Aktuell herrscht schon fast panische Stimmung. Meine Meinung zu dem Thema: Ich bin von dem Monsanto-Deal auch nicht begeistert. Ich halte die Übernahme zum einen für zu teuer. Auch das Monsanto-Image wegen Glyphosat ist einfach nur miserabel. Ebenso hat Bayer dummerweise neben der schon sehr teueren Übernahme auch als Rechtsnachfolger die ganzen Prozessrisiken mitsamt den sich daraus ergebenden (Straf-)/Entschädigungszahlungen ins Haus geholt. Und ganz nebenbei auch noch gut laufende andere Geschäftsbereiche abgeben müssen (Saatgut an Bayer, Covestro-Abspaltung).
Wenn man sich die Sache nun aber etwas nüchterner betrachtet, dann gibt es da auch noch folgende Aspekte zu beachten:
Bzgl. der (Straf-)/Entschädigungszahlungen gibt es aktuell ein erstinstanzliches (!) Urteil in Höhe von ca. 290 Mio. gegen Monsanto. Ok, aber es werden laufend irgendwelche Urteile gefällt, in den USA auch gerne in derart absurden Höhen für Einzelpersonen. Hier ist aber das letzte Wort noch lange nicht gesprochen, Monsanto wird hier naturgemäß Einspruch dagegen erheben und die „Schlacht“ beginnt jetzt eben. Das war zu erwarten, und ich bin eigentlich auch davon überzeugt, dass dem Bayer-Management dieser grundsätzliche Sachverhalt durchaus auch bewusst war und ist. Was ich aber für überzogen halte, wenn man jetzt die Anzahl der Klagen linear hochrechnet und Summen in Höhe von 1 Billion nennt und gleichzeitig von der nahenden Insolvenz redet. Das ist absurd. Das lineare Hochrechnen macht keinen Sinn. Es ist in den USA gelebte Praxis erstmal mit gigantischen Forderungen und Sammelklagen eine entsprechend dramatische Drohkulisse aufzubauen. Dies ist Teil der üblichen Verhandlungsstrategie, man kennt dies doch aus der Vergangenheit. Am Ende werden auf Monsanto und damit auf Bayer ein paar Milliarden als Zahlungen herauskommen. Klingt viel, ist aber das muss in Relation zum Kaufpreis von Monsanto in Höhe von etwa 63 Mrd. gesehen werden. Angenommen es werden insgesamt 10 Mrd. Zahlungen, dann hat die Übernahme von Monsanto statt 63 Mrd. eben 73 Mrd. gekostet. Nicht schön, aber das macht den Hahn auch nicht fett (auch wenn es nach wie vor insgesamt sehr teuer ist!). Im Moment herrscht fast schon Panik, das ganze wird durch entsprechende Meldungen in der Presse natürlich entsprechend flankiert, was die Panik weiter anheizt.
Das wird vermutlich noch eine Weile so weitergehen, mit jeder Meldung geht der Abverkauf weiter. Sobald sich dann aber in ein paar Monaten die Lage wieder beruhigt hat und andere Urteile gefällt werden bzw. gar eine gesamtheitliche Einigung der Art, dass Monsanto/Bayer sich auf eine Gesamtzahlung auf z.B. 10 Mrd. geeinigt haben, dann wird der Kurs wieder nachhaltig nach oben gehen. Da kommt es nämlich nicht so sehr auf die Zahl an, sondern darauf, dass das Thema mal abgehakt werden kann.
Man darf nicht vergessen: Monsanto und Bayer bestehen nicht nur aus Glyphosat. Monsanto hat einen sehr starken Forschungsbereich und KnowHow in Sachen Gentechnik etc. Und wir müssen ehrlich sein, kein Mensch liebt Pflanzenschutzmittel, jeder würde gern darauf verzichten. Aber die Agrarwirtschaft wird bei stetig steigender Weltbevölkerung leider nicht ganz ohne Pflanzenschutzmittel auskommen. Noch dazu werden die Herausforderungen wegen Klimaveränderung steigen. Und das kann kein kleiner Betrieb stemmen. Das schaffen nur die Großen mit entsprechender Finanzkraft und KnowHow auf lange Sicht. Die Entwicklung wird auch hier weitergehen und ich bin überzeugt, für Glyphosat wird schon längst an besseren Alternativen geforscht, und nicht erst seit gestern, auch im Hause Monsanto.
Die aktuelle Entwicklung im Kurs ist nicht schön, aber Panik hilft nicht. Ruhe bewahren! Da kommen auch wieder andere Zeiten, auch wenn es noch einige Monate dauern wird und nicht ausgeschlossen ist, dass es noch ein paar Pirouetten nach unten geht.
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