28. November 2005 Sind gerade eingezogen. Jetzt leben wir im intelligentesten Haus der Gegend. Alles ist vernetzt. Das Fernsehkabel mit dem Telefon, das Telefon mit meinem PC, der PC mit dem Stromnetz und allen anderen Geraeten. Die Alarmanlage haengt natuerlich auch mit dran. Und alles wird mit nur einer Fernbedienung gesteuert! Vollkommen einfach! Die Programmierung ist ein Kinderspiel. Ich bin jetzt "voll auf Draht"!
30. November Echt Klasse! Vom Buero aus den Videorecorder programmiert und die Heizung etwas hochgedreht. Per Handy das Licht angeschaltet und den Backofen vorgeheizt, fuer die Pizza. Man sollte sich die Fernbedienung glatt einpflanzen lasssen!
3. Dezember Gestern stuerzte die Kueche ab. Seltsam. Als ich den Kuehlschrank aufmachte, brannte die Gluehbirne durch. Sofort gingen alle elektrischen Geraete aus. Stecker raus, Stecker wieder rein - nichts! Anruf bei der Kabelfirma. Die verwiesen mich an den Notdienst. Die vom Notdienst meinten, das waere wohl ein Programmfehler. Die Softwarefirma hat dann eine Ferndiagnose in meinem Hausprozessor gestartet. Ihr Expertensystem tippte auf einen Bedienungsfehler. Ist mir doch egal, ich will meine Kueche wiederhaben! Noch mehr Anrufe, noch mehr Ferndiagnosen. Es stellte sich raus, daá es sich um den unvorhersehbaren Fehlerfall handelte - im Netzwerk hatte es noch nie den Fall einer durchbrennenden Kuehlschranklampe bei geoeffneter Tuer gegeben. Deshalb hat der Fuzzy - Regler auf einen Kurzschluss getippt und die ganze Kueche runtergefahren. Da die Netzueberwachung aber nichts von einem Kurzschluss wusste, war die Kuechenlogik verwirrt und konnte keinen Kaltstart machen.Die vom Notdienst schwoeren jeden Eid, dass so etwas noch nie passiert waere.
Es dauerte ueber eine Stunde, bis die Kueche wieder gebootet hatte.
7. Dezember Die Polizei ist sauer. Dauernd ruft unser Haus den Notruf an. Wir haben rausgekriegt, dass immer, wenn wir die Lautstaerke auf ueber 25 dB aufdrehen, Schwingungen auf den Fenstern erzeugt werden. Wenn diese mit einem leichten Luftzug zusammentreffen, sprechen die Glasbruchsensoren an, und der Polizeicomputer denkt, daá jemand bei uns einbricht.
Noch eine Macke: Immer, wenn der Keller im Selbsttest ist, reagiert der Fernseher nicht auf die Fernbedienung. Ich muss aufstehen und von Hand umschalten. Die Leute vom Notdienst und von der Softwarefirma sagen, das Problem werde bei der naechsten Programmversion - SmartHouse 2.1 - behoben; die ist aber noch nicht ganz fertig.
12. Dezember Das ist ein Alptraum! Mein Haus hat sich einen Virus eingefangen, als ich mit meinem PC im Internet rumgesurft bin. Ich komme nach Hause, und das Wohnzimmer ist eine Sauna. Die Schlafzimmerfenster sind voller Eisblumen, der Kuehlschrank ist abgetaut und die Waschmaschine hat den Keller ueberschwemmt. Das Garagentor schlaegt auf und zu, und der Fernseher empfaengt nur noch den Teleshop. Im ganzen Haus flackern die Lampen wie verrueckt, bevor sie wegen Ueberlastung platzen. Ueberall liegen Glasscherben.
Die Alarmanlage merkt von all dem nichts.
Auf meinem PC-Monitor steht: "Welcome to HomeWrecker!!! Now the FUN begins..."
Ich bin raus aus dem Haus. Aber schnell.
18. Dezember Sie meinen, das Haus waere jetzt virenfrei, aber hier sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld. Wir haben diverse Rohrbrueche, und ich bin mir nicht sicher, ob die auch den Teil des Virus erwischt haben, der Toiletten infiziert. Aber die Exorzisten (so bezeichnen sich die Leute vom Virennotdienst selber!) meinen, das schlimmste sei ueberstanden. "HomeWrecker ist schon ziemlich fies", troestet mich der eine noch, "aber seien sie froh, dass Sie nicht Poltergeist erwischt haben. Da haetten Sie leicht Aerger kriegen koennen..."
19. Dezember Offensichtlich ist unser Haus nicht gegen Viren versichert. "Feuer und Erdrutsch - ja, Viren - nein.", sagt der Schadenssachbearbeiter.
Die Softwarelizenz von SmartHouse erwaehnt im Kleingedruckten, dass alle Garantieansprueche erloeschen, wenn irgendein Computer oder Geraet in meinem Haus in irgendeiner Form mit irgendeinem nicht am Projekt beteiligten Online-Dienst verbunden wird. Allen tut es schrecklich leid, aber man kann halt nicht erwarten, dass sie auf jeden Virus vorbereitet seien, der jemals geschaffen wuerde.
Wir haben unseren Anwalt angerufen. Er lachte. Er war sehr am Fall interessiert.
21. Dezember Ein Vertreter von SmartHouse hat angerufen. So quasi als Weihnachtsangebot, duerfen wir am Beta-Test der neuen Version SmartHouse 2.1 teilnehmen. Ganz umsonst. Dann koennten wir uebrigens auch mal persoenlich mit den Programmierern sprechen!
"S e h r g e r n e!", habe ich gesagt... |