürften E.ON goldene Zeiten bevorstehen. Denn die Kursentwicklung des Versorgers aus Düsseldorf war für Aktionäre eine herbe Enttäuschung. Im letzten Jahr ist die Aktie um über 25 Prozent gefallen. In den vergangenen drei Jahren hat sich der Kurs halbiert. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum stieg der DAX um über 28 Prozent an (im letzten Jahr lag das Plus bei über zwölf Prozent). Diese gewaltige Underperformance hat natürlich einen Grund - und der heißt "Fukushima". Der in Deutschland beschlossene Ausstieg aus der Atomenergie belastet die Versorger massiv. Aber: Zuletzt zeigte die Aktie eine Relative Stärke. Im vergangenen Monat stieg die E.ON-Aktie um über fünf Prozent an. Der DAX legte im gleichen Zeitraum gerade mal um ein Prozent zu. Ein Grund ist natürlich die nun bevorstehende Dividendensaison. Mit einer Dividendenrendite von 7,8 Prozent besitzt der Versorger nach der Deutschen Telekom die höchste Dividendenrendite im DAX. Expansion nach Brasilien gefällt den AnlegernWichtiger ist jedoch die fundamentale Entwicklung. Im Rahmen der Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2012 gab das Management bekannt, dass sich E.ON in Zukunft stärker in den wachstumsstarken Emerging Markets aufstellen will. Der Fokus soll hier auf den Ländern Brasilien, Russland und Türkei liegen. Dieser Ankündigung ließen die Düsseldorfer dann auch sofort Taten folgen: Letzte Woche wurde bekannt, dass der brasilianische Milliardär Eike Batista mit E.ON über den Teilverkauf seiner Beteiligung an der brasilianischen Stromgesellschaft MPX verhandelt. E.ON möchte damit seinen Anteil an MPX, dem Strompartner in Südamerika, aufstocken. Dabei will der deutsche Versorger nicht kleckern sondern klotzen. Das Investitionsvolumen soll laut Gerüchten zwischen 900 Millionen USD und einer Milliarden USD liegen. Dieser Aktionismus gefällt den Anlegern genau so wie die Strategie, sich von dem deutschen und europäischen Strommarkt zu diversifizieren. Auch wenn die Emerging Markets, vor allem die BRIC-Länder Brasilien und Russland, derzeit nicht durch sensationelle Wirtschaftsentwicklungen glänzen - diese Länder, und vor allem die Türkei, werden in den kommenden Jahren überdurchschnittlich wachsen. Interessierte Anleger sollten die E.ON-Aktie also auf ihre Watchlist setzen. Überhastete Käufe sind aber nicht nötig. Charttechnisch ist noch keine Trendwende erreicht. Die Aktie notiert auf dem tiefsten Stand seit zehn Jahren und der seit 2010 gültige Abwärtstrend ist einwandfrei intakt. Erfolgreiche Investments wünscht Ihnen Heiko Böhmer Chefredakteur „Privatfinanz-Letter“ |