Nun ja, es kommt alles auf die Perspektive an. Man konnte in den letzten Jahren bei Evotec einen Tenbagger einfahren, falls bei 3 Euro einstieg und bei 30 Euro verkaufte. Wer bei 30 Euro einstieg, hat natürlich Grund zu Meckern, auf Evotec und auf sich selbst. Wie kann man denn einsteigen bei über 10 Mrd. Euro an Marktkapitalisierung, zu einem Zeitpunkt als Evotec grade mal über 0,5 Mrd. Euro Umsatz hatte? Und diesen Verlust seit diesem Kurshöchststand hat man nicht als Langfristanleger erzielt, sondern gemessen an der Dauer als Mittelfristanleger. Ich bin ja noch gar nicht so lange dabei, sondern ich will Evotec lange halten. In der Zwischenzeit hatte ich zweistelliges Plus, nun zweistelliges Minus. Ich ging beim Einstieg davon aus, dass es sich langfristig lohnen wird. Daran glaube ich noch immer. Ich stieg leider zu einem Zeitpunkt ein, wo sich das UNternehmen von den Fundamentals her schwertut; und das wusste ich im Vorhinein nicht. Es war von der IT-Sicherheit, ohne Details zu kennen, nicht sonderlich gut aufgestellt; es fing an sich zu Verzetteln mit zu vielen Beteiligungen und Forschungsprojekten, es gab den Bayer-Rückschlag, und einen CEO, der mehr in den Wahnsinn abdriftete, während er zu lange als Genie wahrgenommen wurde.
Aber forschungsseitig kommt man voran. Man verliert keine Partnern, sondern man gewinnt neue hinzu; wie die diversen Koop.-meldungen zeigen. Just ist aufgebaut worden, eine neue Sparte, die der Biologica, entstand. Die IR schreibt hier (https://www.evotec.com/de/ir-news/investor-relations): "Ziel des Unternehmens ist es, bis Ende 2025 über 170 Pipeline-Assets zu besitzen, wobei die ersten Lizenzgebühren im Jahr 2025 anfallen sollen." Ergo, wer statt einem One-Trick-Pony, 170 davon hat, der kann gar nicht "failen". Klinische Studien dauer aber lange und als ich mir die Präsentationen im Zuge meines Einstiegs anschaute, war klar, dass 90% aller Forschungsprojekte in Phase 1 oder noch davor waren und noch sind. Man schaue auf die Seiten 30-32 im Geschäftsbericht 2023 (https://www.evotec.com/uploads/download-files/...icht2023-German.pdf) Entsprechend lang muss ich eh warten; und da ich schlecht den Markt timen kann, brauche ich diesen Horizont. Ich bin halt zu blöd, in den nächsten 3 Jahren andersorts ordentlich Gewinn zu machen und dann gut getimed zu Evotec zu kommen, um den dann vermeintlich bevorstehenden Boom auch noch mitzunehmen. Dann lege ich das Geld hier halt an, und die einzigen Opportunitätskosten, die ich in der Zwischenzeit hatte, ist nicht das Geld, dass ich mit anderen Aktien hätte gewinnen (oder verlieren!) können, sondern das Geld, mit dem ich schon im Plus war mit Evotec.
Evotec hat nun bis Frühjahr 2026 Zeit mich per mind 5 Phase-II-Projekten, einem EBITDA-Boost durch Restrukturierung und etablierten Just-Gewinnen in meiner Investmentthese zu bestätigen, oder eben nicht. Noch ist Evotec für mich auf dem richtigen Weg, ob das so bleibt, werde ich dann in 2 Jahren wissen. |